Potsdam-Mittelmark: Syrien-Flüchtlinge auf Wohnungssuche
Aufruf des Landkreises: 120 politisch Verfolgte müssen bis Jahresende aufgenommen werden
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Bad Belzig - Die durch den Syrien-Konflikt ausgelöste Flüchtlingswelle hat die Mittelmark erreicht: Während das Übergangswohnheim in Bad Belzig voll belegt ist, werden weitere Menschen aus dem Nahen Osten von der Ausländerbehörde des Landes in Eisenhüttenstadt hergeschickt. Das Landratsamt hat gestern Kommunen, Wohnungsgesellschaften und Privatvermieter aufgerufen, Flüchtlinge aufzunehmen. Im gesamten Kreisgebiet werde nach Möglichkeiten gesucht, Familien und Einzelpersonen unterzubringen, teilte der Fachdienst Soziales und Wohnen mit. Erste Rückmeldungen zeigen: Die Hilfsbereitschaft ist da.
Bis Jahresende brauche man Unterkünfte für 120 Personen, erläuterte Koordinator Andreas Burdag gestern. Bei den Menschen handele es sich nicht um Wirtschaftsflüchtlinge, unterstrich er gegenüber den PNN. Für sie geht es also nicht um ein besseres Leben, sondern ums Überleben. Viele von ihnen wollen wieder in ihre Heimat, sobald sich die Lage stabilisiert. Der Bürgerkrieg in Syrien zwischen Assad-Regime und oppositioneller Bewegungen dauert seit anderthalb Jahren an, die Todesopfer werden auf 16 000 geschätzt. Auch aus den krisengeschüttelten Nachbarländern Irak, Iran und Afghanistan strömen politisch Verfolgte her.
Von den Flüchtlingen, die nach Brandenburg kommen, muss Potsdam-Mittelmark jährlich 8,2 Prozent aufnehmen, erklärte Burdag, in diesem Jahr 200 Personen. Das Problem sind die begrenzten Kapazitäten: Im Belziger Wohnheim würden derzeit 135 Menschen leben, die meisten hätten einen Asylantrag gestellt. Weitere 75 habe man dezentral in verschiedenen Gemeinden untergebracht. Der Werdegang sehe normalerweise so aus, dass Asylbewerber im Wohnheim auf deutsche Gepflogenheiten vorbereitet werden und danach in Mietwohnungen vermittelt werden. Im Idealfall erhalten sie einen Aufenthaltstitel und sind keinen Beschränkungen mehr unterworfen, wie der Residenzpflicht oder dem Arbeitsverbot.
Für die neuen Flüchtlinge aus dem Nahen Osten müsse nun jedoch sofort eine dezentrale Lösung gefunden werden. Das Thema stand gestern Abend auch auf der Tagesordnung im Sozialausschuss. Nachdem das Landratsamt bereits gezielt bei allen möglichen Stellen nach Unterkünften gefragt hat und 80 Leute vermitteln konnte, erging gestern noch mal ein Aufruf – auch an private Vermieter. Die könnten sich darauf verlassen, dass die Flüchtlinge intensiv durch den Landkreis betreut werden, unterstrich Burdag. Auch die Miete werde vom Kreis bezahlt. Burdag verwies auf die guten Erfahrungen, die Belzig mit der Aufnahme von Asylbewerbern gemacht habe. „Das Fest der Kulturen aber auch Projekte an Schulen und Einrichtungen haben dazu beigetragen, die Menschen vor Ort einzubinden, Akzeptanz und Toleranz zu fördern.“
Bei den Kommunen fielen die ersten Reaktionen auf den Aufruf positiv aus. Michendorfs Bürgermeister Reinhard Mirbach (CDU) kündigte an, über die kommunale SRS-Hausverwaltung nach Unterkünften zu suchen. Allerdings sei die Gemeinde in punkto Mietwohnungen stark ausgelastet. Das Problem kennt Burdag: Im Potsdamer Umland seien die Kapazitäten begrenzt. Er hoffe vor allem auf Rückmeldungen aus dem ländlichen Raum. Eine Zusage gab es aus Beelitz: Bürgermeister Bernhard Knuth erklärte, dass sechs Wohnungen in der Stadt zur Verfügung stehen. „Es ist eine Selbstverständlichkeit, diesen Menschen zu helfen“, so Knuth. Thomas Lähns
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