
© Andreas Klaer
Potsdam-Mittelmark: Simulation am Havelstrom
Die Kabel-Eins-Mühle in Werder ist zum Schulungszentrum des Ingenieurbüros CFX geworden
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Werder (Havel) - Sie ist zum Symbol geworden, was in den Havelauen möglich ist: Die Kabel-Eins-Mühle am Zernsee. Vor drei Jahren konnten TV-Zuschauer in einer Baustellen-Soap die Entstehung von „Deutschlands schönstem Ferienhaus“ mitverfolgen. Gestern zeigten die neuen Bewohner bei einem Tag der offenen Tür, wie das innovative Bauwerk, dass seine Solarflügeln mit der Sonne dreht, inzwischen genutzt wird.
Das Ehepaar Petra Maier und Peter Bartsch hatten die Mühle vor zwei Jahren von den glücklichen Gewinnern der Fernsehreihe erworben, die nichts damit anfangen konnten. Maier und Bartsch haben inzwischen den Garten gestaltet, eine Grundstücksmauer und ein Schwimmbassin gebaut. Sie nutzen die Mühle als Ferienhaus, vor allem aber als Schulungszentrum für ihre gemeinsame Berliner Firma „CFX Berlin Software GmbH“, für die passenderweise Wind und Strömungen eine wichtige Einnahmequelle sind.
Das Ingenieurbüro mit 15 Mitarbeitern verdient sein Geld, indem es für Kunden wie Siemens, Bosch oder BMW das technische Verhalten von Luftströmen oder Flüssigkeiten am Computer simuliert. Stolz ist Geschäftsführerin Petra Maier, wie dem Berliner Jüdischen Museum im vorigen Jahr geholfen werden konnte: Ständig hatte es am Eingang des Hauses gezogen. Am Computer konnte mit entsprechenden Wettersimulationen nachgewiesen werden, dass es an Luftwirbeln im Windschatten eines Nachbarhauses liegt, die direkt am Museumseingang hingen. Mit einer Drehtür konnte Abhilfe geschaffen werden.
Windkraft- und Schiffbauunternehmen gehören zu den Kunden von CFX, die Automobilindustrie oder das Medizintechnik-Unternehmen Dräger, das die Luftführung in seinem Inkubator optimieren wollte, damit es die Frühchen behaglich haben.
Manche Kunden möchten selber rechnen, wie Petra Maier berichtet. Sie werden am US-amerikanischen Ansys-Programm geschult, dass auch bei CFX verwendet wird. Die Schulungen finden seit September in der Mühle in Werder statt. Die Ansys-Software sei Marktführer im Bereich der Strömungssimulation, sagte Maier. Schulung und Vertrieb sind ein weiterer Geschäftsbereich der Firma, die laut Maier einen Jahresumsatz von 1,5 Millionen Euro erwirtschaftet.
Spaßeshalber haben die CFX-Ingenieure auch mal die Kabel-Eins-Mühle durch das Ansys-Programm geschickt: Petra Maier und Peter Bartsch können sicher sein, dass die Solar-Flügel auch bei starken Havel-Böen nicht abbrechen werden. Henry Klix
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