
© dpa
Landwirtschaft in Potsdam-Mittelmark: Spargel und Beeren sollen teuerer werden
Die Erntehelfer in Brandenburg sollen mehr Geld bekommen, auf Mindestlohn-Niveau wird das Gehalt aber noch nicht sein. Für den Verbraucher bedeutet das, für regionale Produkte zukünftig tiefer in die Tasche zu greifen.
Stand:
Potsdam-Mittelmark - Die Kulturen auf Brandenburgs Feldern entwickeln sich prächtig – die Landwirte beginnen die neue Saison. Es ist die erste, in der der Mindestlohn fällig wird. Er gilt bundesweit seit Beginn dieses Jahres. „Überall in den Betrieben wird jetzt der Bleistift gezückt“, sagt der Geschäftsführer des Gartenbauverbandes Brandenburg, Andreas Jende. Noch sei es aber zu früh, die Wirtschaftlichkeit genau zu berechnen. Entscheidend werde sein, ob der Verbraucher bereit ist, einen fairen Preis für gärtnerische Erzeugnisse zu zahlen.
Mindestlohn im Agrarbereich
Bundesweit gilt ein Mindestlohn von 8,50 Euro. Allerdings bildet der Agrarbereich eine Ausnahme. Gestaffelt über drei Jahre müssen die Betriebe dort im Osten 7,20 Euro (2015), 7,90 Euro (2016) und 8,53 Euro (2017) zahlen. Ein Spargelstecher verdient bislang pro Monat etwa 1300 bis 1500 Euro. Er müsste dann mit etwa 300 bis 500 Euro mehr nach der Saison nach Hause fahren. Andreas Jende zufolge könnten einige arbeitsintensive Kulturen daher aus dem Sortiment der Bauern verschwinden.
Beeren besonders teuer
Besonders hart betroffen von den Preissteigerungen sind Bauern, die Beeren kultivieren. Die Erdbeeren kommen derzeit aus der Winterruhe. Auf dem Feld sieht es laut Stefan Lindicke, Geschäftsführer des Werderaner Obst- und Gartenbauverbandes, gut aus. „Bei allen Beerenfrüchten macht uns der Mindestlohn aber extrem zu schaffen, da der Ernteaufwand dort sehr hoch ist.“ Bei Himbeeren beispielsweise stammen bis zu 70 Prozent des Preises, den der Verbraucher zu bezahlen hat, nur von den Pflückkosten. „Wir erleben dort in diesem Jahr Steigerungen von 50 Prozent.“ Lindickes Erntehelfer hätten in den vergangenen Jahren konstant 5,50 Euro pro Stunde verdient.
Der Preis für die Kunden
Die Bauern werden nach eigenen Angaben versuchen, die gestiegenen Produktionskosten an die Kunden weiterzugeben. Spargel soll bis zu 30 Cent pro Kilogramm teurer werden (s. Interview). Wie die Preise für die Beeren steigen werden, kann Stefan Lindicke noch nicht abschätzen. „Wir müssen schauen, welche Steigerungen sich am Markt durchsetzen lassen“, so der Obstbauer. Er selbst bietet bei fast allen Kulturen Selbstpflücke an, jedoch könnten auch da die Preise steigen. Schließlich würde mit dem Mindestlohn auch die Pflege der Pflanzen teurer.
Der Verbraucher
Der Kunde hat es aus Sicht der Landwirte in der Hand, ob er zu den vielleicht teureren Erdbeeren aus der Region oder den preiswerten aus Polen greift. In der Qualität wird es keine Unterschiede geben. Die Hoffnung ist groß, dass Verbraucher bereit sind, für das regionale Produkt etwas tiefer in die Tasche greifen. Schließlich wachse das ökologische Bewusstsein für regionale Lebensmittel, auch steigt die Zahl der Bauern in Potsdam-Mittelmark, die ihre Produkte selbst vermarkten.
Brandenburger Gartenbau
In der Branche sind rund 16.700 Menschen dauerhaft beschäftigt. Dazu kommen in der Saison einige Tausend Erntehelfer aus Polen, Rumänien und Bulgarien. Mit Anbau und Vermarktung wurden nach Angaben aus dem Jahr 2012 rund 134 Millionen Euro erzielt, bei Obst waren es 18 Millionen Euro. Etwa ein Fünftel der Landwirtschaft gehört zum Gartenbau.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: