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Ein Folienmeer. Rund um Beelitz wird auf 1 500 Hektar Fläche Spargel angebaut, meist sind die Dämme abgedeckt.

© dpa

Potsdam-Mittelmark: Spargelfelder „ökologisch wertlos“

Naturschutzverein kritisiert Anbaumethoden um Beelitz. Bauern verteidigen die Folie auf den Feldern

Von Enrico Bellin

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Beelitz - Der Spargelanbau in Beelitz macht die Umwelt kaputt. Das zumindest meint Peter Koch vom Landschaftsförderverein Nuthe-Nieplitz-Niederung e.V. Es handele sich bei den Feldern um eine ökologisch wertlose, sterile Fläche. Schuld daran sei die großflächige Abdeckung der Spargelfelder, so Koch. „Bei der derzeitigen Nutzung der Folien handelt es sich um eine zeitlich begrenzte Teilversiegelung der Flächen.“ Beelitzer Bauern sehen das anders.

Durch die Spargelfolien im Naturpark würde Koch zufolge ein Mikroklima entstehen, da die schwarze Folienseite nicht nur dem Spargel im Erdwall einheizt, sondern auch viel Wärme an die direkte Umwelt abgibt. „Außerdem wird die Wasseraufnahme des Bodens behindert“, so Koch am Mittwochabend bei einer von den mittelmärkischen Grünen initiierten Diskussion in Beelitz. Da das Wasser nicht durch die Folie in die Erddämme versickern kann und der Boden zwischen den Dämmen stark verdichtet ist, würde es zu schnell von den Feldern ablaufen.

Die Spargelbauern decken ihre Felder mit Folie ab, die auf der einen Seite weiß und auf der anderen schwarz ist. Dadurch kann die Temperatur im Spargeldamm optimal auf das Wachstum des Edelgemüses eingestellt werden. Da unter der Folie aber keine Wildkräuter wachsen, sei laut Peter Koch die Nahrungskette zwischen Pflanzen, Insekten und Vögeln gestört. Angesichts der Gesamtfläche des Nuthe-Nieplitz-Naturschutzgebietes von 63 Quadratkilometern sei die Spargelanbaufläche zwar sehr gering, die örtliche Konzentration rund um Beelitz sei jedoch problematisch für den Umweltschutz und das Landschaftsbild.

Axel Müller, Ökotoxikologe und Kreistagsmitglied der Grünen, sprach sich deshalb in der Diskussion für eine Begrenzung der Spargelanbaufläche in Brandenburg aus. „Jeder Betrieb sollte nur auf einem festgelegten Anteil seiner Fläche Spargel anbauen dürfen, und auch davon nur einen Teil mit Folie bedecken“, so Müller. Für den Weinbau gebe es bereits eine entsprechende europaweite Regelung, die die Größe der Anbauflächen festschreibt. Außerdem müsse die Fruchtfolge eingehalten werden. „Wenn eine Spargelkultur nach sieben Jahren vom Feld kommt, sollte dort nicht gleich wieder Spargel angebaut werden.“ Andernfalls würden nicht nur die Böden ausgelaugt, auch Schädlinge wie Spargelfliegen hätten bessere Chancen.

Thomas Syring aus dem Beelitzer Ortsteil Zauchwitz, der auf 35 Hektar Fläche Spargel anbaut, hält die Fruchtfolge nach eigenen Angaben ein. „Nach dem Spargel kommen bei uns Kürbisse oder Getreide auf die Felder“, so Syring. Seiner Meinung nach halten sich auch die anderen Spargelbauern der Region daran. Lediglich bei Zauchwitz habe es einmal den Versuch gegeben, abgeerntete Felder gleich wieder mit Spargel zu bestücken. Da der Ertrag jedoch geringer war, wurde das Experiment wieder beendet.

Auch den Einsatz von Folien auf den Spargelfeldern sieht Syring eher positiv. Ohne die Abdeckung wären die Spargeldämme nach zwei Wochen zugewachsen. „Die Folienmeere machen dem Betrachter zwar sicher Angst, ohne sie müssten wir aber viel mehr Pflanzenschutzmittel einsetzen.“ Die ökologische Bilanz der Plastikfolie sei sehr gut: Im Durchschnitt werde sie acht Jahre lang eingesetzt und danach auch nicht einfach weggeschmissen. „Die Folie geht an Recyclingunternehmen, die sie unter anderem zu Plastiktüten für Supermärkte weiterverarbeiten.“

Nur die langzeitige Abdeckung der Spargelfelder sieht Syring kritisch: Manche Spargelbauern würden die Folien vom Herbst bis zum Frühjahr auf den Felder lassen, weshalb die Dämme härter und damit schwerer zu bearbeiten wären. Aus Naturschutzsicht wäre es wünschenswert, die Folie nur im Frühjahr auf den Dämmen zu lassen, meint der Spargelbauer.

Syring zufolge gibt es einen neuen Trend: Abdeckfolie aus Mais- oder Kartoffelstärke, die sich nach mehreren Monaten auf dem Feld von selbst zersetzt. „Auf Kürbisäckern setzen wir diese Folie bereits ein, für die großflächige Abdeckung ist sie jedoch noch zu teuer.“

Syring stellt klar, dass die Spargelbauern nicht gegen den Naturschutz in der Nuthe-Nieplitz-Region sind. „Der Landschaftsförderverein hat aber bereits eine Fläche von 3000 Hektar für sich gesichert, die weiteren Aktionen des Vereins stehen in keinem Verhältnis mehr zwischen Naturschutz und Landwirtschaft.“

Den Naturpark erleben kann man unter anderem am 28. und 29. Juni bei der Aktion „48 Stunden Nuthe-Nieplitz“. Weitere Informationen unter www.naturpark-nuthe-nieplitz.de

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