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Potsdam-Mittelmark: Störender Protest

Ein holländischer Investor will das Kasernen-Areal an der Ruhlsdorfer Straße in Teltow entwickeln – zum Unmut der jetzigen Nutzer

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Ein holländischer Investor will das Kasernen-Areal an der Ruhlsdorfer Straße in Teltow entwickeln – zum Unmut der jetzigen Nutzer Von Kirsten Graulich Teltow. „100 Arbeitsplätze stehen auf dem Spiel: Wir wehren uns!", stand vor dem Green Park auf einem großen weißen Plakat, mit dem gestern Brandenburgs Wirtschaftsminister zur Wirtschaftsschau begrüßt werden sollte. Zuvor war das Plakat an der Ruhlsdorfer Straße vor dem ehemaligen russischen Militärgelände in Teltow platziert. Doch diese Art von Öffentlichkeitsarbeit mißfiel dem Verwalter der Liegenschaft, der Brandenburgischen Boden Gesellschaft (BBG) und die vier großen Aufsteller verschwanden im Hofbereich der alten Kaserne. Vor allem, weil auf einem dieser Plakate ein holländischer Investor als Spekulant angeprangert wird, dem die Nutzer des Areals vorwerfen, er würde ihre Existenz vernichten. Deshalb fordern sie: bezahlbare Gewerbeflächen, statt teurer Wohnungen und Tennisanlagen. Mit diesem Protest hatten Hauptmieter Bodo Nickel und einige Nutzer bereits in der vergangenen Woche bei der Wirtschaftsrunde „TelTalk" auf sich aufmerksam gemacht. Dort boten ihnen die Vertreter der großen Gewerbeparks Hilfe an und warben mit niedrigen Mietpreisen. Green Park-Vorstand Frank Teschner bot sogar ein Jahr mietfrei. „Unser Angebot setzt allerdings die ordnungsgemäße Gewerbeerlaubnis voraus", äußerte Teschner gegenüber den PNN. Denn in der Talkrunde wurde an diesem Abend auch bekannt, dass die Polizei regelmäßig das Gelände aufsuche, weil ab und zu ein „bisschen Schwarzarbeit" gemacht werde, wie Nickel selbst einräumen muss. Tatsächlich sind dort nur zwei Gewerbetreibende nach Auskunft des Teltower Gewerbeamtes gemeldet. Nickel, der befugt ist, weiter zu vermieten, spricht von „Kleingewerbetreibenden und Hobbybastlern". Seit rund sechs Jahren vermietet Nickel eine Fläche von 5000 Quadratmetern an etwa 50 Gewerbetreibende und will deren Zahl auf 100 erhöhen. Dazu möchte er weitere 20 000 Quadratmeter Fläche von der BBG übernehmen. Doch als er im April seine Idee eines „Handwerkerhofes" im Bauausschuss vorstellte, stieß er auf wenig Resonanz. Bei einer Vorortbesichtigung wurden die Stadtverordneten misstrauisch, denn bei ihrem Erscheinen schlossen einige der „Hobbybastler" eiligst ihre Garagentore. Auch Nickels Leistungsfähigkeit bezüglich der Sanierung der alten Kasernengebäude überzeugte nicht. Putz und etwas Tünche reiche nicht, meinten die Stadtverordneten und so fand sein Konzept keine politische Mehrheit. Statt der Flickschusterei will die Stadt das Areal lieber als Ganzes im Sinne des B-Planes entwickeln. Der sieht den Abriss des Altbestandes vor und den Bau von Wohnungen, Gewerbeeinrichtungen und einer Freizeitanlage. „Doch Investoren stehen längst nicht mehr Schlange", erklärte Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD) gegenüber den PNN. Lange Zeit sei die Suche nach Investoren erfolglos geblieben, nun liege der BBG seit einigen Monaten ein Kaufangebot vor. Dasholländische Unternehmen MEI – Mittlere Europa Investitionen – will das gesamte Gelände entsprechend dem B-Plan entwickeln. Zurzeit laufen die Kaufverhandlungen, ebenso stehe der städtebauliche Vertrag kurz vor dem Abschluss. Doch Schmidt befürchtet, Nickels Öffentlichkeitsarbeit könnte die Verhandlungen stören. „Dann ist die Schmerzgrenze erreicht", droht der Bürgermeister Konsequenzen an, falls Nickel die Diskussion um die angebliche Arbeitsplatzvernichtung fortsetze. Denn die BBG und die Stadt Teltow hätten Pächter Nickel nie darüber im Unklaren gelassen, dass die Vermarktung der Gesamtfläche Vorrang habe. Deshalb sei sein Mietvertrag auch nur bis zum 30. September verlängert worden.

Kirsten Graulich

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