Potsdam-Mittelmark: Straftäter aus Langerweile? Ordnungsausschuss diskutierte Statistik der Polizei
Michendorf - Einmal mehr sorgt der Nachwuchs in Michendorf für Gesprächsstoff. Nachdem in den vergangenen Monaten über Projekte wie Jugendclubneubau und Skaterbahn diskutiert wurde, stand am Mittwochabend im Ordnungsausschuss nun ein völlig anderes Thema zur Debatte: Die Kriminalitätsstatistik der Großgemeinde aus den vergangenen beiden Jahren.
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Michendorf - Einmal mehr sorgt der Nachwuchs in Michendorf für Gesprächsstoff. Nachdem in den vergangenen Monaten über Projekte wie Jugendclubneubau und Skaterbahn diskutiert wurde, stand am Mittwochabend im Ordnungsausschuss nun ein völlig anderes Thema zur Debatte: Die Kriminalitätsstatistik der Großgemeinde aus den vergangenen beiden Jahren.
Den Ermittlungen der Polizei zufolge habe es im Jahr 2004 insgesamt 1076 Straftaten im Gemeindegebiet gegeben, knapp hundert mehr als im Vorjahr. Und besonders für Wilhelmshorst fällt auf: Gut die Hälfte der dort ermittelten Verdächtigen sind Jugendliche (bis 18 Jahre) oder Heranwachsende (bis 21 Jahre). Im Ortsteil Michendorf war in beiden Jahren noch knapp ein Viertel der Verdächtigen unter 21. Gegensätzlich verhält es sich in Stücken: Hier gehörte keiner der acht Verdächtigen 2004 oder der 17 Verdächtigen aus dem Vorjahr zu dieser Gruppe. „In Wilhelmshorst und Michendorf gibt es zentrale Treffpunkte für Jugendliche, die Jugendclubs und Schulen zum Beispiel“, startete Claudia Günther (Grüne) einen Erklärungsversuch.
Insgesamt machten Sachbeschädigungen (vorwiegend Farbschmierereien) und Diebstähle den größten Teil der Straftaten aus. Eine Zunahme von 2003 zu 2004 ist hinsichtlich der Delikte räuberischer Erpressung von 4 auf 9 und Körperverletzung von 6 auf 18 zu verzeichnen. Die Zahlen stammen wohlgemerkt aus der Zeit, bevor die Gemeinde ihre Jugendarbeit offensiv angepackt hat. Fragen nach möglichen Versäumnissen in diesem Bereich wurden dennoch aufgeworfen. „Wir haben in unserer Großgemeinde sehr viel für die Jugendlichen getan“, so Ausschussmitglied Jürgen Krebs (FBL/FDP). Er verwies auf die Herrichtung von Sporthallen, Jugendräumen und nicht zuletzt auf die zweite Betreuerstelle in Groß-Michendorf. Allerdings müssten die Jugendlichen auch ermuntert werden, diese Einrichtungen zu nutzen. „Wenn ich in den Michendorfer Club sehe, sitzen dort manchmal nur vier Leute, dabei gibt es hier über 500“, so der berufene Bürger Dirk Noack.
Ein weiteres Problem bleibt offensichtlich die mangelnde Gesprächsbereitschaft. So verwies die sachkundige Einwohnerin Ulrike Wunderlich auf einen Jugendlichen, der in der jüngsten Gemeindevertretersitzung Vorschläge gemacht hatte und dort „abgebügelt“ worden sei. Nicht zuletzt die Aufklärungsquote der Polizei von durchschnittlich 50 Prozent sei eine Ursache. „So was ermuntert doch Jugendliche zu Straftaten“, formulierte der Bürger Günter Oschatz etwas provokant. Er forderte außerdem ein „härteres Durchgreifen“. Ausschussvorsitzender Peter Pilling berichtete aus eigener Erfahrung von Beschädigungen an Feuerlöschern in einer Tiefgarage in der Bahnhofssiedlung.
Zumindest der Kriminalitätsursache „Langeweile“ – auch diese Theorie wurde angesprochen – wird entgegengewirkt: Für jeden Ortsteil sind mittlerweile feste Jugendtreffs im Gespräch. Und nächstes Jahr will der Ausschuss die Polizei einladen, um weitere Lösungen zu besprechen. Thomas Lähns
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