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Potsdam-Mittelmark: Späte Rückkehr nach Kleinmachnow

Frank Völker schreibt in seiner Autobiographie über die deutsche Teilung

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Kleinmachnow - Es war ein Fehler, sagt Frank Völker heute. Doch in jungen Jahren dachte der Kleinmachnower anders: „Zwischen Kleinmachnow und Berlin kenne ich jeden Weg und Steg, die können gar nicht so dicht machen, dass ich nicht noch ein Schlupfloch finde“, beruhigte Völker am 12. August 1961 seine Freunde. Er lag falsch, am nächsten Morgen war die Grenze dicht. Der damals 26-Jährige und seine Frau Edith saßen fest – wie viele andere DDR-Bürger, die ihre Flucht vorbereitet hatten.

20 Jahre nach dem Fall der Mauer frischt Völker seine Erinnerungen an längst vergangene Tage wieder auf. „Einmal Kleinmachnow – Melle und zurück“ heißt seine jüngst erschienene Autobiographie. Angefangen von den Wirrungen der Kriegsjahre in Kleinmachnow, der Teilung und der späteren Wiedervereinigung zwischen Ost und West behandelt es das Leben von Frank Völker, der erst Jahre nach seiner Flucht wieder in seine Heimat zurückkehren sollte.

„Ich war ziemlich sprachlos“, schreibt Völker von seinem Grenzgang am 13. August 1961. „Wenn auch vieles in der DDR nicht klappte, diese Aktion war bestens organisiert.“ Er begriff: Der Staat wollte seine Bürger einsperren. Gemeinsam mit seiner Frau suchte er nach einer Möglichkeit, die DDR zu verlassen.

Hilfe erhielt er im Dezember 1961 von Freunden, die ihm zwei fremde Pässe beschafften: „Natürlich erkennt man bei genauerem Hinsehen schon den Unterschied, aber dafür sind die Pässe echt“, erklärten Völkers Fluchthelfer. „Die Grenzer werden bei starker Kälte nicht so genau kontrollieren. Zieht eure Hüte ins Gesicht und bindet den Schal hoch“, schreibt der Autobiograph von den Anweisungen vor der Flucht. Mit viel Adrenalin im Blut entkamen Völker und seine Frau nach Westberlin.

Völkers Autobiographie ist ein kleines Geschichtsbuch. Von den ersten Luftangriffen auf Berlin, die er auch in Kleinmachnow miterlebte, bis zur Luftbrücke, der Republikflucht oder dem Einheitskanzler Helmut Kohl findet sich darin die deutsche Historie wieder. Gespickt mit lebhaften Erinnerungen umreißt der heute 74-Jährige sein Leben. Dazu gibt es Kommentare zum heutigen politischen Geschehen, wie sich einer nur erlauben kann, der viel erlebt hat.

Nach seiner Flucht zog es Völker nach Westdeutschland. 1973 strandete er in Melle, einem kleinen Ort bei Bielefeld. 26 Jahre lang lebte er hier, führte eine Produktion für Zündhölzer, sah Regierungen kommen und gehen, erlebte wie sich die Welt änderte. Sein Heimweh nach Kleinmachnow verging über all die Jahre nicht. Als Pensionär kehrte Völker in seinen Heimatort zurück und schrieb sein Buch. „Vielleicht können meine Erfahrungen aus der Vergangenheit beitragen, dass einige Fehler nicht wiederholt werden“, wünscht er sich in seinem Buch. Tobias Reichelt

Tobias ReicheltD

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