Potsdam-Mittelmark: „Spassibo“ für schöne Ferien
Kinder aus der Tschernobyl-Region verabschiedet
Stand:
Kinder aus der Tschernobyl-Region verabschiedet Michendorf · Langerwisch - Das Langerwischer Gemeindezentrum platzte jüngst fast aus allen Nähten: Fast 50 Kinder in jauchzendem Spiel und noch mehr Erwachsene, die dem fröhlichen Treiben etwas verhalten, aber aufgeschlossen folgten. Wegen des Regens fand die Schlacht im Saale statt – die Tschernobylkinder und Ihre Ferienfamilien feierten den Abschieds- und Dankestag, auf russisch den „Spassibo-Djen“. Neben den diesjährigen Gasteltern mit Ferien- und eigenen Kindern waren wie stets auch alle Geldspender geladen. „Nie hätten wir 1991 gedacht – als wir im Glück der deutschen Wiedervereinigung die Hilfsaktion für die Kinder der Tschernobyl-Katastrophe starteten – je auf diese Bilanz zu kommen“, begrüßte Lotte Menzel, Gründerin der Bewegung und Vorsitzende des gemeinnützigen Vereins die zahlreichen Gäste und engagierten Mitstreiter. Zwar war trotz einer Zusage niemand von der Landesregierung gekommen und auch die kommunalen Vertreter waren abwesend, aber immerhin schickte die Botschaft Belarus ihren ersten Sekretär, Aleksander Levanovich. Der benannte in seiner Dankesrede genau das, was neben der vorrangigen Kindererholung ein großer nachhaltiger Effekt ist: „Die menschliche Verbindung zwischen den Völkern, die nach den Schrecken des letzten Weltkriegs total zerstört, nun besonders durch solche Aktionen wieder zu heilen und zu wachsen beginnt.“ Die Kinder freuen sich über die vielen Erlebnisse, die sie in den aufregenden drei Wochen hier hatten. Sie werden „mindestens ein Jahr brauchen, um zu Hause davon ausführlich zu berichten“, strahlte die Schülerin Nassja. Mit einem Programm bedankten sich die weißrussischen Kinder. Sie sangen einige Volkslieder und rezitierten: kleine Texte auf Deutsch, selbst verfasst oder auch mal ein Gedicht aus einem Büchlein von Chrsita Kozik, einer prominenten Ferienmutti. Wie sie sich dabei mühten, das ihnen fremde Deutsch zu sprechen, rührte die Gastgeber. Vielleicht für manches Kind Anreiz, in der Schule Deutsch zu belegen, das ab der 5. Klasse wahlweise mit Englisch angeboten wird. Die Ferienkinder kommen aus Gomel, der zweitgrößten Stadt Weißrusslands, die in unmittelbarer Nähe der verstrahlten Zone liegt, die als Terra incognita noch die nächsten 15000 Jahre das Mal menschlich-technischen Versagens tragen muss. Die Schule 7 hat 1400 Schüler, die ständig einer leichten Strahlung ausgesetzt sind. Der dreiwöchige Aufenthalt im Ausland hilft dabei, den kindlichen Organismus zu stärken. In der dreiwöchigen intensiven Zusammenarbeit der Ferieneltern sind zudem weitere Verbindungen untereinander geknüpft und gefestigt worden: zwischen Jüngeren und Älteren, Vermögenden und Schwächeren sowie „Hiesigen und Zugezogenen“. Gleich nach der gestrigen Heimfahrt der Ferienkinder beginnen nun schon die Vorbereitungen für die Aktion im nächsten Jahr. „Keiner weiß, wie sie verlaufen wird und wer dann dabei sein wird“, so der Ausblick von Tamara Ratnikowa, die nun 13 Jahre die Aktion auf weißrussischer Seite organisiert hat, „aber wir alle hoffen, dass es weiter geht und zu den bisherigen 300 Kindern noch viele weitere kommen und etwas Gesundheit auftanken können“.Klaus-P. Anders
Klaus-P. Anders
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: