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Potsdam-Mittelmark: Stahnsdorf setzt auf Grün
Gemeinde will Waldflächen im Ort kaufen und prüft auch den Erwerb des Wilmersdorfer Friedhofs
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Stahnsdorf - „Willkommen im Grünen“ heißt es auf der Internetseite der Gemeinde Stahnsdorf. Dass man in dem mittlerweile 14 300 Einwohner zählenden Ort naturnah wohnen kann und trotzdem ganz dicht an den Metropolen Berlin und Potsdam ist, hat sich in den vergangenen Jahren als ein enormer Standortvorteil erwiesen. Damit es so bleibt, haben die Gemeindevertreter jetzt einen Beschluss zum Ankauf innerörtlicher Waldflächen durch die Kommune gefasst. Einstimmig votierten sie zudem dafür, Gespräche mit dem Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf über den Erwerb des Wilmersdorfer Waldfriedhofes im Ortsteil Güterfelde zu führen.
In der Vergangenheit haben Rodungen und Forstarbeiten etwa im Kirchwald bei Güterfelde oder im Beethovenwäldchen immer wieder zu Ärger in Stahnsdorf gesorgt. Erst kürzlich empfahl der Bauausschuss, für den Anna- und den nahen Naumannwald den Erholungswald-Status beim Land zu beantragen. Dadurch würde die private Nutzung weiter eingeschränkt. Jetzt beschlossen die Gemeindevertreter auf Vorschlag der Fraktion Bürger für Bürger (BfB) mit großer Mehrheit, Bürgermeister Bernd Albers (BfB) zu beauftragen, Gespräche mit den Eigentümern innerörtlicher Waldflächen über einen Ankauf der Areale durch die Gemeinde zu führen. Aufgeführt werden im Beschlusstext insgesamt sechs Waldstücke mit einer Gesamtfläche von etwa 30 Hektar.
10 000 Euro sind zunächst dafür eingeplant – eine Summe, die laut CDU-Fraktionschef Peter Weiß bei Weitem nicht für den beabsichtigen Kauf reichen würde. „Dass wir damit nicht weit kommen, ist uns bewusst“, so BfB-Vertreter Michael Grunwaldt. Es gehe jedoch darum, zunächst ein erstes deutliches Zeichen dafür zu setzen, dass die Gemeinde Verantwortung für den Wald übernehmen möchte.
Bürgermeister Albers begrüßte den Gesprächsauftrag der Gemeindevertreter. Durch den Flächennutzungsplan seien zahlreiche Grünflächen in der Gemeinde langfristig gesichert worden. „In Gesprächen haben Waldeigentümer mir gegenüber erklärt, dass es nicht lukrativ sei, innerörtliche Flächen forstwirtschaftlich zu betreiben“, sagte Albers den PNN. Insofern sei es nur folgerichtig, dass die Gemeinde jetzt ein Kaufangebot macht. „Für uns als Kommune würde bei der Bewirtschaftung nicht der wirtschaftliche Effekt, sondern die Pflege im Vordergrund stehen“, so Albers.
Auch dem Prüfauftrag zum Kauf des Wilmersdorfer Waldfriedhofs ist in der Gemeinde eine lange Diskussion vorausgegangen. Bereits im vergangenen Jahr hieß es, das Land Berlin wolle den Friedhof im Stahnsdorfer Ortsteil Güterfelde aufgeben, weil die Stadt zu viele Begräbnisstätten hat. Dessen ungeachtet haben viele Gräber aber noch mindestens 20 Jahre Bestandsschutz – auch viele Güterfelder haben dort ihre Angehörigen beerdigt. Ein Förderverein, deren Vorsitzender der Stahnsdorfer CDU-Vorsitzende Daniel Mühlner ist, setzt sich für den Kauf des Friedhofs und den Erhalt des Baumbestands ein. Unter dem Begriff „Hans-Altmann-Park“ könnte die Gemeinde Stahnsdorf zudem eine Entwicklung des Areals in Angriff nehmen, die Kunst und Kultur, Wohnen und Leben, Landschaftspflege und Umweltschutz ausgewogen verbindet, heißt es seitens des Vereins. Namensgeber Hans Altmann hatte als Architekt einst die Pläne für den Friedhof entworfen.
Bürgermeister Albers rechnet indes nicht mit einer kurzfristigen Lösung. Auf Anfrage habe ihm der Bezirksstadtrat von Wilmersdorf-Charlottenburg, Marc Schulte, mitgeteilt, dass in seinem Haus über den zukünftigen Umgang mit dem Waldfriedhof noch nicht abschließend entschieden wurde. Ein Herauslösen von Flächen aus dem Friedhofsbereich sei nicht beabsichtigt.
Laut Albers seien die Möglichkeiten der künftigen Nutzung ohnehin sehr eingeschränkt. „Das Friedhof liegt im Landschaftsschutzgebiet Parforceheide und wurde im Zuge der Lärmaktionsplanung als ruhiges Gebiet eingestuft.“ Möglich wäre, dass eine private Initiative die Kapelle saniert und dort Veranstaltungen organisiert, die die Totenruhe nicht stören. Das sei jedoch eine anspruchsvolle Aufgabe, so der Bürgermeister. Für die Gemeinde gelte es nun, unabhängig vom Kaufpreis genau zu prüfen, was Unterhalt und Pflege des Waldfriedhofs einschließlich seiner denkmalgeschützten Gebäude kosten würden.
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