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Ein Wahrzeichen geht auf Reisen: Zum Festausklang bestückten die Beelitzer gestern ihre Spargelpyramide.

© Thomas Lähns

Potsdam-Mittelmark: Sonnige Zeiten für Spargel

Beelitzer Landwirte feiern eine „hervorragende“ Saison – wegen guter Erträge und treuer Kundschaft

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Beelitz - Mit einem großen Festumzug ist gestern das diesjährige Beelitzer Spargelfest zu Ende gegangen. Rund 20 000 Besucher waren nach Schätzung von Bürgermeister Bernhard Knuth (BBB) an den drei Festtagen an die Nieplitz gekommen, um hier zu schlemmen, zu feiern und Musik zu hören. Das Fest stand ganz im Zeichen des Spargel-Jubiläums: Vor 150 Jahren wurde mit dem feldmäßigen Anbau des Edelgemüses in Beelitz begonnen. Das ganze Wochenende über ist es friedlich geblieben: Die Polizei hatte keine Vorfälle zu vermelden gehabt.

In Feierlaune gerieten auch die Spargelbauern: Das warme Wetter der vergangenen Wochen hat das Edelgemüse sprießen lassen. Zwar hätte es etwas kühler sein können, aber: „Wir sind recht zufrieden“, sagte der Zauchwitzer Landwirt Karl-Ludwig Syring gestern. Von einer „hervorragenden“ Saison spricht der Vorsitzende des Spargelvereins Manfred Schmidt. Die Tonnage pro Hektar sei enorm gewesen – und das trotz des geringen Niederschlages im Mai von insgesamt nur 15 Millimeter. Auf eine genaue Erntebilanz wollte sich jedoch noch niemand festlegen, denn traditionsgemäß wird noch bis zum Johannistag am 24. Juni geerntet.

„Viele Bauern nehmen jetzt schon Stück für Stück ihre Flächen aus der Produktion“, erläuterte Schmidt. Das dürfte den Preis wieder etwas in die Höhe treiben. Der Kilopreis liegt im Moment bei rund 5 Euro, was auch an der großen Ertragsmenge gelegen habe, erläuterte Schmidt. Die Qualität komme dabei aber keineswegs zu kurz: Mittlerweile würden die einzelnen Spargelhöfe einen „freundschaftlichen Wettbewerb“ um den besten Spargel austragen. Die Kunden danken es, indem sie den Spargel nicht nur auf dem Markt, sondern auch vor Ort kaufen – und vor allem frisch vom Teller genießen. „Die Leute kommen zu uns raus, vor allem an den Wochenenden herrscht reger Betrieb“, freut sich Karl-Ludwig Syring, der wie die meisten Spargelbauern auch ein Restaurant betreibt.

„Die Berliner und Brandenburger halten uns die Treue“, ist Manfred Schmidt sich sicher. Die nach wie vor hohe Nachfrage werde man decken können. Das war nicht immer so: Kurz nach der Wende hatten die Beelitzer die Werbetrommel für ihr Edelgemüse und für das Spargelfest gerührt – doch am Ende hatte man nur insgesamt 240 Kilogramm zu verkaufen. Nach zehn Minuten Ansturm und einer leergekauften Spargelpyramide drohte der Eklat.

Dies ist nur eine von vielen Anekdoten aus 150 Jahren Spargelbau, die Schmidt zum Besten geben kann. Nach einem enormen Aufstieg des Spargels in den 1920er Jahren war die Produktion zu DDR-Zeiten auf ein Minimum gesunken – die Beelitzer hatten nur noch einige Reihen im eigenen Garten. Heute, gut 20 Jahre nach der Wende, ist die Region mit insgesamt 1100 Hektar Anbaufläche das größte zusammenhängende Spargelanbaugebiet Ostdeutschlands.

Auch gestern gab es wieder eine Spargelpyramide, die hinter einem Traktor durch die Altstadt gezogen wurde – als eine von 33 Attraktion des Umzuges. Im Anschluss wurde das Monument zerlegt und Stück für Stück verkauft – zu einem Dumpingpreis von nur zwei Euro für das knappe Kilo. Mit dem Erlös will der Spargelverein die kaputten Türen in der Dorfkirche im Ortsteil Schlunkendorf austauschen lassen. Das kleine Dorf nördlich der B 246 ist das eigentliche Herz der Spargelstadt – mit vier Höfen und dem Spargelmuseum, das Manfred Schmidt betreibt.

Seit dem Wochenende hat Beelitz überdies nun auch ein stilechtes Maskottchen: „Spargelino“ ist von den Kindern der Beelitzer Kitas offiziell getauft worden. Die Knirpse übernehmen auch die Patenschaft für die über zwei Meter große sprechende Spargelstange. Spargelino soll künftig auf Messen und bei Terminen auftreten und Spargelkönigin Cindy Demko den Rücken stärken. Thomas Lähns

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