zum Hauptinhalt

Von Peter Könnicke: Späte Ehre für „Graf Orlok“

Berliner Förderverein stiftet Stele für Stummfilm-Legende Max Schreck / Gedenken in Güterfelde

Stand:

Stahnsdorf - Es ist ein Gesicht, das jeder kennt und mancher fürchtet – aber nur die wenigsten kennen den Namen. Er spielte viele Rollen, auf dem Theater und in mehr als 40 Filmen. Die Rolle seines Lebens übertrug ihm 1922 der Filmregisseur Friedrich Wilhelm Murnau: Max Schreck als Vampir Graf Orlok in „Nosferatu“. Anlässlich seines 75. Todestages wurde am Sonntag an Schrecks Grab auf dem Wilmersdorfer Waldfriedhof in Güterfelde eine Gedenkstele enthüllt.

Mit dem sichtbaren Hinweis auf das Grab will der „Förderkreis des Museums für Film und Fernsehen Berlin“ den Verlust an Erinnerung begrenzen und die Bedeutung der Filmpioniere in der Region Berlin-Brandenburg langfristig im öffentlichen Bewusstsein verankern. Lange Zeit war die letzte Ruhestätte von Max Schreck unbekannt. „Man vermutete das Grab in München, wo er gestorben ist“, sagte Schreck-Biograf Stefan Eickoff, der die Laudatio hielt. So blieb das bescheidene Urnengrab des Schauspielers in Güterfelde unbemerkt, während das monumentale Grab seines bereits 1931 verstorbenen Regisseurs Murnau auf dem benachbarten Südwestkirchhof Filmhistorikern aus aller Welt bekannt war. Der Autor und Journalist Peter Hahn, der sich in den vergangenen Jahren intensiv mit der Geschichte der drei Berliner Waldfriedhöfe in Stahnsdorf beschäftigt hat, machte die Grabstelle ausfindig. Mit dem Friedhofsbuch und den Grabkarten konnte er Schrecks Grab identifizieren. „Die Urne, auch die seiner Mutter, ist noch vorhanden“, sagt Hahn. Aber die Grabrechte sind längst abgelaufen, und einen Stein gibt es nicht, erzählte er.

Max Schreck wurde am 6. September 1879 in Berlin-Tiergarten geboren. Sechs Jahre später erwarb sein Vater ein Haus in der damals noch zum Landkreis Teltow gehörenden Landgemeinde Friedenau, wo er aufwuchs. Nach der Schauspielausbildung in Berlin arbeitete er unter anderem bei den Münchener Kammerspielen. Seine Ehe mit der Schauspielerin Fanny Ott blieb kinderlos.

Dem Förderkreis war es ein Anliegen, die Kosten für die Stele zu übernehmen. Bereits in den vergangenen Jahren hatte der Verein die Restaurierung des Murnau-Grabes auf dem Südwestkirchhof unterstützt und sich dafür engagiert, dass die letzte Ruhestätte des Filmmachers ein Ehrengrab des Landes Berlin wird. „Die Finanzierung der Stele für Max Schreck ist ein Beitrag, den wir gern geleistet haben“, so Förderkreis-Mitglied Detlef Müller. Den Auftrag hatte Steinmetzmeister Heinz-Otto Melior erhalten. In dessen Atelier entstand die handgearbeitete, 138 Zentimeter hohe Granitstele mit angeschliffener Schriftfläche und der vertieften, mit dunkler Farbe ausgelegten Inschrift: „Max Schreck, Schauspieler.“

Murnaus filmisches Gespür und Schrecks eindringliche Darstellung machten Nosferatu zu einem Meisterwerk, von dem das Genre Horrorfilm bis heute geprägt wird, hieß es gestern bei der Enthüllung, zu der auch zahlreiche Filmjournalisten von der Berlinale nach Stahnsdorf kamen. „Als der Film in den 1950er Jahren als Meisterwerk des deutschen Stummfilms wiederentdeckt wird, weiß bereits niemand mehr etwas über den von nun an geheimnisumwitterten Hauptdarsteller“, sagte Laudator Eickhoff. Dass die Granitstele errichtet wurde, sei eine späte, aber schöne Ehrung eines Künstlers, der mitgeholfen habe, dem deutschen Film zu Weltgeltung zu verhelfen. (mit lä)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })