KulTOUR: Tags fahren, nachts strahlen
Mit 1200 Farben gestaltete der Werderaner Maler Arno C. Schmetjen ein holländisches Kajütboot
Stand:
Werder · Petzow - Nach vielmonatiger Marathonarbeit, viel Aufwands jedweder Art und einer ganz rührigen Werbetrommel war es nun endlich soweit, das holländische Kajütboot der Baureihe Victoire 25 strahlte auf dem Petzower Haussee wortwörtlich im neuen Glanz. Da sich seine Eigner, der Berliner Liedermacher Peter Josef Weymann und der Glindower Hogab-Chef Wolfgang Hotzel, ja ein „schwimmendes Kunstwerk“ gewünscht hatten, baten sie den befreundeten Maler Arno C. Schmedjen, dem alten Kahn zu einem „weltweit einzigartigem Aussehen“ zu verhelfen.
Er tat es über drei Monate hinweg in täglicher Doppelschicht an der Porta Helena, dem künftigen Heimathafen des „Havelwunders“. Unter diesem exklusiven Namen soll das illuminationsfreudige Boot fortan weit über Schwielowsee und Spree hinaus von den Schönheiten der hiesigen Flusslandschaften zeugen. So ist es gedacht, so wird es geschehen. Bis zum Montag jedoch wird man sich nach Petzow bemühen müssen, um den tollen Hecht bestaunen zu können.
Am besten wählt man die Zeit der Dämmerung, so kann man noch im Tageslicht sehen, was der Maler sich in über 1200 Farben so alles ausgedacht hatte, innen und außen, oben und unten. Mit abnehmendem Licht erstrahlt dann die ganze Pracht vom zehn Meter hohen Segelmast her übers gesamte Schiff. Ein gutes Fernglas sollten auch die Scharfäugigen mitbringen, denn es liegt 50 Meter vom Ufer entfernt. Führungen auf dem Kahn der kunstsinnigen Leute sind selbstredend nur in Ausnahmefällen möglich.
Da das Boot in seinem zweiten Leben als Original-Kunstwerk gelten darf, gab es nicht nur „eine Art Schiffstaufe“, sondern eine ordentliche Vernissage. Etwa einhundert Köpfe hatten sich vor dem Waschhaus eingefunden, um das durch und durch gestaltete und bemalte „Wunder vom Haussee“ zu bestaunen. Als Bernd aufm Kahn dann das elektronische Startsignal vom Ufer empfing, hüllten sich Mast und Segel zuerst in weiches Licht, dann strahlten die an Auslegern befestigten und von Bootsbatterien gespeisten „Außenscheinwerfer“ so hell, bis man glaubte, das kostbare Produkt bestünde völlig aus Glas. Eitel drehte sich der Kahn dazu, wie ein Mannequin auf dem Laufsteg. „Nicht schlecht, wa!“, urteilte das Publikum. Auch der Künstler bestaunte die Illumination: „Ich sehe das auch zum ersten Mal“, sagte er, und, jede Silbe langsam betonend: „Ich bin zufrieden.“
Diese etwas spektakuläre Aktion ist zeitgleich an eine Personalausstellung von Arno C. Schmedjen im Waschhaus gekoppelt. Neben zahlreichen Bildern sind auch die Original-Arbeitsjacken des Künstlers zu sehen, sowie jener Tisch, worauf Farbe, Werkzeug und anderes Malutensil drapiert sind, als wäre es des Malens am Boot noch kein Ende.
Am Dienstag startet die erste Tour fünftägig vom Schwielowsee über Potsdam in magistrale Spreegewässer. Man will „an prominenter Stelle“ ankern. Wo genau, ist noch nicht klar, soviel jedoch schon: Tags fahren – nachts strahlen, und das ist auch recht so. Allzeit gute Fahrt!
Bootsbetrachtung bis 24. 9. am Haussee, zeitgleich mit der Ausstellung im Waschhaus, der Künstler ist anwesend.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: