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Potsdam-Mittelmark: Stundenausfall und Lehrermangel

Teltower SPD lud zum Forum über das neue Brandenburgische Schulgesetz ein

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Teltow - Eine Antwort geben auf Pisa soll das neue Brandenburgische Schulgesetz, das der Landtag in Kürze verabschieden wird. Doch schon jetzt wird deutlich, dass die Umsetzung angesichts fehlender Lehrer zur Quadratur des Kreises geraten könnte. SPD-Fraktionschef Günter Baaske schätzt die Zahl der zusätzlich ab 2011 benötigten Lehrer auf 1000 pro Jahr, wie er jüngst auf einer Diskussionsveranstaltung des Teltower SPD-Ortsvereins sagte. Dieser Zahl stünden aber nur 300 Lehrerabsolventen gegenüber, weshalb man überlege, die Praxisphase vorzuziehen. Bisher war ein Referendariat erst nach dem Staatsexamen möglich.

Baaske merkte zudem an, es wundere ihn schon, dass nur sehr wenige Abiturienten Lehrer werden wollen. „Ich selber bin Lehrer geworden, weil ich Vorbilder hatte“, ließ er durchblicken, dass es vielleicht zu wenig Beispiele in der gegenwärtigen Schullandschaft gebe, um Schüler für diesen Beruf zu motivieren. Seine Fraktionskollegin Klara Geywitz, bildungspolitische Sprecherin der SPD, wies vor allem auf den Mangel an Fachlehrern hin und schloss nicht aus, dass künftig auch Quereinsteiger lehren und Muttersprachler für Fremdsprachen eingesetzt werden könnten.

Da aber Schulanfänger zunehmend bei der eigenen Muttersprache schlecht gerüstet seien, soll diese Fähigkeit nun bereits im Kindergarten überprüft werden, um gegensteuern zu können. Geywitz stellte klar, dass Kitas in Sachen Bildung auch eine Pflicht zur Kooperation mit den Schulen haben. Angefragt wurde in der Diskussion, ob nicht die Vorschule wieder diskutiert werden sollte. Dazu Baaske: „Wir sträuben uns noch, die Kitas in das Schulgesetz aufnehmen zu müssen.“

Ein weiteres Thema waren kürzere Schulzeiten, auf die die Wirtschaft nicht vorbereitet sei, wie der Schulleiter des Teltower Gymnasiums, Winfried Heilek, zu bedenken gab. So könne ein 14-Jähriger mit 10-Klassen-Abschluss nicht jeden Beruf ergreifen. Beispielsweise sei eine Ausbildung als Tierpfleger erst ab 18 Jahren möglich.

Kontrovers wurde in der Veranstaltung vor allem das Thema Unterrichtsausfall diskutiert. Nach Meinung der bildungspolitischen Sprecherin sollte das über Vertretungspläne reguliert werden. Außerdem würde den Schulen für Extrastunden Geld bereitgestellt, so Geywitz. Das aber werde dann wieder dem Förderunterricht abgezwackt, was die Chancengleichheit gefährde, meinten einige Eltern.

Baaske informierte über die Ausfall-Statistik im Land Brandenburg, die bei Grundschulen 0,9 Prozent betrage, bei der Sekundarstufe 1 seien es 2,5 Prozent und bei Gymnasien 3,5 Prozent. Doch dabei würden nicht die Stunden mitgezählt, in denen die Schüler bei Lehrerausfall auf zwei Klassen verteilt werden, meinte Christina Hochmuth vom Kita-Werksausschuss. Da solche Aufteilungen zur Folge hätten, dass über 40 Schüler gemeinsam unterrichtet würden, sei auch die Qualität fraglich, so Hochmuth.

Baaske versprach, der nächste Landtag werde sich dieses Themas annehmen. Er kritisierte aber den Stundenausfall, den Fortbildungsmaßnahmen verursachen, die nicht in den Ferien oder am Nachmittag stattfinden. Ein Lehrer berichtete, er sei jüngst zu einer bundesweiten Fachkonferenz eingeladen worden, die für Donnerstag und Freitag anberaumt sei. Lieber hätte er sein Wochenende geopfert, aber da, so habe eine Anfrage ergeben, hätten die referierenden Politiker keine Zeit. Kirsten Graulich

Kirsten Graulich

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