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Von Thomas Lähns: Sprung ins kalte Wasser

Beelitz’ neuer Bürgermeister Bernhard Knuth hat kaum Zeit, um sich einzuleben: Der Haushalt drückt

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Beelitz - Ein neuer Tag im Amt: Auf dem Flur des Beelitzer Rathauses begegnet man entspannten, fast schon fröhlichen Mitarbeitern. Hier wird eine Tür geöffnet, dort geht eine andere zu, zwischendrin wird ein „Guten Morgen“ ausgetauscht. Die Tür zum Bürgermeisterzimmer steht offen. Ein Novum. Während die Sekretärin sich immer neue Termine übers Telefon durchgeben lässt und sie im Kalender vermerkt, wirbelt Bernhard Knuth durchs Zimmer. In dieser Woche hat er sein Amt angetreten als neuer Bürgermeister der Spargelstadt. Die obligatorische Schonfrist war schon nach zwei Tagen vorbei. Und so ist er zwar etwas außer Atem, aber glücklich.

„Das Wichtigste ist jetzt der Haushalt“, sagt der 47-jährige, und sein Blick wird ernst. Seit Dezember haben die Stadtverordneten einen Beschluss dazu wegen offener Fragen immer wieder verschoben. Die Rekord-Investitionssumme von zwölf Millionen Euro sowie die Aufnahme neuer Kredite in Höhe von drei Millionen hat viele abgeschreckt. Knuth will nach Einsparmöglichkeiten suchen – nicht in den Ortsteilen, sondern in der Stadt selbst. Bei der Freibadsanierung gebe es so viele Ungereimtheiten, dass die Baugenehmigung noch Monate auf sich warten lassen werde. Die Konsequenz: „Wir prüfen, ob wir es erstmal kurzfristig reparieren und in diesem Sommer noch einmal öffnen können.“

Und dann ist es wieder da: Das strahlende Lächeln, das dem Diplom-Optiker, Kulturmäzen und bisherigen Ortsvorsteher des Ortsteils Beelitz bei der Wahl vor zwei Monaten ordentlich Stimmen gebracht haben dürfte. Mit 66 Prozent haben ihn die Beelitzer gewählt und seinen Vorgänger Thomas Wardin (SPD) nach 20 Jahren Dienstzeit abgewatscht. Fehlende Kommunikation, schlechte Stimmung im Rathaus und Amtsmüdigkeit hatten ihm die Kritiker vorgeworfen – einer von ihnen war Bernhard Knuth. Mit ihm soll nun Einiges anders werden, vor allem im Umgang miteinander.

Die Stimmung im Rathaus spricht dafür, dass er es ernst meint. Das offene Bürgermeisterzimmer ebenso. Hier will das neue Stadtoberhaupt künftig Investoren, Kollegen und alle anderen empfangen, die ein Anliegen und im Idealfall einen Termin haben. „Die alten Möbel müssen aber raus“, macht Knuth unmissverständlich klar und verweist auf den Schreibtisch, der tiefschwarz, an den Rändern aber stark ausgeblichen ist. „Das kommt von den hohen Aktenstapeln.“ Mehr will und darf er nicht sagen: Bei der Ernennung vor einigen Tagen hatte Stadtverordnetenpräsident Klaus Tischmeyer (SPD) eindringlich gefordert, „persönliche Animositäten“ künftig zurückzustellen. „An mir soll’s nicht liegen“, flötet Knuth.

Was erwartet er von den kommenden Monaten? „Ich fürchte, ich werde erstmal abnehmen, weil für mehr als Frühstück keine Zeit bleibt“, lacht er. Denn die beiden Schlagworte „Kommunikation“ und „Konsens“, mit denen er im Wahlkampf gefochten hatte, sollen nun Eingang in den politischen Alltag finden. Bereits in den vergangenen Wochen ist Knuth durch die Stadt gepilgert, hat sich überall vorgestellt und selbst neue Eindrücke gewonnen. Zuletzt hatte er noch einmal Urlaub in Norwegen gemacht – ein Geschenk seines Wahlkampfteams, denn wer weiß, wann wieder Zeit zum Ausspannen sein wird.

Diese Woche geht es zu den Schulen und Vereinen. Am Donnerstagabend hat Knuth die Beelitzer in den Tiedemannsaal eingeladen, um über das Spargelfest zu reden und darüber, wie es künftig aussehen soll. „Ich bin da und höre zu“, kündigt er an. Mit den Amtsleitern gibt es jetzt festgelegte Treffen im zweiwöchentlichen Turnus, auch mit den Fraktionen will Knuth in engeren Kontakt treten. Anträge der Verwaltung sollen den Stadtverordneten nicht mehr erst zur Sitzung als Tischvorlage serviert werden: „Da steht das Telefon und da sind alle wichtigen Nummern gespeichert“, verdeutlicht der Bürgermeister.

Knuth wird in den kommenden Wochen wohl noch oft zum Hörer greifen müssen, um den Fraktionen seine Haushaltsvorschläge schmackhaft zu machen. Mitte Mai soll der Etat ein letztes Mal im Finanzausschuss diskutiert werden, Ende des Monats will der Bürgermeister ihn beschließen lassen. Einleben braucht er sich danach wohl nicht mehr.

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