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Wie Teltow dem Hundekot den Kampf ansagt: Tatort stilles Örtchen

Problem Hundekot: Das Teltower Rathaus will mit säumigen Hundehaltern nett ins Gespräch kommen. Denn im gesamten Stadtgebiet herrscht eigentlich Tütenzwang, den aber so manche Hundebesitzer umgehen wollen.

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Teltow - Ein abgesperrter Tatort, in der Mitte ein überdimensionales braunes Etwas, auf dem sich ebenso übergroße Fliegen niedergelassen haben: Mit Pinsel, Pinzette und Lupe ermittelt die Polizei vor dem August-Mattausch-Park in Teltow in Sachen Hundekot. Auch die Spurensicherung ist vor Ort. Die nummerierten Beweismittel sind in diesem Fall aus Pappmaché, die Ermittler vom Theater „Krimi Total“ in Dresden. Die Inszenierung zieht am Montagvormittag das Interesse einiger Hundehalter auf sich. Sie ist Teil einer Anti-Hundekot-Kampagne des Teltower Rathauses.

Tatort stilles Örtchen: Unter dem Motto „Wer steckt hinter dem Tatörtchen“ will Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD) mit säumigen Tierhaltern ins Gespräch kommen. Nicht mit dem erhobenen Zeigefinger oder Paragrafen, sondern durch Kommunikation, „auf nette Art und Weise“ wolle er ein Thema aufgreifen, das vielen Teltowern unter den Schuhen brennt, sagte Schmidt.

Stadt verschenkt jährlich eine halbe Million Tütchen

An sich macht es die Stadt ihren Hundehaltern ganz leicht: Im Stadtgebiet sind 45 Tütenspender aufgestellt, die ab sofort übrigens Tatortreiniger heißen. Jährlich werden eine halbe Million der Tütchen auch gezogen. Neuerdings gibt es im Rathaus sogar „Tatortreiniger to go“ mit Gürtelclip. Wer trotzdem keine Tüte dabei hat, müsse mit einem Verwarngeld von 20 Euro rechnen, sagte Außendienstler Jens Große am gestrigen Montag gegenüber den PNN. Denn in Teltow herrscht an den großen Straßen nicht nur Leinenzwang, sondern im ganzen Stadtgebiet Tütenzwang, wie es unter anderem auch in Kommunen wie Potsdam, Nuthetal oder Kleinmachnow üblich ist.

Die typischen Ausreden, die Außendienstler Große zu hören bekommt: Die letzte Tüte sei gerade benutzt worden, die Tütenspender der Stadt seien leer gewesen. „Unsere Spender entbinden natürlich niemanden von der Pflicht, auch selbst Tüten mitzunehmen“, sagte Große. Längst nicht immer reagierten Hundehalter verständnisvoll auf seine Ermahnungen.

Im Bürgerhaushalt war Hundekot ein großes Thema

Im Mattausch-Park zeigen gestern am Rande des Kriminalschauspiels immerhin alle sechs von den PNN befragten Hundehalter bereitwillig ihre Tüten. Bemerkenswert: Nach deren Einschätzung würden nur die Hälfte der Hundehalter die Hinterlassenschaften ihrer Vierbeiner wie vorgeschrieben auch beseitigen. Selbst Tütenträger seien manchmal säumig. Im Teltower Stadtgebiet gebe es Gassistrecken wie in der Kanalaue, am Mühlendorfteich, in der Beethovenstraße oder in Ruhlsdorf, auf denen man besser genau schaut wo man hintritt, wie Rathaussprecherin Andrea Neumann gestern bestätigte.

Im Bürgerhaushalt landete das Thema im vergangenen Jahr nicht überraschend auf Platz Fünf der dringend anzugehenden Probleme. Das Ordnungsamt hat seitdem die Kontrollen von Hundehaltern um etwa 30 Prozent erhöht, rund 100 Kontrollen von Hundehaltern gibt es seitdem monatlich, bei fast jeder Dritten gibt es Anzeigen und Verwarnungen. Zusätzlich soll jetzt die neue Kampagne im Guten an Hundehalter und übrigens auch Pferdehalter appellieren: Seit Ende der Woche werden Broschüren mit dem Titel „Achtung, Tatörtchen“ verteilt, in denen neben kriminalistischen Aspekten des Problems („Mein Wiwaldi macht sowas nicht“) auch auf hygienische aufmerksam gemacht wird.

Fliegen verbreiten scharenweise hochinfektiöse Wurmeier

Niemand geringeres als der Düsseldorfer Parasitologe Professor Heinz Mehlhorn wird dazu als Zeuge vernommen – und hat durchaus Ernsthaftes zu sagen. „Fakt ist, dass auf Fliegen, die auf Hundekot saßen, scharenweise Wurmeier gefunden wurden, die für den Menschen hochinfektiös sind“, berichtet er aus seinen Untersuchungen. „Daher ist es unbedingt notwendig, Hundebesitzer zu verantwortungsvollem Verhalten anzuhalten.“

5000 Euro lässt sich die Stadt die Kampagne nach eigenen Angaben kosten. Eine Internetseite wurde eingerichtet und ab nächster Woche werden Großplakate im Stadtgebiet aufgehängt. Unterm Strich gebe es „haufenweise Gründe für Hundehalter, ihren bisher nicht entsorgten Hundekot am besten gleich ab Morgen vorschriftsmäßig in die Tüte zu verbannen“, findet Bürgermeister Schmidt.

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