Potsdam-Mittelmark: Tatra wird Streitobjekt
Michendorfs Ortswehren mahnen zur Eintracht
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Michendorf - In der Michendorfer Feuerwehr schlagen die Wogen hoch: Nachdem die Wilhelmshorster Kameraden und Ortsbürgermeister Gerd Sommerlatte (UWG) gegen die geplante Ausmusterung ihres 20 Jahre alten Tatra massiven Protest angekündigt hatten, haben sich jetzt die fünf anderen Ortswehren zu Wort gemeldet. In einem gemeinsam verfassten Schreiben verurteilen sie die Opposition der Wilhelmshorster gegen die Gemeindewehrführung.
Wie berichtet, soll für den Tatra ein neues Löschgruppenfahrzeug angeschafft werden, 150 000 Euro stehen dafür im Haushalt. Dieses würde dann neun Kameraden Platz bieten, ist allerdings nur mit einem 1000-Liter-Tank ausgestattet. Die Wilhelmshorster hätten das Fahrzeug zwar gern, aber nur im Tausch gegen ihren W50, dieser sei weitaus anfälliger. Den Tatra, der mit seinem 8000-Liter-Tank und dem Allrad-Antrieb gerade für Einsätze im Wald oder entlang der Bahnlinien unersetzlich sei, wollen sie in Tschechien für 78 000 Euro generalüberholen lassen.
„Würde man ein 20 Jahre altes Fahrzeug regenerieren lassen, wäre es immer noch 20 Jahre alt“, halten nun die Kameraden aus den anderen Ortswehren dagegen. Der Tatra erfülle nicht einmal die geringste Euro-Abgasnorm, genüge auch den technischen Ansprüchen nicht mehr. „Andere Feuerwehren würden sich über ein Löschgruppenfahrzeug, wie es von der Gemeindewehrführung für Wilhelmshorst vorgeschlagen wird, bestimmt sehr freuen", heißt es in dem Schreiben. Die Kameraden der fünf Ortswehren fordern darin auch Zurückhaltung von ihren Nachbarn: „Wahrscheinlich hat der Ortsteil Wilhelmshorst noch immer nicht begriffen, dass er Teil eines Ganzen ist und nicht eine Enklave in der Gemeinde Michendorf.“ Es gebe noch fünf andere Ortswehren in Michendorf, die genauso viel Gefahrenpotenzial hätten, wenn nicht sogar noch mehr, sagen sie und verweisen zum Beispiel auf das wachsende Verkehrsaufkommen auf der Autobahn.
Unterdessen hat sich Wilhelmshorsts Ortsbürgermeister Sommerlatte mit einem offenen Brief an Gemeindebürgermeisterin Cornelia Jung (parteilos) gewandt. Denn im Hauptausschuss heute Abend soll diskutiert werden, ob der Nutzungsvertrag für den Tatra zwischen Gemeinde und dem Förderverein der Wilhelmshorster Wehr als Eigentümer vorzeitig gekündigt wird. Sommerlatte wirft der Verwaltung eine „ungenügende Beurteilung der Lage ohne Abstimmung mit den vor Ort Tätigen“ vor. Für die Neugliederung des Fuhrparks müsse zuerst eine neue Brandschutzkonzeption der Gemeinde erarbeitet werden. Einmal mehr führt Sommerlatte den Bedarf nach einem Tanklöschfahrzeug ins Feld: Gerade vor den öffentlichen Gebäuden wie Schule und Kita seien die Hydranten in punkto Wasserleistung unzureichend. Im Wald wiederum gebe es keine Hydranten. Der Tatra trage den Anforderungen Rechnung, habe dies bei Einsätzen in Saarmund oder sogar in Wiesenburg bewiesen. Der Ortsbürgermeister ruft den Hauptausschuss auf, die Vorlage heute nicht an die Gemeindevertretung weiter zu reichen, sondern die Brandschutzkonzeption abzuwarten. Falls die Ausschreibung für ein neues Fahrzeug jedoch bereits erfolgreich war, solle der W50 ersetzt werden. Thomas Lähns
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