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Lenné, wohin man schaut. Der Schlosspark Petzow im Herbst.

© Ausst./Thomas Wiersberg

KulTOUR: Lennés Spuren rund um den Schwielowsee: Spurensuche in Caputh

Fotoausstellung begibt sich auf die Spuren, die Lenné rund um den Schwielowsee hinterlassen hat.

Stand:

Schwielowsee - Ideen muss man haben! Manchmal kommen sie wie von irgendwoher, manchmal erwachsen sie aus konkreten Impulsen. Der bekannten Kulturaktivistin Krystyna Kauffmann aus Caputh geschah so eine Idee, als sie just den Schwielowsee umwanderte: Ob nun verborgen, gepflegt oder verdorben, überall zwischen Petzow, Geltow und Caputh, also gleichsam auf Tritt und Schritt, begegneten ihr Zeugnisse aus dem Denken und Schaffen des berühmten Landschaftsgärtners Peter Joseph Lenné, den alle im Munde führen, gleichwohl ihn kaum einer kennt.

Er sah in der hiesigen Landschaft etwas, was noch heute kaum jemand versteht, Gleichnisse von Land und Wasser, tief verborgene Geheimnisse. Der gebürtige Bonner (1789 - 1866) war nicht damit zufrieden, dass sich die „Bilder und Szenen“ dieses Landstrichs „zufällig aneinanderreihen“, sein Überflieger-Bewusstsein suchte nach dem „größeren Ganzen“, denn „die weiteste Ferne darf uns nicht verschlossen sein“.

Deshalb strebte er, nach englischer Art alles miteinander zu verknüpfen, durch Sichtachsen zum Beispiel. Solch weit- und weltläufige Art kam Krystyna Kauffmann natürlich sehr entgegen. Zusammen mit dem 2012 gegründeten Verein Cultura Schwielowsee wurde aus der Idee ein Plan, und aus diesem jene Ausstellung, die gestern im Seitenflügel des Caputher Schlosses eröffnet wurde.

Zugegeben, es hätten sich bessere Titel als „Gezähmte Wildnis“ finden lassen, denn keine Wildnis lässt sich nicht zähmen, höchstens bei Strafe des Untergangs. Wie immer auch, man schickte die Fotografen Thomas Giersberg und Uwe Werner auf die Pirsch. Was sie an Denk- und anderen -malen fanden, lädt als gerahmte Fotogalerie zum Wandern und zum Nachempfinden ein. Auch so ist „Heimat“ möglich, inzwischen ein seltenes Wort.

Man begegnet der Königlichen Landesbaumschule (1823) zu Alt-Geltow und ihrer Geschichte, den Resten alter Tonmühlen aus dem 19. Jahrhundert zwischen Ferch und Petzow, scheinbaren und unscheinbaren Sichtachsen auf dem Weg nach Caputh, oder im Schlosspark selbst. Eine gebremste Auswahl historischer Lage- und Planungsskizzen vervollständigt sozusagen das Bild vom Wirken Lennés vor Ort.

Die Erstausgabe der „Pomologie“ (Obstkunde) von Gartenbauinspektor Joseph Wrede und eine königliche Medaille zur Förderung des Gartenbaus von 1897 in einer Schauvitrine hier, anderenorts eine Leseecke mit jüngeren Texten zur Forschung, zum Beispiel im Lenné-Jahr 1989. Zum Studium und Weilen wird dringend geraten.

So geht man drinnen rundum, wie man es draußen tun sollte. Eine leise, fast ein bisschen private Ausstellung mit sehr viel Raum für Phantasie, ziemlich schnuckelig. Eine ganz persönliche Einladung, sich mit Lennés „Verschönerungsplan“ im Kopf auf Spurensuche zu begeben.

Wer nächstes Wochenende dieses ganz kleine Schloss besucht, wird nicht nur die Ausstellung, sondern auch den ersten Teil des Begleitprogramms erleben können, ein historisches Gartenfest (ab 13 Uhr) im Stil um 1600 zu Ehren nicht Schlossherrin Dorotheas, sondern ihrer Vorgängerin, der Kurfürstin Katharina: Alte Apfelsorten, Efeukränze, Quittengelee und Musik sind unter dem groß geschriebenen Wort FRAUENSACHE angekündigt.

Sie hat in Berlin manch Gutes getan, sie galt, mal neutral gesagt, auch als Kräuterfrau. In Caputh schuf sie, an historischer Stelle, Obstgärten und Fischteiche, legte einen Weinberg an. Erweitert-Pomologisches dann per Vortrag im Oktober. Gerold Paul

„Gezähmte Wildnis“ bis 1. November, täglich außer Montag, 10 bis 18 Uhr im Seitenflügel des Schlosses Caputh

Gerold Paul

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