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Manuela Giese (rechts) mit Nadine Zechlin in Stücken aus der ersten Kollektion.

© hkx

Potsdam-Mittelmark: Sonne im Herzen

Jungdesignerin Manuela Giese erfindet zwischen Bali und Glindow neue Mode / „Fashion Walk“ am 15. Oktober in Werder

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Werder (Havel) / Potsdam - Ein pastellener Schlauch mit Löchern, Falten, Buchtungen und exotischen Knopfleisten: Den Stücken von „Manou Suka Hati“ ist nicht immer anzusehen, wie Frau sich damit bekleidet. Designerin Manuela Giese führt es vor, rafft den Stoff, zupft hier und dort ein bisschen, schlüpft immer anders hinein. Das Stück wird zum Kleid, eine Schulter frei, zum Kapuzenpulli, zur Pluderhose, zum Schal, Rock. Spielend sieht das aus, die Ausschnitte verändern sich, Längen und Weiten. „Den Kunden zeige ich es gar nicht, sie sollen selber experimentieren“, sagt die Glindowerin.

In der Modebranche ist sie ganz neu, ihre erste Sommerkollektion hat sich schnell verkauft. Sie glaubt, es liegt an der Philosophie, die dahinter steckt, an den balinesischen Stoffen, den Räucherstäbchen, vielleicht ein bisschen an Shiva. „Die Welt ist voller Möglichkeiten, man muss sich nur trauen“, sagt Giese.

Die sportliche blonde Frau hat das selbst so erlebt. Nach der Lehre als Krankenschwester arbeitete die 40-Jährige anderthalb Jahre im Beruf, dann die Wende, das Gesundheitswesen veränderte sich auf eine Weise, die Giese nicht gefiel. Sie wurde Gastronomin, betrieb einen Biergarten. Bei einer Reise nach Bali fiel ihr dann vor fünf Jahren auf, dass etwas schief läuft. „Ich hatte plötzlich das Gefühl, die Jahre verloren zu haben.“

Sie nutzte die Reise, forschte nach ihren Talenten, malte, sprach mit balinesischen Kunsthandwerkern, ließ sich treiben. Sie stellte fest, dass sie gern „Dinge zusammenfügt“. Aus dem Biergarten in Glindow wurde nach der Reise mit Schilf und Bambus ein Bali-Café, in dem zueinander passende Wohnaccessoires, Schmuck, Kunst, Vasen und selbst kreierte Lampen verkauft werden. Einmal im Jahr ist sie seitdem im Winter auf der „Insel der tausend Tempel“, ihren Kunsthandwerkern steckt sie auch eigene Entwürfe zu, schlägt neue Muster vor. Manches bastelt sie zu Hause weiter.

Bei ihrer jüngsten Reise blieb sie in einer Näherei hängen. Als Jugendliche hatte sie sich eigene Kleider genäht. „Ich fragte nach, ob ich mal an die Nähmaschine darf.“ Sie durfte, blieb, probierte, entwarf Schnittmuster, setze sie mit den Näherinnen um und brachte die Ergebnisse als „Manou Suka Hati“ mit nach Hause. In Glindow kaufte sie sich als erstes eine Profi-Overlock-Nähmaschine, spielte weiter mit deren Möglichkeiten. „Ich wusste, jetzt passieren Dinge, die richtig sind.“

„Life is a game – it begins now“, lautet der Slogan der Kollektion. Es ist ihre Lebensmaxime, die sich in den Entwürfen wiederfindet. Dinge neu und anders zusammenfügen – sie findet, das funktioniert auch in der Mode. Ein Bolero-Jäckchen kann zum Beispiel auch Schal sein. Wenn man ein weißes und ein schwarzes zusammennäht, ergeben sich noch mehr Möglichkeiten. „Ich zähle die Varianten nicht nach, weil es immer noch eine gibt“, sagt Giese.

In Nadine Zechlin hat sie eine Förderin gefunden. Die Einkaufsberaterin organisiert Modeschauen mit jungen Talenten. „Die Leute wollen zeitlose Sachen, die verschieden kombinierbar sind und mit denen sie spielen können“, sagt Zechlin. „Manou“ könne solche Kleidung kreieren. Nach zwei Sommermodenschauen in Potsdam sei fast alles weg gewesen.

Derzeit entsteht in Glindow die erste Herbstkollektion. Nach Bali schafft es Manuela Giese nicht so schnell, vielleicht wird sie es mit Stoffen aus der Türkei und Näherinnen aus Polen versuchen. Bis zum 15. Oktober sollen wenigstens drei Modelle fertig sein, für eine Modenschau im Werderpark mit drei anderen Jungdesignerinnen aus Potsdam und Werder. „Manous“ Label ist eine Sonne im Herzen. Die Adresse ihres Ladens, der Strandhütten an den Pferdekoppeln, will sie nicht verraten, die Leute sollen ihn finden. „Das Leben ist ein Spiel“, sagt Giese. „Je mehr mitmachen, desto besser wird es.“

„Jungdesigner Fashion Walk“ im Werderpark, 15. Oktober, 12-18 Uhr

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