Potsdam-Mittelmark: Sozialträger in Geldnöten
Bund kürzt Geld für Projekte / Mittelmärkischer AAfV will Lücke mit Dienstleistungen schließen
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Potsdam-Mittelmark - Einer der wichtigsten Sozialträger im Landkreis steckt in finanziellen Nöten: Der Arbeits- und Ausbildungsförderverein (AAfV) mit Sitz in Kuhlowitz (Bad Belzig) rechnet in diesem Jahr mit Umsatzeinbußen von bis zu 1,2 Millionen Euro. Das ist mehr als ein Viertel des bisherigen Jahres-Etats. Wie aus einem Schreiben an den Kreistag hervorgeht, sind drastische Einschnitte des Bundes bei geförderten Arbeitsmaßnahmen – dem Haupttätigkeitsfeld des AAfV – der Grund für die Misere.
Für den Landkreis und das Jobcenter koordiniert und betreut der kommunale Verein zum Beispiel Langzeitarbeitslose bei Ein-Euro-Jobs oder in ABM-Stellen sowie in öffentlich geförderten Projekten. Unter anderem geht ein Großteil der Vorbereitungen für den Deutschen Wandertag 2012 von Kuhlowitz aus. Darüber hinaus ist der AAfV Träger des Bad Belziger Asylbewerber-Heims, er bietet Beratungen für Zuwanderer und Spätaussiedler an und betreibt sowohl die Burg Rabenstein mit all ihren Veranstaltungspunkten als auch das Haus der Begegnungen in Pritzerbe. Gegründet wurde der Verein vor 20 Jahren von Kreis und Kommunen, um den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Wandel im ländlichen Raum des Landkreises zu begleiten.
Nun mussten bereits Personalstellen abgebaut werden: Von den 71 Mitarbeitern im Jahre 2009 sind nur noch 58 übrig. Sachkosten sind ebenfalls eingespart worden, aber: „Bei einer weiteren Reduzierung kann der Geschäftsbetrieb nicht mehr aufrecht erhalten werden“, wie es in einer Beschlussvorlage der Verwaltung heißt. Der Landkreis soll mit einer Finanzspritze in Form eines deutlich erhöhten Mitgliedsbeitrages kurzfristig helfen. Pro Einwohner sollen 80 Cent gezahlt werden, insgesamt 163 000 Euro. Der Kreisausschuss hat dies auf seiner Sitzung am Donnerstagabend mehrheitlich empfohlen, das letzte Wort hat der Kreistag. Dennoch muss sich der Verein mittelfristig auf weniger Einnahmen einstellen: So werde man mit dem „Arbeitsmarktservice“ künftig laut Berechnungen des Vereins nur noch 1,3 Millionen Euro und damit die Hälfte des künftigen Gesamtbudgets erwirtschaften.
Dafür will sich der Verein nun ein weiteres Geschäftsfeld erschließen: Mit Dienstleistungen soll künftig Geld eingenommen werden. Wie aus einem Konzept hervorgeht, könnte der AAfV zum Beipiel einen Gesundheitserlebnispfad anlegen und bewirtschaften oder Lücken bei der Betreuung von Demenzkranken schließen. Auch in der Landwirtschaft ließen sich Projekte für Unternehmen von Kuhlowitz aus begleiten. Im Bereich der Fachkräftesicherung könnte man ferner eine Übungsfirma aufbauen und zusammen mit Betrieben in der Region nutzen.
Schließlich will sich der Verein auch bei der Förderung von mittelmärkischen Auszubildenden einbringen. Wie das aussehen könnte, erläuterte der Werderaner Kreistagsabgeordnete Joachim Lindicke (SPD) gestern den PNN. „Viele Jugendliche müssen nicht mehr nur motiviert, sondern auch betreut werden. Die Betriebe sind damit teilweise überfordert.“ Hintergrund ist der Mangel an Schulabgängern: Die Unternehmen müssen sich mittlerweile auch mit leistungsschwachen Lehrlingen zufriedengeben. Der AAfV sei prädestiniert, um hier zu unterstützen, so Lindicke. Thomas Lähns
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