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Potsdam-Mittelmark: Spargelsaison war „durchwachsen“

10 bis 20 Prozent Einbußen / Streit um Verlängerung der Saison

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Beelitz - Die Erntesaison ist für Brandenburgs Spargelbauern durchwachsen ausgefallen. Dieses Fazit zogen am Samstag der Vorsitzende des Beelitzer Spargelvereins, Manfred Schmidt, und der Landwirt Jürgen Jakobs auf dpa-Anfrage. Die vergangenen zwei warmen Wochen hätten die Anfangsverluste allerdings etwas ausgeglichen. Schmidt bezifferte die durchschnittlichen Ernte- und Umsatzeinbußen je nach Betrieb auf 10 bis 20 Prozent.

Die Spargelsaison endete traditionell am 24. Juni (Johannistag), einige Höfe wollen aber noch bis zum Monatsende ernten. Zuerst sei es zu kalt und später zu warm gewesen – „alles ein bisschen durcheinander“, berichtete Schmidt. Gewöhnlich wachse der beste Spargel gerade zu Beginn: „Da kommen die guten dicken Stangen.“ Die aber seien in diesem Jahr wegen des lang gefrorenen Bodens vielfach hohl geblieben, so dass sie nicht die Handelsklasse I, „die das Geld bringt“, erreichten. Als dann im Mai die Qualität sehr gut war, fehlte laut Jakobs die richtige Menge. „Die Saison ist für die meisten Spargelbauern etwas unterdurchschnittlich ausgefallen, aber sie hat sich noch einigermaßen gefangen“, bilanziert Jakobs.

Befremdet zeigte sich Schmidt von der Ankündigung speziell der großen Spargelbetriebe, die kommende Woche weiter zu ernten. Dies erlebe er das erste Mal in seiner 15-jährigen Zeit als Vorsitzender des Beelitzer Spargelvereins. „Ich weiß nicht, was die sich dabei gedacht haben. In der Regel ist es immer so: Zu Johanni ist Schluss.“ Darauf hätten sich auch bisher die Kunden eingestellt, wenn sie sich eindecken wollten: „Da war noch mal so eine Kauf-Euphorie. Diese Angstkäufe waren dieses mal natürlich nicht da“, stellte Schmidt fest. Etliche Hofläden hätten aber ohnehin noch Lagerbestände. „Beelitzer Spargel ist bestimmt noch bis Ende Juni im Angebot.“

In und um Beelitz liegt das mit rund 1000 Hektar größte geschlossene Spargelanbaugebiet Ostdeutschlands. Kleinere Anbaugebiete gibt es in der Prignitz, im Barnim, in der Oderregion und in der Lausitz. In der Region Beelitz wurden im vergangenen Jahr rund 6000 Tonnen Spargel gestochen.

Viele Bauern hätten ihre Erntehelfer bereits ausgezahlt und nach Hause geschickt, sagte Vereinschef Schmidt. „Die große Abreisewelle ist da.“ Bauer Jakobs zufolge waren allein auf den beiden Höfen seiner Familie in diesem Jahr rund 250 polnische Spargelstecher im Einsatz. Dazu kamen 28 deutsche Kräfte, von denen etwa die Hälfte trotz der anstrengenden Feldarbeit auf den Feldern durchgehalten habe. Das sei durchaus ein gutes Ergebnis. Insgesamt haben die Jakobs-Höfe - einschließlich Gastronomie und Hofläden - nach eigenen Angaben während der Saison fast 450 Beschäftigte. Davon bleiben nach dem Ende nur fünf feste Mitarbeiter.

Die seit diesem Jahr geltende Sozialversicherungspflicht für ausländische Erntehelfer würden die Spargelbauern in ihrem Geldbeutel bemerken, meinte Jakobs. Sie habe die Lohnkosten um durchschnittlich 10 bis 20 Prozent in die Höhe getrieben. Ronald Bahlburg, dpa

Ronald Bahlburg, dpa

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