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Potsdam-Mittelmark: Stressfreie Selbstpflücke
Am Mittwoch wurde die Heidelbeersaison eröffnet
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Beelitz - Zum offiziellen Saisonstart der Heidelbeerernte am Mittwoch in Klaistow sind die Selbstpflücker schon am frühen Morgen in den Beeren. Ausgestattet mit länglichen Körben und Plastikschüsseln werden die Reihen der hoch gewachsenen Sträucher systematisch abgepflückt. Die blauen Vitaminbomben werden immer beliebter: Seit 2006 verdoppelte sich nach Angaben des brandenburgischen Agrarministeriums die Anbaufläche im Land nahezu. Im Vorjahr lag der Ertrag in Brandenburg bei knapp 288 Tonnen. Auf dem Spargelhof in Klaistow wird die Kulturheidelbeere auf 25 Hektar angepflanzt. Dort rechnet man in diesem Jahr mit einer Ernte von rund 200 bis 250 Tonnen.
Besonders die Selbstpflücke der Beeren ist beliebt: Rückenschonend können die bis zu zwei Meter hohen Büsche und Sträucher abgeerntet werden. Damit es besonders schnell geht, hat Verena Göb aus dem Potsdamer Ortsteil Bornim ihre eigene Technik: Mit der rechten Hand streift sie die Beeren ab, die linke Hand zu einer Schaufel geformt, fängt sie die herabfallenden Beeren auf. In einer halben Stunde hat sie zusammen mit ihrem Mann schon zwei Körbe gefüllt. „Sechs Kilo haben wir sicher schon.“ Sie pflücke für den Wintervorrat. „Und dann werden die eingefroren – ich hab mir extra eine neue Tiefkühltruhe gekauft.“
Noch geübter sind die Erntehelfer: Sie schaffen es allein in einer Stunde auf sieben bis acht Kilo, erklärt Marusarz Stanislaw. Er ist Vorarbeiter und kümmert sich auf dem Spargelhof um die Erdbeer- und Heidelbeerernte. Bis zum Ende der Saison im September werden in Klaistow insgesamt 100 Erntehelfer arbeiten. „Das ist leichter als die Spargelernte, deshalb pflücken hier auch hauptsächlich Frauen“, so der Vorarbeiter, der aus Polen stammt. Viele der Helferinnen sind Studentinnen: „Sie haben zurzeit Ferien und wollen sich etwas dazu verdienen.“ Gezahlt wird beim Betrieb Buschmann und Winkelmann nach gepflücktem Ertrag. Für ein Kilo gibt es rund 1,20 Euro.
Viele der Besucher sind am Mittwoch aber nicht zur ertragreichen Selbsternte, sondern zum Spaß gekommen. Die Beeren landen dann auch öfter im Mund als im Korb. „Wir wollten mal vorbeischauen – in Dessau haben wir so was nicht“, erzählt Jutta Stache.
Für Ernst-August Winkelmann, der ein Drittel seiner Anbaufläche den Selbstpflückern überlässt, werden die Heidelbeeren auch in Deutschland zum Kult. „Niedersachsen ist deutschlandweit nach wie vor die Nummer eins, was die Heidelbeerernte betrifft.“ Auch Agrarstaatssekretärin Kathrin Schneider stellt beim Erntestart am Mittwoch fest, dass es sogar deutschlandweit beim Pro-Kopf-Verbrauch noch Luft nach oben gebe. Während man in den USA pro Jahr durchschnittlich pro Kopf auf über 500 Gramm Heidelbeeren komme, verspeise der Durchschnittsdeutsche nur ganze 100 Gramm.
Dabei ist die Kulturheidelbeere aus Nordamerika nahezu ein Allheilmittel: Sie ist vitaminreich und reich an Antioxidantien. Sie soll das Krebsrisiko senken und auch dem Alterungsprozess entgegenwirken. Auch für das Abspecken sei sie sinnvoll, heißt es. Und ihre letzte Eigenschaft kommt besonders den verschwitzten und um die schönsten Heidelbeeren kämpfenden Selbstpflückern entgegen: Die blauen Beeren sollen offenbar auch gegen Stress resistent machen. Das Naschen beim Pflücken hat somit seine absolute Berechtigung. Eva Schmid
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