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KulTOUR: Stilles Leben

Südkoreanische und lokale Kunst im Kunst-Geschoss

Stand:

Werder (Havel) - Anzuzeigen ist eine Doppelausstellung in Werders ehrwürdigem Kunst-Geschoss, deren Betrachtung man nicht unbedingt versäumen sollte. Zum einen hatte sich Kurator Frank Weber entschlossen, indische Reise-Impressionen seines Bürgermeisters Werner Große in der „Galerie am Glas“ öffentlich zu machen. Mit einem schlichten Smartphone in großen Städten geschossen, wirken Großes Fotografien ziemlich unschuldig, doch mit dem richtigen Blick bekommen sie das Siegel „künstlerisch wertvoll“. Viele sind es ihrer nicht, aber viel war ja noch nie viel in der Kunst.

Im Kunst-Geschoss selbst wird der Besucher mit dem Werk der Malerin SOOKI aus Südkorea konfrontiert. Fernöstliche Tradition bringt sie mit ihren Aquarellen, durch ihre leichthändige Zeichen- und Tusche-Kunst mit, wie in den Impressionen vom Schwedter Nationalpark oder diversen Havel-Ufern. Die gravidere Öl-Malerei, so ihre Vita, hat sie erst in Europa gelernt, und diese wendet sie nicht nur auf mehr oder weniger belanglose Themen ihrer Wahlheimat Deutschland, wie aufblühende oder zerfallende Stadtlandschaften, an. Auch wenn sie eines Sees oder Berges in Korea eingedenkt, nimmt sie Öl, ein reziprokes Kuriosum.

Voriges Jahr bekam sie zusammen mit ihrem Mann, dem Maler Matthias Koeppel, den B.Z.-Kulturpreis im Fach Malerei, beide gelten seit vielen Jahren als „Kunst-Chronisten“ der Stadt Berlin. Davon bietet Werders Stadtgalerie reichlich: Als „Baustelle Berlin Mitte“, wo man vor lauter Rohren im Vordergrund fast das Urbane nicht mehr sieht, den Abriss des Hotels Unter den Linden und des DDR-Außenministeriums, Ausblick auf die Kongresshalle. Oder auch „Hydrant bei Nacht“, einfach so.

Die Sujets sind recht detailfreudig, die Darstellung auch mal bissig-humorig, hin und wieder staunt man, dass „so viel Realismus“ heutzutage noch möglich ist. Einige dieser Bilder sind mit koreanischer Schrift kommentiert, dies bleibt freilich unübersetzt. Irgendwo soll es, an völlig unpassender Stelle, ganz banal um keimende Kartoffeln gehen.

Eine zweite Werkgruppe ist etwas aufregender, hier gibt sich SOOKI Koeppel auf unübersehbare Weise als Teil ihrer Bilder zu erkennen. Einmal in Form von Selbstporträts, mit Lupe vorm Auge oder unter einer Gasmaske, was endlich eine weitere Dimension hervorbringt, zum anderen kopiert sie Ausschnitte bekannter Bilder des florentinischen Renaissancemeisters Luca Signorelli („Die letzten Dinge“, „Das Jüngste Gericht“), um sich keck selbst mit ins Bild zu setzen, lachend, handy-telefonierend, filmend, oder staunend. Signorellis Anteile im Hintergrund sind stark vergrößert und in fahlen Farben gehalten, ihr Porträt ist klein, dafür schön knallig bunt. So kann sie vor der Kulisse der Verdammten sogar mit Höllenschergen korrespondieren, ohne dass es wirklich wehtut.

Als Künstler Teil eines Bildes zu sein und zu werden, ist zwar nicht neu, aber überhaupt nicht uninteressant. Interessanter jedenfalls als die gemalten Bananen, oder eine DDR-Lötlampe, mit Jeans einer bekannten Marke montiert. Oder gar diese unfertigen Drachenflieger vor der Externstein-Kulisse. Zu summieren ist dieses Oeuvre unter dem Generaltitel „Stilles Leben“ der Malerin SOOKI, 1954 in Südkorea geboren, seit 1984 freischaffend in Berlin. Auch der stille Hydrant in der Nacht. Gerold Paul

bis 22. Juni, Uferstraße 10, Donnerstag, Samstag und Sonntag 13 bis 18 Uhr

Gerold Paul

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