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Potsdam-Mittelmark: Strick im Fadenkreuz

TechnologieTag in Teltow zeigte geballte Kompetenz an Medizintechnik /Fingerzeig an die Landespolitik

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Teltow - Wie ferngesteuert zieht sich der Faden selbständig zu einem Knoten zusammen. Darauf ist er programmiert. Bei einer bestimmten Umgebungstemperatur nimmt der Faden die gewünschte Form an. Anwendung soll die von den Wissenschaftlern des Teltower GKSS Forschungszentrums erkannte Eigenschaft thermoplastischen Biomaterials in der Medizin finden. Als chirurgisches Nahtmaterial kann der Kunststoff mit Gedächtnis nach Operationen Wunden schließen. Vor allem bei minimal-invasiven Eingriffen haben Ärzte kaum Platz und Bewegungfreiheit fürs Nähen und Knoten, weshalb der intelligente Faden eine enorme Hilfe sein kann.

Noch ist die Teltower Innovation im Benjamin-Franklin-Krankenhaus in der klinischen Forschung. Doch sind die GKKS-Wissenschaftler überzeugt, dass ihre Idee bald Praxis in den OP-Sälen ist. Es wäre ein weiterer medizintechnischer Beitrag aus der Region, der in der Gesundheitswirtschaft seinen Einsatz findet. Eine Ballung des innovativen Sachverstandes konnte man gestern beim 4. TechnologieTag Teltow erleben. Nach 2005 hatte der Unternehmerverband Brandenburg als Initiator und Gastgeber zum zweiten Mal Vertreter dieser Branche zur Leistungsschau ins Courtyard eingeladen. Gut 30 Firmen waren gekommen, um ihre Produkte und Ideen zu präsentieren, Kontakte zu knüpfen und Erfahrungen auszutauschen. Die thematische Wiederholung des TechnologieTages kam nicht von ungefähr. „Die Medizintechnik ist eine der innovativsten Branchen im Land und Teltow dabei einer der wichtigsten Standorte“, betonte Brandenburgs Arbeits- und Gesundheitsministerin Dagmar Ziegler (SPD) als Schirmherrin der Veranstaltung. Allein in den vergangenen drei Jahren hat sich die Zahl der medizintechnischen Unternehmen in Brandenburg von 70 auf 130 erhöht. Die Branche beschäftigt 1850 Mitarbeiter und setzt jährlich 165 Millionen Euro um. Zählt man die 200 produzierenden und forschenden Firmen aus Berlin hinzu, die einen Jahresumsatz von eine Milliarde Euro generieren, kann man der Region Berlin-Brandenburg ohne Zweifel einen Spitzenplatz in diesem Branchenfeld zuordnen

Doch nicht nur für Firmen wie die international erfolgreiche Celon AG, die getemed Medizin- und Informationstechnik AG, Somatex Medical Technologies oder SensoMotoric Instrument war der gestrige TechnologieTag ein „Schaufenster“. Die Produkt- und Gesprächsplattform bot auch die Möglichkeit für Fingerzeige an die Landespolitik. Diese habe mit ihrer Entscheidung, die Region Teltow nicht als Regionalen Wachstumskern zu fördern, eine „Unterlassung“ vorgenommen, deren negative Folgen „heute noch gar nicht eingeschätzt werden können“, tadelte Landrat Lothar Koch (SPD). Es sei falsch zu glauben, die Region wäre ein Selbstläufer. Es sei vom Wirkungsgrad ein riesiger Unterschied, in einem „Tante-Emme-Laden die Auslage ins Schaufenster zu stellen, oder im KaDeWe“, so Koch. Die Medizintechnik sei nur eine Branche, die in der Region wirtschaftlich wachse. Die Kommunikationstechnik und Biotechnologie nannte Koch als weitere Kompetenzfelder, die Teltow, Kleinmachnow und Stahnsdorf zu einem Regionalen Wachstumskern machen. Allerdings: Nicht die Region als Kern, wohl aber fünf einzelne Branchenschwerpunkte in der Region – wozu die von Koch genannten zählen – werden vom Land speziell gefördert.

Dennoch plant Koch eine Operation: Zusammen mit den drei Kommunen und der Industrie- und Handelskammer will Koch eine „Aktion starten“, um den Landesoberen „schwarz auf weiß“ zu dokumentieren, dass sie den Stellenwert und die Potenziale der Region nicht ausreichend würdigt. P. Könnicke

P. Könnicke

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