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Potsdam-Mittelmark: Sonnige Perspektive in Nuthetal

Mit Solarprojekten an der A 10 könnte Gemeinde stromautark werden – und Lärmschutz verbessern

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Nuthetal - Nuthetal ist auf bestem Weg in die solare Zukunft: Die Gemeinde plant an der Autobahn 10 bei Fahlhorst Solaranlagen, die den kompletten Ort mit Energie versorgen könnten. Nebeneffekt: Neben zwei klassischen Solarparks auf beiden Seiten der Autobahn soll eine bis zu 2000 Meter lange, solare Lärmschutzwand entstehen. Fahlhorst ist nur etwa 400 Meter von der Autobahn entfernt, für die 170 lärmgeplagten Bewohner würde damit wieder fast ländliche Stille einkehren.

Die Pläne sind unlängst im Hauptausschuss der Gemeinde vorgestellt worden. Einer der Initiatoren ist mit der Problematik gut vertraut: Ingenieur Frank Treiber hat bereits die ersten Entwürfe für die solaren Lärmschutzwände in Michendorf für die Autobahngesellschaft Deges skizziert. Sie bildeten die Grundlage für Überlegungen, den Lärmschutz beim anstehenden Autobahnausbau drastisch zu erweitern.

Treiber beschäftigt sich seit fünf Jahren mit dem Thema „solarer Lärmschutz“. „Es ist noch viel Überzeugungsarbeit auf dem Feld zu leisten“, sagte er den PNN. Die Kosten für Lärmschutzwände würden sich durch die Solarmodule verdoppeln. Allerdings sei dies die einzige Möglichkeit, mit Lärmschutz Erträge zu generieren. Immerhin konnte Treiber mit seiner Firma Solarfactor mit Büros in Dresden und Potsdam im vorigen Jahr ein erstes Großprojekt verwirklichen: Im bayerischen Neumarkt ist der weltweit erste Lärmschutzwall aus Solarmodulen an einer Bahnstrecke entstanden. Besonderheit der vier Millionen Euro teuren Pilotanlage: Die 750 Meter lange Wand ist im 30-Grad-Winkel geneigt, um möglichst viel Sonnenlicht einzufangen.

Nach diesem Vorbild ist Treiber jetzt dabei, an anderen Orten Solarwände zu konzipieren, besonders in Ost-West-Achsen verlaufende Autobahnabschnitte seien interessant. Für eine solare Lärmschutzwand in Tundersleben (Sachsen-Anhalt) bestehe gerade Baurecht. In Nuthetal ist es bis dahin noch ein langer Weg, Treiber hofft, dass er nicht zu lang wird. Das Projekt rechne sich nur, wenn es bei der aktuellen Einspeisevergütung bleibt.

Deshalb soll es mit dem erforderlichen Bebauungsplanverfahren möglichst schnell gehen, der Baustart ist für Anfang 2014 anvisiert. In Hauptausschuss wurden die Pläne einhellig begrüßt. Am 12. März sollen die Gemeindevertreter entscheiden. Das Vorhaben setzt Frank Treiber mit einer Arbeitsgemeinschaft um, an der die reposun aus Hohe Börde (Sachsen-Anhalt) beteiligt ist. Damit das Projekt wirtschaftlich darstellbar ist, soll hinter den solaren Lärmschutzwänden auf einem gut 100 Meter breiten Streifen ein ebenerdiger Solarpark entstehen.

Für die Finanzierung gibt es mehrere Modelle, vom Verkauf an Privatinvestoren bis zu einer Energiegenossenschaft oder einem kommunalen Eigenbetrieb. „Die lokale Wertschöpfung wird gestärkt und die Erlöse bleiben in der Gemeinde“, wirbt Treiber für solche Modelle. Ob es dazu kommt, bleibt abzuwarten. Laut Treiber ist ein jährlicher Ertrag von 11 Megawatt denkbar.

In Nuthetals Lärmaktionsplan ist der A 10-Lärm in Fahlhorst einer der Knackpunkte. Im Rathaus würde man sich auch unter dem Aspekt des Klimaschutzes freuen, wenn Treibers Vorhaben klappt. „Das passt komplett in das Denkschema der Gemeinde“, sagte Bauamtsleiter Rainer vom Lehn. Sollte die Sache nicht zustande kommen, fallen die für die Solarpaneele vorgesehenen Flächen an die Eigentümer zurück, stellte vom Lehn klar: Andere Bebauung werde mit dem vorhabenbezogenen Bebauungsplan nicht möglich.

Am 4. März tagt der Ortsentwicklungsausschuss zu dem zweiten Solarprojekt. Auf der Fahlhorst gegenüberliegenden Autobahnseite könnte ein Solarpark mit einer Kapazität von vier Megawatt entstehen. Das eine hat mit dem anderen Vorhaben nichts zu tun, Initiator ist in diesem Fall die Firma Evicore in Dresden. Die Anlagen an den beiden Autobahnseiten mit 15 Megawatt installierter Leistung könnten, rechnet Bauamtsleiter vom Lehn vor, rund 3 500 Haushalte mit Strom versorgen. Das entspräche ganz Nuthetal. Mögliches Hindernis: Der Landschaftsschutz im Naturpark Nuthe-Nieplitz.

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