Potsdam-Mittelmark: Sündenfall im Wald?
Anwohner beendeten Baumfällung in Stahnsdorf/Kirche spricht von normaler Maßnahme
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Anwohner beendeten Baumfällung in Stahnsdorf/Kirche spricht von normaler Maßnahme Stahnsdorf - Es war für Peter Ernst nicht ganz einfach, die beiden Waldarbeiter von ihrem Handeln abzubringen. „Die wollten zuerst etwas Schriftliches von mir haben“, erzählt das personifizierte grüne Gewissen von Stahnsdorf. Mit dem Argument, dass man wegen eines kranken Baums nicht gleich einen ganzen Waldstreifen roden muss, habe er aber dann doch Erfolg gehabt. Am Montagmorgen hatte ein Anwohner der Starstraße aufgeregt bei Bürgermeister Gerhard Enser angerufen und sich über Baumfällungen im Waldgebiet beschwert, das an die Straße grenzt. Zufällig war Peter Ernst gerade im Hause und so delegierte der Bürgermeister den Fall weiter: „Wollen Sie der Sache mal nachgehen.“ Gegen Mittag war Ernst dann vor Ort und fand zwei Arbeiter, die mit einem so genannten Harvester nach Schätzung von Peter Ernst schon vielleicht 50 Bäume gefällt und zerlegt hatten. Ein Anwohner hatte die Kirche als Eigentümer des Waldes zuvor aufgefordert, einen kranken Baum zu fällen, da der andernfalls auf seinem Dach landen könnte. Wenig Verständnis hatten viele Anwohner dann aber dafür, „dass auch noch viele gesunde Bäume geschlagen werden“, wie es einer ausdrückte. So sieht das auch Peter Ernst: In den Kiefernwald seien viele Kastanien, Buchen und andere Baumarten von Anwohnern nachgepflanzt worden, was unter anderem die Waldbrandgefahr mindere. „Verboten war die Fällung nach dem Waldgesetz nicht, aber sicher nicht im Sinne der Waldbewirtschaftung“, so das Fazit von Peter Ernst. Ganz anders hört sich die Geschichte allerdings aus dem Munde von Achim Wienert an. Er ist Oberförster bei der Kirchlichen Waldgemeinschaft in Merzdorf und hatte die Fällungen in Auftrag gegeben. Seit Montag hat er einige erboste Anrufe aus der Starstraße bekommen. Dabei handele es sich doch um ganz normale Forstmaßnahmen. Bei einigen Bäumen hätten Äste gedroht herabzufallen, außerdem hätte ausgedünnt werden müssen, weil die Bäume zu dicht stehen. „Der Einsatz der Maschine ist teuer, da haben wir noch etwas mehr abgeholzt als zur Verkehrssicherung nötig, um die Kosten zu decken.“ Unter dem Strich mache die Kirche aber bei dieser Fällung Minus. Wienert fühlt sich in seiner Kompetenz verletzt und verweist auf 36 Jahre Berufserfahrung: „Die sollen nicht nochmal kommen und sich wegen hängender Äste beschweren.“ Volker Eckert
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