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Potsdam-Mittelmark: Stahnsdorfs Tagesmütter fordern Gegenleistung

Mehr Geld für mehr Qualität sei kaum erreichbar

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Stahnsdorf - Stahnsdorfs Tagespflegeeltern fordern die Unterstützung ihrer Gemeinde: In der Kinderbetreuung verlasse sich die Kommune auf ihre Tagesmütter und -väter, erklärte Silvia Maaß, Sprecherin der Stahnsdorfer Tagespflegeeltern gegenüber den PNN. Nun solle Stahnsdorf in Gegenleistung gehen: „Nicht nur finanziell, sondern auch moralisch.“ Im Zentrum der Kritik der Tagesmütter: Die neue Förderrichtlinie des Landkreises.

Die Gemeinde müsse ihren Tagesmüttern in den Verhandlungen mit dem Kreis den Rücken stärken, fordert Silvia Maaß. Sie kritisiert die starren Bedingungen, unter denen sich Tagespfleger weiterqualifizieren müssen, um mehr Geld für ihre Arbeit zu erhalten. Praktisch sei die vom Kreis vorgeschlagene Fortbildung kaum machbar. Über drei Jahre müssten die Tagesmütter dazu auch wochentags zur Schulung. Das Problem: Die Tagesmütter müssten für ihre Kinder einen Ersatz finden und bezahlen.

Als bisher einzige Gemeinde im Kreis hat Stahnsdorfs Nachbarkommune Kleinmachnow darauf reagiert: Sie stellen ihren Tagespflegeeltern zur Weiterbildung und bei Ausfällen durch Krankheit insgesamt 144 000 Euro jährlich bereit. „Ich finde den Ansatz gut“, sagt Maaß. In Stahnsdorf stünden die Signale jedoch derzeit auf rot. Frühestens für den Haushalt 2010 könnten Gelder eingeplant werden, habe man ihr im Rathaus erklärt.

Wie berichtet, hatte der Landkreis die Richtlinie zur Förderung der Kindertagespflege Anfang des Jahres reformiert. Demnach verdienen Tagesmütter und -väter mehr, je besser sie qualifiziert sind. Auch ohne staatlich anerkannte Ausbildung konnten Tageseltern so mit einem Gehaltszuwachs von 600 Euro rechnen. Entsprechend qualifizierte Tageseltern verdienen sogar bis zu 1400 Euro mehr, verteidigte Thomas Schulz, Leiter des Fachbereiches Soziales im Kreis, die Reform: „Ich kenne keinen Landkreis in Brandenburg, der seinen Tagesmüttern so viel zahlt.“ Das Einkommen der Tagespflegeeltern sei auskömmlich, auch wenn sie von ihrem Lohn Steuern und Sozialversicherungsbeiträge tragen müssten, so Schulz. Das blieb vielen Tagesmüttern bisher weitgehend erspart. Doch auch hier kommt der Kreis entgegen und übernimmt die Hälfte der Kranken- und Rentenversicherungsbeiträge bis zu einem gedeckelten Betrag. „Wir werden keine exorbitante Chefarztbehandlung bezahlen“, sagt Schulz.

Dennoch zu wenig, klagt Tagesmutter Maaß. Die Zuzahlung sei auf einem zu niedrigen Niveau gedeckelt. „Das was wir mehr bekommen, geben wir woanders aus“, sagt sie. Viele Tageseltern müssten mit weniger Geld auskommen, obwohl sie Gleiches wie ihre besser qualifizierten Kollegen leisten, sagt Maaß. Sie macht eine einfache Rechnung auf: Würden nur zwei Tagesmütter in Stahnsdorf aufhören, fehlten sofort zehn Betreuungsplätze. Silvia Maaß denkt noch einen Schritt weiter: „Für uns bleibt die Angst, dass wir ohne Ausbildung irgendwann gar nicht mehr gewollt sind.“ Erste Signale dafür gebe die Reform, sagt sie.

Auch Thomas Schulz macht deutlich: „Wenn der Bundesgesetzgeber eine erzieherische Ausbildung voraussetzt, dann wollen wir das umsetzen. Ich finde sie äußerst wichtig.“ Tobias Reichelt

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