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KulTOUR: Sparschweinsaurier

Achte freie Kunstausstellung in Michendorf

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Michendorf - Warum nur ist das Wild so wild? Inmitten turbulent-lokaler Läufe hat sich der Michendorfer Kulturbund um einiges verjüngt. Um so gut zu bleiben, wie man ist, legte man die Gesamtverantwortung für ein glückliches Gelingen der „8. juryfreien Kunstausstellung“ in die Hände von Constanze Conradt.

Am Samstagnachmittag zur großen Vernissage im Gemeindezentrum Wilhelmshorst zeigte sich, dass die junge Frau ihre Sache gut gelöst hatte. Etwa 40 bildende und angewandte Kunstprofis und Amateure aus dem Großraum Michendorf sagten ihre Teilnahme zum Thema „Tierisch“ zu. So war in der Sammelausstellung aller Genres – Malerei, Zeichnung, Grafik, Fotografie, Skulptur, Kalligrafie, Collage und Bastelarbeit – auch in der neuesten Auflage jene Vielfalt zu sehen, die bereits ihre sieben Vorgänger ausgezeichnet hatten. Eine kulturpolitisch wichtige und künstlerisch ehrgeizige Herausforderung jedes Mal, aber das hat der traditionsträchtige Kulturbund im 70. Jahr seines Bestehens doch drauf?

Auch Kinder, die in schulischen und außerschulischen Kursen kreativ waren, sind wieder dabei. Sie haben es ja am leichtesten mit der Kunst, und mit den Tieren, wie man vor Ort an den fantasievollen Tuschezeichnungen oder den schönen Keramikarbeiten sehen kann. Wer sonst, wenn nicht Kinder, käme schon darauf, die Idee eines Sauriers mit der Idee einer Sparbüchs’ zu verbinden, oder den Herrn Ritter Don Quichotte samt Knappen Pansa mit wenigen Strichen in die dickste Mittagssonne zu pinseln?

Tierisch geht es fast überall zu in den Ausstellungsräumen, oft auch tierisch vergnüglich. Da fragen sich selbst Wildschwein und Fuchs, Igel und Spinne in einer Collage von Unterstufenkindern, warum das Wild nun eigentlich so wilde ist. Aber sind die gezeigten Katzen und Hunde, Geckos und Elefanten, Falter und Vögel und die strukturreiche Libelle denn wirklich so wild? Nein, eher lieb, und sehr zahm, also auch mit menschlicher Liebe nach der Natur gestaltet.

Man sieht ja nicht so oft einen Gelbfrosch auf dem offenen Kiefer eines friedensbewussten (oder satten) Krokodils sitzen, oder den Schrat mit den großen Augen, wie eine Maske aus Holz. Die Nebelkrähe weist den Fußpfad zum Castle, ein Vogel beäugt den Bruzzel-Broilerbraten auf dem Essteller, zwei Affen auf dem Meerfels schauen zu.

So viele Geschichten schreibt die Natur, wie viele davon sind grausam und wild? Letztlich geht es bei der „Achten“ in Folge immer um das Verhältnis „Mensch und Tier“. Hat manch einen da nicht etwa ein betont sentimentales Naturverständnis die Hände geführt? Ein kritischerer Blick hier und da hätte dafür sorgen können, dass auch das alltägliche Leiden der Kreatur nicht ganz außen vor bleibt. Dies nur zur gefälligen Ergänzung.

Als Gastkünstler übrigens ist der Berliner Stahlbildhauer Thomas Otto mit zwei wilden Stierköpfen in Rot und Blau dabei. Nicht zuletzt ein Lob an alle, die sich am Thema „Tier und Ornament“ versucht haben. Dem Wilhelmshorster Schulcampus ist da eine kunstvolle Arbeit gelungen.

In Summa staunt man, wie viel Kunst und Künste in der Vereinigten Kommune Michendorf (auch mithilfe des Kulturbundes) betrieben werden. Die Ausstellung selbst lässt dem Publikum trotz Juryfreiheit das letzte Wort: Es darf sich seinen Liebling in der Albert-Schweitzer-Straße per Fragezettel selber wählen – doch nur für den Ruhm, für den Ruhm allein! Gerold Paul

Gerold Paul

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