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Potsdam-Mittelmark: „Talente entfalten, Schwächen überwinden“

Wirtschaftsminister Junghanns schaut sich in Caputh an, wie der Ganztag in der Praxis funktioniert

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Schwielowsee · Caputh - Der Schritt zur Ganztagsschule in Caputh ist aufgegangen. Grundschullleiterin Cathrin Rudzinski konnte gestern beim Besuch von Brandenburgs Wirtschaftsminister Ulrich Junghanns (CDU) eine Erfolgsbilanz des nahezu abgeschlossenen, ersten Schuljahres ziehen. Die Schüler nickten überzeugt, als Rudzinski von verbesserten Lernbedingungen und zusätzlichen Stunden sprach, die es zur Förderung von Talenten und zum Üben gibt.

Drei der 28 Schul-AGs stellten ihre Arbeit vor, der Minister zeigte sich von den Zirkus- und Karate-Vorführungen ebenso beeindruckt wie vom Vortrag der Schreibwerkstatt. Vier Erstklässler nutzten ein paar Räume weiter die Lernzeit und trainierten zeichnerisch das Halbieren. Im Dachgiebel gab es Entspannungsübungen. Und zum Taktstab der Musiklehrerin begleitete eine Schülergruppe vor der Tür ein Ragtime-Tonband mit Trommeln, Klanghölzern und Xylophonen.

Der Rundgang mit Bürgermeisterin Kerstin Hoppe (CDU) überzeugte: Lern-, Betreuungs-, Förder- und Freizeitangebote sind gut miteinander verzahnt. „Wenn der Ganztag so funktioniert wie in Caputh, können damit Talente entfaltet und Schwächen überwunden werden“, sagte Junghanns. Funktionierende Schulen seien Standortfaktoren. Das wird offenbar auch von den Eltern so gesehen: Die teils kostenpflichtigen Nachmittagsangebote zwischen 13.40 Uhr bis 15.15 Uhr werden von 191 der insgesamt 291 Schüler angenommen – 70 mehr als im früheren Hort.

Junghanns sagte zu, auch die Probleme weiterzutragen, die Schulleiterin Rudzinski offen benannte: Sie freut sich zwar, für den Ganztag mit 21 Lehrern dreieinhalb Lehrerstellen mehr vom Land bekommen zu haben. Doch zwei fähige, junge Lehrerinnen sind nur befristet eingestellt. Das „Personalsicherungskonzept“ an Brandenburgs Schulen hat bekanntlich zu einer Lehrerwanderung geführt. Mancher erfahrene Pädagoge wird von Schule zu Schule geschickt, bevor er eine Chance hat, sich einzuleben. Und Oberschullehrer sind jetzt auch an Grundschulen eingesetzt, wo andere pädagogische Voraussetzungen gelten. Derweil hätten junge kreative Lehrer angesichts des schmalen Einstellungskorridors kaum eine Chance auf eine Festanstellung, wie Rudzinski bedauert. Junghanns blieb bei dem Termin unverbindlich, dachte aber immerhin laut über neue Pilotprojekte nach. „Parallel zum Ganztag sollten sie in Caputh die Möglichkeit bekommen, auch personell neue Wege zu beschreiten.“ Baulich hat man in der Einsteinschule noch einiges vor – das noch von Rot-Grün angeschobene Bundesprogramm „Zukunft Bildung und Betreuung“ gab für viele Kommunen ja mit den Anreiz, den Ganztag einzuführen. Der Bund bezuschusst die erforderlichen Investitionen mit rund 80 Prozent. So darf man auch in Caputh bis 2009 Fördermittel erwarten, wenn Sanitärtrakt, Essenraum und Schulhof für 577 000 Euro neu gestaltet werden und eine neue Aula entsteht. Die dauerhaften Ganztagskosten durch AG-Leiter-Honorare und zusätzliche Lehrerstellen trägt erstmal das Land. Brandenburgs Bildungsausgaben sollen bekanntlich nicht im gleichen Maßstab sinken wie die Schülerzahlen – man will vom miesen Pisa-Image weg, dadurch entstehen Spielräume. SPD-Landtagsabgeordnete Susanne Melior – gestern mit von der Partie – sprach allerdings davon, dass man hier irgendwann vielleicht doch über eine Kostenbeteiligung der Kommunen nachdenken müsse. Henry Klix

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