Potsdam-Mittelmark: Singen für die Orgel
Gestern Benefizabend für das alte Instrument
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Gestern Benefizabend für das alte Instrument Nuthetal - Saarmund singt für seine Orgel: Gestern veranstaltete der Kirchenchor des Nuthetaler Ortsteils ein Benefiz-Konzert für das historische Instrument. Die 1848 von Carl Ludwig Gesell gebaute Orgel wurde das letzte Mal in den 70er Jahren gereinigt und soll in den nächsten Jahren generalüberholt werden. Spielen lässt sie sich allerdings noch – was sich beim gestrigen Konzert zeigte. Mit einer „Missa Quinta“ von Franz Arnfelser, umrahmt von weiteren Stücken, wurde es feierlich in der Saarmunder Kirche. Besonders dringend ist die Reparatur des Blasebalgs. Im Laufe der Jahre habe dieser einen Riss bekommen, sagt der Vorsitzende der evangelischen Kirchengemeinde, Michael Steppat. Die Kosten für eine Gesamtsanierung bezifferte er auf bis zu 12000 Euro, die sich durch Eigenleistungen aber verringern ließen. Hierfür wird auch auf Spenden gesetzt. Angebote von drei Firmen lägen bereits vor, unter anderem auch von Gesells Nachfolgern, der Werderaner Alexander Schuke Orgelbau GmbH. Die Saarmunder Orgel beeindruckt besonders durch ihre Größe. Viele der Zinnpfeifen wurden im Ersten Weltkrieg für die Rüstungsindustrie eingeschmolzen und später durch Zinkpfeifen ersetzt. Über den Registern, hoch auf dem Gesims, thronen Gipsgüsse des berühmten Bildhauers Christian Daniel Rauch, von ehemals vieren sind allerdings nur noch drei übrig. In der Kirche selbst hat sich in den letzten Jahren einiges getan: 1998 wurde der 35 Meter hohe Turm restauriert. Hier gibt es allerdings keinen Glockenstuhl, die drei gusseisernen Kolosse sind momentan direkt mit dem Gebäude verbunden. Das müsse in den nächsten Jahren aus statischen Gründen geändert werden, so Steppat. Erst im vergangenen Jahr wurde der Innenraum erneuert und dabei ein Sternenhimmel über der Kanzel freigelegt, der zu DDR-Zeiten weiß überstrichen wurde. Die Saarmunder Kirche ist ein geschichtsträchtiges Bauwerk: Von Ludwig Persius geplant und von Friedrich August Stüler gebaut, war zu ihrer Einweihung 1848 König FriedrichWilhelm IV. persönlich anwesend. Die Schinkel-Schüler Persius und Stüler errichteten mit diesem Gotteshaus die bereits dritte Kirche in dem Ort im Nuthetal. Das erste Gebäude stand neben dem Pfarrhaus am Markt, war um 1700 verfallen. Die zweite Kirche, so steht es in der Chronik, „sank 1840 bei einer Feuersbrunst mit der halben Stadt in Asche“. Am Ende des Zweiten Weltkrieges geriet das heutige Gotteshaus unter Beschuss, seitdem fehlt die Turmuhr. An der Nordwand ist immer noch ein Einschlag sowjetischer Artillerie zu erkennen. Das Benefiz-Konzert war Teil des Kulturlandjahres „1000 Jahre Christentum in Brandenburg“ – und dafür gab sich die Kirchenspitze musikalisch. So übernahm Pfarrerin Almut Gaed den Part der Violine in einem Kammerkonzert mit Orgel. Die Orgel selbst wurde von Kreiskantorin Elke Pilz gespielt, die auch den Chor leitet. Thomas Lähns
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