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Potsdam-Mittelmark: Sinnvoll aber teuer

Hohes Fahrgastpotenzial wird für die Stammbahn erwartet – und mit 161 Millionen Euro enorme Kosten

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Potsdam/Kleinmachnow - Der Wiederaufbau der Stammbahn ist neben dem Lückenschluss der S-Bahn zwischen Falkensee und Spandau die Schienenverbindung mit dem größten Fahrgastpotenzial. Das geht aus einer Untersuchung der Landesregierung hervor, bei der eine Reihe weiterer S-Bahn-Lückenschlüsse betrachtet worden ist – darunter auch die Friedhofsbahn sowie der S-Bahn-Ringschluss von Berlin über Teltow und Stahnsdorf zurück nach Berlin-Wannsee.

Die Stammbahn war die erste preußische Eisenbahn, die bis 1945 von Potsdam über Düppel nach Berlin-Mitte führte. Grundsätzlich geht man im brandenburgischen Verkehrsministerium davon aus, dass der Wiederaufbau der Bahnstrecke mit Bundesmitteln finanziert werden kann – nach dem so genannten Bundesschienenwegeausbaugesetz. Für Brandenburg sind in diesem Topf knapp 60 Millionen Euro vorgesehen. Allerdings sind die Mittel zunächst bis Ende 2007 reserviert, für spätere Investitionen müssten neue Vereinbarungen getroffen werden. Die Entscheidung Brandenburgs, den Wiederaufbau in den Investitionsplan des Landes aufzunehmen, ist abhängig von der Position Berlins zu dem Vorhaben. Die Hauptstädter haben sich zwar mehrfach zur Stammbahn bekannt, eine Wiederaufnahme der Strecke vor 2010 jedoch ausgeschlossen.

Die Reaktivierung der Strecke für den Regionalverkehr von Potsdam Hauptbahnhof - Düppel - Kleinmachnow - Berlin Hauptbahnhof mit der Einbindung in den bereits fertiggestellten Nord-Süd-Tunnel wird als sinnvollste Variante betrachtet. Diese würde 161 Millionen Euro kosten. Davon hätte Brandenburg 38 Millionen Euro zu tragen.

Der brandenburgische Landtag hatte im vergangenen Sommer seine Forderung nach dem Wiederaufbau der Stammbahn bekräftigt und die Landesregierung aufgefordert, auch alternative Finanzierungswege zu prüfen. Demnach, so hieß es im jüngsten Verkehrsausschuss des Landtages, hätte das Projekt auch aus dem Fonds bezahlt werden können, der zur Beseitigung investiver Altlasten zur Verfügung steht. Bis Ende 2007 hält der Bund dafür 16,8 Milliarden Euro für die neuen Länder bereit. In diesem Zeitraum ist die Stammbahn jedoch nicht zu realisieren.

Innerhalb des Prüfauftrages wurden im Verkehrsministerium weitere Varianten verglichen, um die Region Teltow an das öffentliche Schienennetz anzubinden. Eine geringe bis mittlere Wirkung wird dabei einer Wiederbelebung der Friedhofsbahn von Wannsee nach Stahnsdorf attestiert. Bei einem eher schwachen Fahrgastaufkommen ließe sich eine Investition von 40 Millionen Euro nicht rechtfertigen. Ähnlich der S-Bahn-Ringschluss: 100 Millionen Euro würde dieses Projekt kosten, hinzu kämen aufwendige Kreuzungsbauwerke und eine hohe Lärmemission innerhalb der Gemeinde Stahnsdorf. „Beide Varianten schneiden nicht gut ab“, sagt Ministeriumssprecher Lothar Wiegand.

Der Kleinmachnower SPD-Landtagsabgeordnete Jens Klocksin wertet die Darstellung als „klare Aussage zur Leistungsfähigkeit der Stammbahn“. Der verkehrspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion hält die Regionalbahnvariante für die wirtschaftlichste, „weil sie den meisten Verkehr generiert“. Wolle man Berlin beim Wort nehmen und eine Realisierung nach 2010 anstreben, könne in zwei Jahren mit der konkreten Planung begonnen werden. Im Ministerium bleibt man zurückhaltender, dort heißt es zur Stammbahn: „Sinnvoll aber teuer.“

Peter Könnicke

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