Potsdam-Mittelmark: Stammkapital für die Kultur

Michendorf – Ein eigenes Theater in Michendorf, ein Hort für die Literatur im Huchel-Haus in Wilhelmshorst, eine Kunstschmiede in Stücken und in jedem Ortsteil kreative Köpfe und Vereine: Die Gemeinde Michendorf hat Kulturfreunden einiges zu bieten. Dennoch sollen nun neue Impulse gesetzt werden: Eine Kunstkommission könnte künftig Ausstellungen in den öffentlichen Gebäuden der Gemeinde initiieren, koordinieren und bewerben. Ein entsprechender Vorstoß von Bürgermeister Reinhard Mirbach (CDU) ist am Dienstagabend im Sozialausschuss diskutiert worden. Darüber hinaus ist auch die Gründung einer Kulturstiftung angeregt worden, an der sich sowohl die Gemeinde als auch private Geldgeber beteiligen.

Die Stiftung hat der Historiker Rainer Paetau zur Debatte gestellt. Der Vorsitzende der „Freunde und Förderer der Wilhelmshorster Ortsgeschichte“ bereite schon seit einem Jahr so etwas vor, wie er am Dienstagabend erklärte. Den Ausschussmitgliedern legte er ein fast fertiges Konzept vor. Als Stammkapital strebe er eine Summe von mindestens 100 000 Euro an. Die Gemeinde solle sich daran zur Hälfte oder zu einem Drittel beteiligen, schlug er vor, der Rest könne durch Bürger, Vereine oder Unternehmen aufgebracht werden. 30 000 Euro seien bereits im Topf, sagte der Historiker.

Das Stammkapital würde bis zu 5000 Euro pro Jahr abwerfen, das dann zum Beispiel für Projekte freier Kulturträger zur Verfügung gestellt werden könnte. Als weitere Ziele der Stiftung nannte Paetau die Förderung des öffentlichen Bewusstseins über Bedeutung von Kultur für die Kommune sowie eine engere Zusammenarbeit von Kulturträgern, der Gemeinde und anderen Einrichtungen. Auch das Bewahren historischer Überlieferungen sowie die Einrichtung eines Museums oder Archivs könne die Stiftung irgendwann fördern. Auf jeden Fall solle sie „Zusätzliches“ ermöglichen und nicht die Fördermittel der Gemeinde ersetzen.

„In einer ersten Arbeitsphase von zehn Jahren müssten wir natürlich Schwerpunkte setzen“, räumte er ein. So könnte das Stiftungsgeld vorerst verstärkt für die Restaurierung von Denkmalen oder denkmalgeschützten Bauten eingesetzt werden – als Impuls für den Einsatz weiterer Gelder. Über die Mittelvergabe solle ein Kuratorium entscheiden: ein Stiftungsrat, in dem alle Beteiligten mitreden können. Von der Gemeinde erwarte Pateau nun einen zustimmenden Beschluss noch in diesem Jahr. Das Geld solle dann im Haushalt 2013 eingestellt werden, länger könne man nicht warten.

Seine Ausführungen trafen im Sozialausschuss überwiegend auf ein positives Echo. Begeistert gab sich die Wilhelmshorster Ortsvorsteherin Irmgard Richard (SPD): „Es ist eine wunderbare Idee“, sagte sie. Etwas vorsichtiger gab sich hingegen Wildenbruchs Ortsvorsteher Manfred Bellin (FBL): Man müsse doch erst einmal die Einwohner befragen, forderte er. Der Michendorfer Sozialausschuss will sich nun mit einem Satzungsentwurf für die Stiftung beschäftigen, erst danach soll das Thema im Gemeinderat diskutiert werden.

Eindeutiger fiel die Entscheidung zur Kunstkommission aus: Ein Gremium mit je einem Mitglied aus den sechs Ortsteilen und einem Vertreter aus der Verwaltung könne relativ bald ins Leben gerufen werden. „Es geht nicht um Investitionen, sondern um den Austausch“, erläuterte Hauptamtsleiterin Claudia Nowka die Idee. Die Kunstkommission soll als Ansprechpartner für Vereine und Künstler dienen und Ausstellungsflächen in Michendorf an sie vermitteln. Auch die Zusammenarbeit mit Schulen ist vorgesehen.

Eine zentrale Frage, die dabei auch aufgeworfen wurde: Wer übernimmt die Haftung für Kunst im öffentlichen Raum? Vor dem Wilhelmshorster Gemeindezentrum werden zurzeit Plastiken ausgestellt, auf denen bisweilen Kinder herumgeklettert waren. Einerseits wurde auf die Verletzungsgefahr hingewiesen, andererseits könnten die Werke auf frei zugänglichem Gelände Schaden nehmen, wie es hieß. Auch das soll in Zukunft konkret geregelt werden.