Potsdam-Mittelmark: Solarpark als Schutzschild
Wolfgang Köhn über seine Idee, auf einem Teltower Acker Strom zu gewinnen, Chancen und Vorbehalte
Stand:
Warum ist Sonnenenergie gut?
Die Sonne hat für die gesamte Energie gesorgt, die wir auf der Erde haben und verbrauchen werden. Erdöl, was für Millionen von Jahren durch Photosynthese entstanden ist, oder Kohle. Wir können mit Hilfe der Sonnenenergie relativ konfliktfrei - im Vergleich zur Windkraft - regenerativen Strom erzeugen. Solarenergie sieht man nicht, stinkt nicht, raucht nicht, sie macht keine Geräusche. Selbst die Inanspruchnahme der dafür genutzten Flächen, gemessen an produzierter Leistung je Hektar, ist gering.
Sie wollen in Teltow einen bislang landwirtschaftlich genutzten Acker für eine Solarfreiflächenanlage nutzen. Wie viel Teltower können mit Strom dieser Anlage versorgt werden?
Nach unseren Berechnungen bei einer Leistung von 7 Megawatt wird es möglich sein, 7000 Einwohner zu versorgen.
Wie wird gewährleistet, dass die Teltower tatsächlich Strom von dieser Anlage bekommen?
So lange der Strom über eine Einspeisevergütung verkauft wird, kann man das nicht direkt gewährleisten. Jeder, der am Netz der EON e.dis hängt, bezieht diesen Strom. Denn in dieses Netz wird der Strom eingespeist und verteilt. Es kann auch sein, dass die Teltower Strom verbrauchen, der in Süd-Ost-Polen erzeugt wurde, weil das alles über das europäische Netz verbunden ist. Anders ist es, wenn sich die Stadt entschließt, den Solarpark nach 20 Jahren zu übernehmen. Dann könnte man Teltow speziell von dieser Anlage versorgen.
Warum wäre die Stadt Teltow gut beraten, den Solarpark zu befürworten?
Zum einen wertet es das Image der Stadt enorm auf. So wurde zum Beispiel die Stadt Luckenwalde für ihr energiepolitisches Engagement ausgezeichnet. Luckenwalde hat Vorbildwirkung erreicht und soll die Energiestadt Brandenburgs schlechthin werden. Ich würde mich freuen, wenn Teltow auch in diese Richtung geht. Eine Sieben-Megawatt-Anlage ist eine anständige Größenordnung und würde Teltow bekannt machen. Im Hinterkopf habe ich den Gedanken, dass sich in Sogwirkung auch Produzenten von Solarmodulen hier ansiedeln könnten. Es ist vor etwa zehn Jahren schon mal so etwas im Stahnsdorfer Greenpark geplant gewesen, scheiterte damals aber an der Rentabilität. Heute sieht das ganz anders aus. Wenn Teltow oder die Nachbarorte noch Gewerbeflächen zur Modulproduktion bereit stellen würden, lohnt sich das.
Warum ist die Ruhlsdorfer Fläche geeignet für einen Solarpark?
Ich höre immer wieder: Flächen gibt es überall, warum gerade in Teltow? Das Erneuerbare-Energiengesetz schreibt vor, dass es eine landwirtschaftlich genutzte Fläche sein muss. Es kann auch eine wirtschaftliche oder militärische Konversionsfläche sein, oder Dachflächen. Nun muss man schauen, welche Flächen in Teltow tatsächlich in Frage kommen. Alle Wohn- und Gewerbegebiete scheiden aus genauso wie Landschaftsschutzgebiete und Waldflächen. Dann scheiden für große Solarparks mit mehr 0,5 Megawatt alle Areale aus, die von einer 110 Kilovolt-Leitung mehr als vier bis fünf Kilometer entfernt sind. Ein neues Umspannwerk wird erst für einen Solarpark benötigt, der deutlich über 7 Megawatt leistet. Die für den Solarpark ausgesuchte Fläche ist die einzige, die alle Kriterien erfüllt. Vor allem die Eigentümer sind bereit, zu einem relativ geringen Preis zu verpachten. Alle anderen Flächen sind bereits Bau- oder Bauerwartungsland, bei denen Eigentümer mit wesentlich höheren Einnahmen rechnen können und deshalb an uns nicht verpachten.
Warum nutzt man nicht bereits versiegelte Flächen wie die durchaus großen Dächer auf den Hallen des Güterverteilzentrum im benachbarten Großbeeren?
Das ist ein gutes Argument. Ich habe mich mit dem dortigen Betreiber unterhalten und den Vorschlag gemacht, geplante Hallen so zu errichten, dass die Solarpaneele tragen können. Die Antwort war, dass noch nicht klar sei, wann weitere Hallen gebaut und wie groß sein werden. Die bestehenden Hallen sind von der Statik nicht so ausgelegt, dass sie zusätzliche 50 Kilogramm pro Quadratmeter tragen können. Und man hat mir auch gesagt, dass dort kein Investor bereit sei, Hallendächer deswegen stabiler und somit teurer zu bauen, so dass sie Solaranlagen tragen könnten.
Was denken Sie, wenn Sie so etwas hören?
Schade. Denn eigentlich lohnt es sich.
Was sind die Schwierigkeiten bei der jetzt ausgewählten Fläche?
Von Natur aus gibt es keine. Nur Leute, die der Sache nicht wohl wollend gegenüberstehen.
Es gibt aber Vorbehalte, dass ein Solarpark auf der Fläche, auch wenn es keine gewerbliche Nutzung ist, Begehrlichkeiten weckt, auf den angrenzenden Rieselfeldern Gewerbe anzusiedeln. Wie lässt sich das ausschließen?
Ich vertrete die Meinung, dass die Rieselfelder absolut schützenswert sind. Dafür setze ich mich aktiv ein. Ich gehöre zu denen, die die Ausweitung des Gewerbegebietes Großbeeren auf Ruhlsdorfer Territorium aktiv verhindert haben. Wenn man eine Ackerfläche, die kein Rieselfeld ist, mit Solarpaneelen besetzt, ist für mindestens 20 Jahre sicher gestellt, dass hier keine Industriehalle gebaut wird. Auch auf den Nachbarflächen wird es keine Gewerbeansiedlungen geben, weil sie ohne die 27 Hektar Ackerfläche, auf denen der Solarpark entstehen soll, zu klein sind. Damit hätten wir es geschafft, dauerhaft einer gewerblichen Nutzung des Gebietes vorzubeugen.
Also der Solarpark als Schutzschild?
Genauso will ich es verstanden wissen. Sollten sich die politischen Mehrheiten einmal ändern und versucht werden, Agrarflächen als Industriegebiet auszuweisen, würden als erste diese Flächen an der neuen Landesstraße 40 in Betracht kommen. Jetzt wehren wir den Anfängen: Der Solarpark ist die Versicherung, dass hier in den nächsten 20 Jahren kein Industriegebiet entsteht.
Der Mensch kommt selten nur als Gutmensch daher, deshalb die Frage: Lässt sich mit einem Solarpark Geld verdienen?
Wir denken schon. Normalerweise sollte es so sein, sonst würden wir es auch nicht machen. Aber es wäre Quatsch zu glauben, dass morgen Millionär ist, wer heute einen Solarpark baut.
Das Interview führte Peter Könnicke
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