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Potsdam-Mittelmark: Tatwaffe: Zwei neue Axtstiele

Vater und Sohn wegen gefährlicher Körperverletzung verurteilt

Stand:

Vater und Sohn wegen gefährlicher Körperverletzung verurteilt AUS DEM GERICHTSSAAL Von Gabriele Hohenstein Schmergow/ Potsdam. Der zum Tatort gerufene Polizist glaubte im ersten Schreck, der Verletzte würde den Anschlag nicht überleben. „Der Mann hatte schwerste Kopfwunden. Der Schädelknochen war schon sichtbar“, schildert Bernd H. (46) von der Wache Werder im Zeugenstand. „Wir stellten die Tatwerkzeuge – zwei neue, mit Blut befleckte Axtstiele – sicher.“ Die lagern wuchtig und je einen knappen Meter lang, umwickelt von einer ebenfalls blutbefleckten Jacke auf dem Richtertisch. Lothar (49) und Mike S. (24) auf der Anklagebank würdigen die Knüppel keines Blickes. René S. (44) auf dem Platz des Nebenklägers weigert sich erschrocken, eines der Teile in die Hand zu nehmen und zu demonstrieren, aus welchem Winkel ihn der erste Schlag auf den Kopf traf. Alle drei Männer gehören zu einer Familie. Lothar und Mike S. sind Vater und Sohn. René S. ist der Bruder von Lothar. Die beiden liegen offenbar schon länger im Clinch. Anlass der familiären Auseinandersetzung sind Gegenstände Renés, die dieser in einer von den Brüdern gemeinsam genutzten Scheune in Schmergow lagert. Folgt man den Ausführungen von René S., so versuchte dieser in der Vergangenheit mehrfach, die Materialien abzuholen, während Lothar dies verhindern wollte. Am 5. Januar 2000, als er einen erneuten Versuch startete, habe plötzlich ein auf der Zufahrt abgestellter Hänger das Passieren der zum Grundstück führenden Straße unmöglich gemacht. Am 10. Januar – für diesen Tag hatte der Anwalt von René S. schriftlich die Beräumung des Schuppens angekündigt – habe zudem ein alter blauer Verkaufskiosk ohne Räder den Eintritt in die Scheune versperrt. Als ihn sein Bruder erneut daran hindern wollte, die lediglich gemieteten, ihn jeden Tag Geld kostenden Sachen aus dem Schuppen zu holen, habe er die Polizei gerufen, berichtet René S. „Die sagte aber nur, sie könnte auch nichts machen.“ Daraufhin sei er zum Baumarkt in Werder gefahren, habe sich einen Wagenheber besorgt, um das Hindernis selbst zu beseitigen. Plötzlich habe er aus den Augenwinkeln seinen Bruder Lothar wahrgenommen, der, einen Axtstiel schwingend, auf ihn zukam. „Den ersten Hieb konnte ich abwehren, ein zweiter traf mit voller Wucht meinen Kopf“, erzählt René S. Benommen sei er davongewankt, leider auf das Grundstück seines Bruders. Dies habe dessen Zorn erneut angestachelt. „Lothar hielt den Axtstiel mit hocherhobenen Händen und drohte: Dich mach ich fertig. Dann rief er: Mike, schlag zu“, berichtet der Geschädigte erregt. Im selben Augenblick sei er zu Boden gegangen, getroffen von einem erneuten Hieb über den Hinterkopf. „Ich glaube ganz sicher, das war mein Neffe.“ Beinahe zwei Wochen lag René S. mit zwei großen Kopfplatzwunden, einem gebrochenem, einem verstauchten Daumen, diversen Prellungen und Hämatomen an gesamten Körper im Krankenhaus, war danach lange Zeit krankgeschrieben. Noch heute leidet er wegen der Wucht der Schläge unter Hirnleistungsstörungen. Vater und Sohn schweigen während des Prozesses zu den Vorwürfen. Staatsanwaltschaft und Gericht hingegen sind von ihrer Täterschaft überzeugt. Lothar S. wird wegen gemeinschaftlicher schwerer Körperverletzung zu 14 Monaten, sein Sohn zu sechs Monaten Freiheitsstrafe, jeweils zur Bewährung ausgesetzt, verurteilt.

Gabriele Hohenstein

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