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Potsdam-Mittelmark: Sieben Jahre Gefängnis für eine Zeichnung

Dem Karikaturisten Karl Holtz wird zum 30. Todestag in seiner Wahlheimat Rehbrücke eine Ausstellung gewidmet

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Nuthetal - Groß, hager und gebückt erscheint er in den Erinnerungen der alten Rehbrücker. Seine Markenzeichen waren der lange Lodenmantel und sein altes Moped. Vor 30 Jahren starb der Karikaturist und Kunstmaler Karl Holtz in Rehbrücke, seiner Wahlheimat. Eine Ausstellung im Galerie-Atelier EigenArt in der Weerthstraße in Bergholz-Rehbrücke soll ab dem 25. April an den Künstler erinnern, der für eine Stalinkarikatur ins Gefängnis musste.

Der am 14. Januar 1899 in Berlin geborene Holtz verbrachte viele Jugendjahre in Danzig. Doch schon als 15-Jähriger wurde er in der Unterrichtsanstalt am königlichen Kunstgewerbemuseum in Berlin von Emil Orlik und Ludwig Sütterlin unterrichtet. So wurde Holtz zum „profiliertesten deutschen Maler, Zeichner und Grafiker des 20. Jahrhunderts“, sagt der Rehbrücker Kunstfreund Siegfried Jahn. Zusammen mit dem Ortsverein stellt Jahn viele von Holtz´s Buchillustrationen in der Rehbrücker Galerie aus. Seine Karikaturen sind bekannt, sagt Jahn, doch zu oft werden seine Illustrationen in Büchern nur als nebensächliches Produkt wahrgenommen.

Schon 1916 veröffentlichte Holtz seine erste Karikatur und illustrierte im Jahr 1918 sein erstes Buch mit dem Titel „Der Schatz in der Tüte“. Zu seinen Auftraggebern zählte damals der Rehbrücker Rudolf Presber (1868-1935). Bis in die 20er Jahre hinein zeichnet Holtz in seinen Karikaturen und Lithografien oft nüchtern bis trostlos erscheinende Momentaufnahmen von Berliner Straßenszenen und sozialem Elend. Erst 1928 beginnt er, für die Satirezeitschrift „Eulenspiegel“ zu arbeiten. Im gleichen Jahr führt es Holtz nach Bergholz-Rehbrücke. Zusammen mit Herbert Anger, die beiden kannten sich vom Wochenblatt „Lachen links“, beteiligte sich Holtz an einer Ausstellung zur 700-Jahrfeier des Ortes. Nur zwei Jahre später verlegt Holtz seinen Wohnsitz in die junge Landhauskolonie in der heutigen Jean-Paul-Straße in Rehbrücke, 1936 zieht er in die heutige Leibnizstraße im Ort.

Hitlers Machtergreifung bedeutet das Aus für den noch jungen Pressezeichner, der den Nationalsozialismus immer scharf angriff. Fortan verdient sich Holtz als technischer Zeichner und Werbegrafiker – mit zum Teil großem Erfolg und eigenen Ausstellungen. Erst der Krieg macht ihn zum Zwangssoldaten. Im März 1945 desertiert Holtz in Warschau und schlägt sich nach Hause durch.

Nach dem Krieg genießt Holtz seine neuen Freiheiten als Karikaturist, bis zur folgenschweren Veröffentlichung seiner Stalin-Karikatur im Juni 1949: Auf der Titelseite des Schweizer Satireblattes „Nebelspalter“ erscheint Stalin als „Friedensengel“ in einer Zeit, da er als „roter Gott“ nicht angreifbar war. Dafür, so habe Holtz einmal geantwortet, habe er sein höchstes Honorar bekommen: 25 Jahre Bautzen. Nach dem Ende der Ära Stalin wird Holtz nach sieben Jahren Gefängnis 1956 begnadigt. Die Gründe seiner Verurteilung habe er nie verstanden.

Uwe Jaeger, der 20 Jahre alt war, als er Holtz in Rehbrücke kennenlernte, erlebte ihn als umständlichen aber charmanten Menschen. Seine Augen konnten trotz allem noch lachen. Wenn er ihn abends besuchte, legte Holtz in der Küche Patience, Karten die er in Bautzen selbst hergestellt hatte. „Es waren gute Gespräche für mich“, erinnert sich Jaeger: Holtz wollte ihn ins Wohnzimmer bitten, doch Jaeger wollte lieber in der Küche bleiben: „Da roch es nicht so nach Benzin und Öl“, denn Holtz´s Motorrad stand abends immer im Wohnzimmer aus Angst vor „bösen Buben“, wie Jaeger erzählt. In seiner Todesanzeige für Karl Holtz schrieb der Eulenspiegel-Verlag 1978: Holtz war „ immer der Arbeiterklasse mit seiner kämpferischen spitzen Feder verbunden ". Bereits 1999, zum 100. Geburtstag von Karl Holtz, wurden seine Werke in einer ersten Rehbrücker Ausstellung gezeigt. Im Sommer 2000 erhielt Holtz am Rehbrücker Markt eine Gedenktafel neben dem Brunnen.

Die Ausstellung „Karl Holtz (1899-1978) Bucheinbände und Illustrationen“, befindet sich bis zum 12. Mai in der Galerie EigenArt in Bergholz Rehbrücke. Die Vernissage am 25. April beginnt um 19 Uhr. Ute Kaupke

Ute Kaupke

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