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Aus dem Schlaf gerissen. Das Thema Fluglärm bewegt die Region Teltow.

© dpa

Von Hagen Ludwig: Spielraum für die Routen

Fluglärmkommission sollen mehrere Varianten vorgelegt werden

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Potsdam-Mittelmark - Bei der genauen Festlegung der Start- und Landerouten für den künftigen Großflughafen Schönefeld gibt es noch Spielraum. „Was wir bisher vorgestellt haben, ist eine Grobplanung“, erklärte André Biestermann von der Deutschen Flugsicherung (DFS) gestern auf der Sitzung des Infrastrukturausschussses des Landtages. Das Thema war auf Antrag von CDU und Linken auf die Tagesordnung genommen worden. Hintergrund waren erhebliche Proteste in der Region Teltow sowie in einigen Berliner Bezirken gegen die Anfang September vorgeschlagenen Routen. Demnach müssten die Einwohner dort im Gegensatz zu allen bisherigen Erwartungen mit stärkerem Luftverkehr und entsprechender Lärmbelastung rechnen.

Das vorliegende Modell der Flugrouten werde jetzt mit mehreren Varianten unterlegt und dann der Fluglärmkommission zur Beratung übergeben. Bei diesen Varianten handele es nicht nur um Nuancen, es seien auch Abweichungen um sieben Grad und mehr bei den geplanten Abflugwinkeln möglich, hieß es seitens der DFS. Die Vorschläge der Fluglärmkommission würden von der DFS abgewogen – das letzte Wort habe schließlich das Bundesaufsichtsamt für Flugsicherung.

Vor dem Ausschuss bestätigte Verkehrsstaatssekretär Rainer Bretschneider (SPD), dass Vertreter aller Gemeinden, die in einer Höhe von bis zu 2000 Meter überflogen werden sollen, neu in die Lärmschutzkommission aufgenommen werden. Zuvor hatte er bereits den Vertretern der Region Teltow die Teilnahme zugesagt. Die Aufnahme weiterer Gemeinden, die höher überflogen werden, würde die Arbeitsfähigkeit der Kommission gefährden, so Bretschneider. Derzeit hat das Gremium bereits 17 Mitglieder. Vertreten bleiben die Bürgermeister der Gemeinden, die bisher vom Fluglärm bedroht erschienen und nun zum Teil erheblich entlastet werden. Weitere Sitze haben unter anderem die Bundesvereinigung gegen Fluglärm, Vertreter des Landes Brandenburg, des Berliner Senats und von Fluggesellschaften.

Dass es noch erhebliche Veränderungen bei den geplanten Start- und Landerouten geben kann, ist dem Brandenburgischen Verkehrsministerium bereits seit 1998 bekannt. In diesem Jahr wurde die DFS von der BBI-Flughafengesellschaft, zu der neben dem Bund die Länder Berlin und Brandenburg gehören, aufgefordert, auf beiden Parallelbahnen „gleichzeitige unabhängige Abflüge“ zu gewährleisten. Die DFS informierte im Gegenzug darüber, dass ein gleichzeitiger Abflug zweier Flugzeuge ein Abknicken der Route während des Abfluges, um mindestens 15 Grad erfordere (PNN berichtete).

Schon damals hätte das Verkehrsministerium reagieren müssen und die dadurch neu betroffenen Kommunen in die Fluglärmkommission aufnehmen müssen, kritisierte der CDU-Abgeordnete Rainer Genilke. Bretschneider bestritt indes, dass es 1998 bereits Klarheit über die genauen Flugrouten gegeben habe. Auch mit abknickenden Routen könnte man Berlin theoretisch umfliegen. Man hätte dann alle Kommunen im 40-Kilometer-Umkreis des Flughafens in die Kommunikation einbeziehen müssen, so Bretschneider. Deshalb habe man sich auf den unmittelbaren Bereich um Schönfeld konzentriert. „Da haben wir zu kurz gedacht“, räumte Bretschneider schließlich ein.

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