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Potsdam-Mittelmark: Tapete in Sandstein-Optik

Innovation der Firma flexstone aus Werder ab September im Baumarkt

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Werder - Anfang September gibt es für Deutschlands Heimwerker eine neue Herausforderung: In einer großen Baumarkt-Kette steht die nach Herstellerangaben erste Sandstein-Tapete zum Verkauf. Pro Packung eine Rolle à 260 mal 120 Zentimetern. Dazu gibt es Grundierung und Gebrauchsanleitungen auf einer DVD. Die Produzenten kommen aus Werder (Havel). Im Gewerbegebiet Havelauen sitzt die mittelständische Firma flexstone und biegt Steine. „Genau genommen verarbeiten wir vom Fels gerissene Steinhaut“, sagt Betriebsleiter Mike Randhagen. „Sie hat bislang eine Stärke von drei Millimetern. Die Tapete wird nur einen Millimeter dünn.“ Zur Demonstration hebt Randhagen eine „Wand“ aus Sandstein mit zwei Fingern an.

Diese Probebahn, nicht schwerer als ein großes Buch und wabernd wie dickes Leder, sieht einem massiven Sandsteinblock täuschend ähnlich. Gewonnen wird sie durch Einsatz von Spezialharzen. In Steinbrüchen in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt werden Sandsteinwände mit dieser Flüssigkeit getränkt, ein Gitternetz aus Spezialstoff bildet die Trägerschicht. Dann wird das körnige Material Sandstein samt Strukturen, Äderchen und Poren vom Fels gerissen.

Das Verfahren stammt aus dem Jahr 1930, industriell wird es erst seit den 90er Jahren angewandt. Flexstone ist nicht der einzige Hersteller biegbaren Steins, aber ein Unternehmen, das „die Möglichkeiten verfeinerte“, sagt Randhagen. Würden andernorts auch Spaßverkleidungen für Autos, Motorradtanks, Särge und Fernseher angeboten, haben sich die Brandenburger auf Fassaden, Wellness und Innenbereiche spezialisiert: steinverkleidete Lampen neben Kaminen mit Sandsteinoberfläche, Küchen- und Barzeilen sowie Bäder sind in der Firma ausgestellt. Der dünne Sandstein kann tatsächlich „um die Ecke gebogen“ werden, denn Kanten und Stöße werden durch Feuchtigkeit oder Hitze „aufgeweicht“ und so nahtlos an die Nachbarflächen angeglichen.

Bei gröber strukturiertem Stein ermöglichen Äderchen optische Tricks: fein an den Aderlinien entlanggeschnitten, lassen sich Sandsteinhäute wie Puzzle zusammenschieben. Solch edle Optik hat ihren Preis. Allein die Tapete kostet pro Rolle etwa 220 Euro, durch Handwerker verlegte Flächen schlagen schon einmal mit 150 Euro pro Quadratmeter zu Buche. „Das ist Absicht“, sagt Betriebsleiter Randhagen. „Das Produkt soll eine gewisse Exklusivität verkörpern.“

Dass ein Markt dafür existiert, zeigen regelmäßige Bestellungen aus vielen Ländern. Weltweit sorgen 150 Vertriebspartner für die Akquise und zugleich Verarbeitungsausbildung, denn das richtige Verlegen von gummigleichem Sandstein im Industriebereich verlangt fundierte Handgriffe.

Unterdessen wird die Forschung auf diesem Gebiet intensiviert. Der Lehrstuhl für Baustoffe und Bauchemie der Universität Cottbus befasst sich neuerdings mit innovativen Versiegelungsmitteln. Selbst die Sandsteintapete wurde schon weiterentwickelt. Demnächst sollen Sandstein-Riemchen auf den Markt kommen. Schmal wie Ziegel und zur Verblendung von Hausfassaden durch den Heimwerker gedacht. ddp/PNN

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