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"Kochprofis - Einsatz am Herd": Starköche entwickeln Konzept fürs „Four Reasons“
Der Kleinmachnower Sportsbar-Inhaber Sebastian Schirl sucht mit der RTL-II-Show „Kochprofis – Einsatz am Herd“ einen Weg aus der Krise.
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Kleinmachnow - Die Garnelen eine Chemiebombe, das Gemüse zu „grobmotorisch“, das Putenschnitzel eine einzige Katastrophe – schon nach dem ersten Probebissen ist klar: Im Kleinmachnower Restaurant „Four Reasons“ wartet auf die Kochprofis ein hartes Stück Arbeit. Seit Montag inspizieren die drei Spitzenköche Frank Oehler, Andreas Schweiger und Nils Egtermeyer begleitet von einem RTL-II-Fernsehteam die Sportsbar am Zehlendorfer Damm. Das Ergebnis ihrer Arbeit werden sie heute Abend rund 60 auserwählten Gästen präsentieren, in etwa sechs Wochen wird die 291. Folge der Show im Fernsehen zu sehen sein. Inhaber Sebastian Schirl erhofft sich nicht nur einen netten Abend, sondern vor allem eine neue Perspektive.
Erst im Juni 2014 hatte der Kleinmachnower seine Sportsbar in dem ehemaligen griechischen Restaurant eröffnet, bot über Sky Sport- und Fußballübertragungen an. Doch es lief nicht gut für den gelernten Maler. Zwar kamen die Gäste, doch blieben sie zumeist nicht länger als die 90 Spielminuten und machten kaum Umsatz. Die Bar, in die Schirl zuvor Zehntausende Euro investierte, rentierte sich nicht. Das erste Notsignal setzte Schirl schon im November ab, wandte sich auf Anraten seines Kochs Roland Mühmer an die RTL-II-Show. Doch Schirl wurde krank, musste drei Monate schließen: „Eine Katastrophe.“ Schirl blieb weiter mit der Crew in Kontakt. Jetzt, wo es ihm wieder besser geht, ergriff er den Strohhalm. „Ich hatte Berührungsängste’“, erzählt er. Dennoch hält er den Schritt für eine gute Entscheidung. „Alleine würden wir das nicht mehr schaffen“, sagt der 40-Jährige.
Keiner weiß am Morgen, wie der Tag endet
Seit 2005 sind deutsche Spitzenköche im Auftrag von RTL II zur Rettung des guten Geschmacks im Land unterwegs, rücken an, wenn wie bei Schirl Not am Mann ist. Die Show folgt dabei einem immer gleichen Grundkonzept: Nach einem ersten Aufeinandertreffen und der Begrüßung im Lokal findet eine Analyse der Speisekarte samt Probeessen durch die Köche statt. „Am Anfang lief es noch gut“, erzählt Frank Oehler oder kurz „Fo“, wie er sich selber nennt. „Aber dann kollabierte das Ganze.“ Das von Mühmer servierte Putenschnitzel war nicht nur deutlich verkrustet, sondern zu aller Ärger halb roh, zudem erwies sich die Mannschaft als wenig stressresistent, sagt Oehler. „Ich weiß auch nicht, wie mir das passieren konnte“, erklärt „Four Reasons“-Koch Mühmer später vor der Kamera. „Ich war überfordert, hoffe, dass ich es besser machen kann.“ Wie das geht, zeigen ihm die beiden Köche Frank Oehler und Nils Egtermeyer, nachdem der erste Schock verdaut ist.
Am Tag zwei ist Aufarbeitung angesagt. Alles wird grundlegend recherchiert und analysiert. Während Roland Mühmer an der Seite von Jung-Profi Egtermeyer mit frischen Bio-Produkten noch einmal Salat und Garnelen zubereitet, hackt Oehler Kräuter für sein mediterranes Rumpsteak-Gericht. „Ich werde mit ihm noch einmal die Garstufen durchgehen“, erklärt er. Jeder der drei Köche verfolgt seine eigene Idee, am Ende wird zusammengetragen, beraten. „Jeder hat seine eigenen Vorstellungen, bei der Diskussion ums Konzept schlagen wir uns am Ende oft die Schädel ein“, sagt Oehler. Keiner weiß am Morgen, wie der Tag endet. „Ein Drehbuch gibt es nicht“, sagt die Autorin der Sendung, Berit Hinnerks. „Die Leute denken immer, alles sei gestellt, doch so ist es nicht.“ Für heute erwägt Hinnerks, noch einen Anwalt hinzuziehen, der den Pachtvertrag prüfen soll. „Köche sind ja keine Rechtsanwälte“, sagt sie. „Es traten viele versteckte Mängel auf, die vertraglich nicht festgehalten worden sind“, weiß Inhaber Schirl. Rausholen, was noch möglich ist, lautet seine Devise. Andreas Schweiger, der dritte Profikoch im Bunde, ist gerade dabei, sich durch Zahlen und Akten zu quälen. Für die endgültige Entscheidung sind die Bilanzen ein wichtiger Baustein. „Wir klopfen alles ab, prüfen die Verträge, klären, wie viel Geld gebraucht wird, was an Verbindlichkeiten vorhanden ist“, ergänzt Aufnahmeleiter Gordon Wüst. „Am Ende sprechen wir eine Empfehlung aus.“ Mitunter heißt die auch: Restaurant schließen. Für Sebastian Schirl ist das aus heutiger Sicht noch keine Option. „Wir werden die Richtung weitergehen, die uns vorgegeben wird“, erklärt er. „Wenn auch nicht mehr so halbherzig wie bisher.“ Und wie auch immer das neue Konzept aussieht, das ihm die Kochprofis vorlegen werden, eines weiß er schon jetzt: Fußball wird es im neuen Lokal wohl weiterhin geben, eine Sportsbar soll es aber nicht mehr sein.Solveig Schuster
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