Potsdam-Mittelmark: Startschuss für Sonnenernte
Bürgersolaranlage Caputh am Netz / 46 Gesellschafter feierten Einweihung
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Schwielowsee · Caputh - Die Caputher haben jetzt einen Grund mehr, sich über Sonnenschein zu freuen: Die Bürgersolaranlage auf dem Dach des Seniorenzentrums ist am Sonnabend mit einem symbolischen Knopfdruck in Betrieb gegangen. Für die nächsten 20 Jahre wird von hier aus Strom in das Netz der eon-edis eingespeist – jährlich über 9 000 Kilowattstunden, was dem Verbrauch von drei Haushalten entspricht. Das bedeutet nicht nur Umweltschutz, sondern auch bares Geld für die 46 Gesellschafter.
Nur fünf Monate waren von der Idee bis zu ihrer Umsetzung vergangen – ein rasantes Tempo, wie Jörg-Uwe Fischer, ehrenamtlicher Geschäftsführer der noch jungen Caputher Sonnenstrom-Gesellschaft, bemerkte. Bereits vor ihrer Inbetriebnahme hat die Bürgersolaranlage den Agenda 21-Preis des Landkreises gewonnen. Trotzdem: Dass sich so viele Caputher beteiligen, habe man sich damals nicht vorstellen können, gestand Mitinitiator Hans-Joachim Kursawa. Am Sonnabend hatte noch eine weitere Bürgerin unterschrieben und für 500 Euro einen Anteil erworben. Die Kosten für den Bau sind damit zu hundert Prozent aus den Beiträgen der Gesellschafter gedeckt.
Die Suche nach einem geeigneten Dach hatte sich anfangs recht schwierig gestaltet. Erst die Anfrage bei der „Gesundheitszentrum Teltow GmbH“, dem Träger des Seniorenzentrums, brachte im Juni die erhoffte Zusage und einen Impuls. „Da hatten wir gesagt: wir schaffen es noch in diesem Jahr“, erinnerte sich Mitbegründerin Anne-Marie Ladner.
Für GZG-Geschäftsführerin Ute Juul sei Umweltschutz eine Selbstverständlichkeit, deshalb stelle man das Dach kostenlos zur Verfügung. Interessiert hätten die Bewohner des Seniorenzentrums die Entwicklung verfolgt. „Der Zähler vor dem Haus wird auch für sie ein regelmäßiger Anlaufpunkt sein“, sagte sie.
Der hiesige Energieversorger eon-edis ist gesetzlich verpflichtet, den in Caputh produzierten Strom abzunehmen. Die Einspeisevergütung, so wird hier gerechnet, werde jährlich 4 700 Euro betragen, die dann auf einem Konto verzinst werden. Von dem Geschäftsmodell haben sich auch prominente Caputher wie Ruderweltmeisterin Kathrin Boron und die beiden Grimmepreis-Träger, Tatort-Regisseur Thomas Freundner und sein „Kommissar“, Jörg Schüttauf, überzeugen lassen. Zu den Gesellschaftern gehört darüber hinaus die Michendorfer Landtagsabgeordnete Susanne Melior.
Im Vordergrund steht aber der Umweltschutz – und so das Vermächtnis an die nächste Generation. „Wir wollen damit vor allem etwas für unsere Kinder tun und hoffen, dass dieses Beispiel Schule macht“, so Regisseur Freundner, der auch auf seinem eigenen Hausdach eine Solaranlage hat. So waren es die Kinder der Gesellschafter, die am Sonnabend den großen roten Knopf drücken durften.
Von Bürgern finanzierte Solaranlagen gibt es bereits in Teltow, Falkensee und in Beelitz. In Potsdam und Kleinmachnow sind weitere geplant. Laut Andreas Muntinga von der Berliner Firma SunTechnics – sie hatte die Caputher Anlage gebaut – sei die Nachfrage immens, auch bei Privathaushalten. Schließlich gebe es nicht nur die Abnahmegarantie, sondern auch günstige Kredite. „Und nach zehn Jahren hat man die Kosten wieder gewonnen.“
In Caputh will man weitere Gesellschafter gewinnen, „eine Erweiterung der Anlage ist jederzeit möglich“, so Anne-Marie Ladner. Sie hoffe auf einen „Aha-Effekt“ bei Bürgern, die bislang zwar mit dem Gedanken einer Teilhabe gespielt haben, sich aber noch nicht trauten. Thomas Lähns
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