
© Tobias Reichelt
Potsdam-Mittelmark: Strom für die Hauptstadt
Neues Berliner Stadtwerk soll bis zum Herbst 2015 bei Stahnsdorf bis zu neun Windkraftanlagen bauen
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Stahnsdorf - Sie sollen sich vor den Toren der Hauptstadt drehen und dabei Strom und Geld für ein geplantes kommunales Stadtwerk produzieren: Die Pläne Berlins, auf Feldern bei Stahnsdorf und Teltow neue Windkraftanlagen zu errichten, werden immer konkreter. Bis zu neun Anlagen sollen die Energiewende in Berlin unterstützen. Das sagte Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer (CDU) im jüngsten Wirtschaftsausschuss des Berliner Parlaments. Auch der Eigentümer der dortigen Flächen, die Berliner Stadtgüter, bestätigten die Pläne jetzt gegenüber den PNN.
„Bereits im Herbst des kommenden Jahres sollen sich die Rotoren drehen“, sagte Stadtgüterchef Peter Hecktor. Die geplanten Anlagen befinden sich im sogenannten Teltow-II-Gebiet im Osten des Stahnsdorfer Ortsteils Sputendorf sowie südlich des Teltower Ortsteils Ruhlsdorf. Wo auf den ehemaligen Rieselfeldern einst die Abwässer der Stadt Berlin auf den Freiflächen entsorgt wurden, hat sich heute die Natur die Felder weitestgehend zurückerobert. Jeweils 150 Meter hoch sollen die Windkrafträder werden, die auf den Wiesen für das geplante Berliner Stadtwerk gebaut werden sollen.
Abhängig ist die genaue Zahl der Anlagen noch vom Regionalplan Havelland-Fläming. In dem Planwerk legt die Regionale Planungsstelle Havelland-Fläming auch fest, wo in der Region Windkraftanlagen gebaut werden dürfen (PNN berichteten). Der Plan ist noch nicht fertig. Entwürfe liegen vor, gegen die haben knapp 3000 Anwohner ihre Einwände angemeldet. Sie werden derzeit noch geprüft, heißt es aus der Planungsstelle. Bislang sind insgesamt 24 Windeignungsgebiete zwischen Rathenow und Dahme geplant – eines befindet sich eben auch bei Stahnsdorf.
„Unsere Pläne widersprechen sich mit dem Regionalplanentwurf nicht“, sagt deshalb Peter Hecktor. Ob jedoch tatsächlich alle neun Räder gebaut werden können, sei derzeit noch unklar. Wahrscheinlich sei der Bau von lediglich vier bis sechs Anlagen. Sie könnten dann umso höher sein, um die gleiche Menge an Strom zu produzieren, wie die neun Windkraftanlagen.
Etlichen Anwohnern wird das ein Dorn im Auge sein: Wie berichtet wird im Raum Teltow und Stahnsdorf bereits seit Jahren um den Bau von neuen Windkrafträdern gestritten. Besonders die Anwohner in den Stahnsdorfer Ortsteilen Sputendorf und Schenkenhorst wehren sich gegen die aus ihrer Sicht lärmenden und in der weitestgehend unberührten Landschaft störenden Windspargel – zumal nicht nur ein Berliner Stadtwerk, sondern auch andere Windkraftinvestoren das Gebiet der Rieselfelder für sich entdeckt haben: So plant die Plan8 GmbH aus Eckernförde dort bereits seit langem den Bau von weiteren bis zu 15 Anlagen.
Vier der 15 Anlagen befinden sich bereits im Genehmigungsverfahren, sagte jetzt Stadtgüterchef Hecktor. Er hat die ehemaligen Berliner Rieselfeldflächen an die Plan8 verpachtet. Das will er nun auch mit den übrigen für Windkraft geeigneten Flächen im Besitz der Stadtgüter tun. Sie sollen an die Stadtwerke gehen. „Die Berliner Stadtwerke können sich auf die Stadtgüter stützen“, sagte Hecktor.
Der durch die Berliner Windkraftanlagen gewonnene Strom soll ins allgemeine Netz eingespeist werden, hatte Wirtschaftssenatorin Yzer erklärt. Das Land Berlin kassiert dafür Geld aus der EEG-Umlage. Anders als früher auch schon einmal geplant, soll der Strom nicht direkt an die Berliner Verbraucher verkauft werden. Das sei wirtschaftlich nicht rentabel, dafür reiche die selbst produzierte Menge nicht aus.
Trotzdem will das Berliner Stadtwerk in den kommenden vier Jahren rund 80 Millionen Euro in die Herstellung regenerativer Energien investieren – einen Großteil wohl im Berliner Umland. Denn 70 Prozent der 80 Millionen Euro sollen in Windenergieprojekte fließen, 30 Prozent in den Bau kleiner Blockheizkraftwerke und in die Solarenergie. Die Summe soll vom Land Berlin als Zuschuss, als Gesellschafterdarlehen sowie von Banken als Kredite kommen.
Bisher hat Berlin erst ein einziges Windrad. Es steht im Bezirk Pankow. Weitere könnten also in Stahnsdorf folgen.
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