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Potsdam-Mittelmark: Sputendorf mit Vollgas im Netz

Andere Kommunen warten ab, was die Landesregierung in Sachen schnelles Internet zu bieten hat

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Stahnsdorf - So einfach kann es gehen, wenn die Verbindung steht: Ein Klick und man ist drin. Die ersten Sputendorfer sind jetzt per Richtfunk mit dem schnellen Internet verbunden. Als eine von sechs Kommunen in Potsdam-Mittelmark, die sich an dem vom Kreis unterstützten und von der Complus AG technisch ermöglichten Projekt „schnell@pm“ beteiligen, könnte das Dorf zum Vorbild für andere werden.

Von einem großen Funkmast aus dem fünf Kilometer entfernten Ludwigsfelde erhalten sie ihre Bits und Bytes bei Wunsch bis auf den mobilen Computer auf der Veranda. Eine kleine Hausantenne, gerade so groß wie ein zusammengerolltes Din A4 Papier, sorgt für den Empfang der Signale. Erreicht werden können dabei Geschwindigkeiten von bis zu drei Megabit. Für maximal 40 Euro im Monat können die Sputendorfer so lange surfen wie sie wollen. Wem es etwas langsamer reicht und wer dazu sparen will, kann auf den Einsteigertarif zurückgreifen: 30 Euro kostet ein Megabit pro Sekunde, die magischen „Schallgrenze“ zur DSL-Geschwindigkeit.

Von der Telekom war in Sputendorf übrigens keine Hilfe zu erwarten, sagte Stahnsdorfs Bürgermeister Bernd Albers (Bürger für Bürger). Selbst als man Geld bot, lehnte der Kommunikationsriese ab. Nun gibts das Internet aus der Luft und Albers hofft auf „Mundpropaganda“. Spricht sich das Sputendorfer Internet rum, könnte wohl auch Nachbarort Schenkenhorst von der Technik profitieren. Neun Anträge hat Complus bereits gesammelt – noch mindestens 16 fehlen.

Anderenorts übt man sich in Zurückhaltung. Hintergrund ist die vom brandenburgischen Ministerpräsidenten gemachte Ankündigung, bis Ende 2009 die „weißen Flecken“ auf der Internetkarte Brandenburgs verschwinden zu lassen. Auf freien Rundfunk- und ehemals militärisch genutzten Frequenzen sollen die Internetsignale künftig in entlegene Ortschaften gebracht werden. Nach Sputendorf hingegen werden die Daten per Richtfunk übertragen – „und zwar schon heute“, betont Holger Matho, Vorstand der Complus AG. Sein Problem: Statt dass die Kommunen bei seiner technischen Variante zugreifen, warten viele ab, was die Landesregierung zu bieten hat. Ob die ihre Versprechen halten kann? Bei Complus ist man skeptisch. Auch die zur Eröffnung des Sputendorfer Internets anwesenden Vertreter des Landkreises warben für ihr kreiseigenes Projekt, statt für die Ankündigung der Regierung: „Wie bieten eine Übergangstechnologie, die funktioniert“, sagt Vize-Landrat Christian Stein (CDU). Mit einem festen Termin hätte die Regierung besser nicht werben sollen, so seine Einschätzung der Lage.

Die mit schnellem Internet versorgten Sputendorfer kümmert die Debatte nicht mehr. Tobias Reichelt

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