Potsdam-Mittelmark: Taxi-Rarit�t zum Start
Zweiradmuseum Werder er�ffnet die Saison
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Werder - Dieses stahlblaue Wunder passt ins Bild des Berlins der sp�ten 20er Jahre. Man stellt sich vor, wie die Zweizylinder-Boxermaschine nach dem Kinobesuch im Titania-Palast herbeigerufen wurde, knatternd und qualmend vor dem Portal steht, w�hrend die Passagiere Platz nehmen � der Herr seinen Chapeau claque zusammenklappt, damit er im Fahrtwind nicht herunterf�llt, und die Dame im Beiwagen-Cabriolet ihr Seidenkleid sortiert. Zehn Pfennig Sonderzuschlag f�r den Luxus, selbst beim Taxifahren die Blicke auf sich zu ziehen.
Die 600er Victoria, Attraktion zum Saisonauftakt des Zweiradmuseums in Werder (Havel) am 1. April, ist eines von einigen Dutzend Motorrad-Taxis, die in den 20er und 30er Jahren in Berlin unterwegs waren. �Motax� wurden sie von den Berlinern getauft. Das 16 PS starke Gespann ist die Saisonleihgabe eines Berliner Sammlers, der nach dem Besuch des Zweiradmuseums so angetan war, dass er etwas Gutes tun wollte. Sein funktionst�chtiges Motorradtaxi von 1927 tr�gt die Nummer 4 � und ist mit Originalteilen, dem Taxometer und der Lackierung eine Rarit�t, freut sich Museumsleiterin Rosemarie Jordan.
2800 Besucher z�hlte das Museum im vorigen Jahr � die r�hrige Museumsleiterin l�sst sich immer neue Attraktionen einfallen, um die G�ste nach Werder zu locken. Im vorigen Jahr war es ein vollkommen aus Holz geschnitztes Fahrrad aus Namibia � ein Kunstwerk, das auch in diesem Jahr bewundert werden kann.
Zudem wird der Museumbestand f�r die Saison noch aufger�stet mit DDR-Rennmaschinen, am 12. Mai soll der ostdeutsche Motorsport mit einem Jubil�um gefeiert werden: Der ADMV hat zu seinem 50. Geburtstag in die Havelauen eingeladen, ein Volltreffer f�r Rosemarie Jordan, die dazu bis zu 2000 G�ste erwartet. Weitere Termine sind das Station�rmotortreffen am 9. Juni und das Museumsfest am 25. August. Dass dann auch vor dem Museum die Motoren grummeln werden, ist ein Muss. Von den 70 Motorrad-Oldtimern und 50 historischen Fahrr�dern, die in Werder ausgestellt sind, ist der �berwiegende Teil fahrt�chtig. Mit der Z�ndapp K 800, Baujahr 1938, ist der 65-j�hrige Axel Fey aus Ludwigsfelde voriges Jahr bis nach Riga und zur�ck gefahren.
Liebhaber, Schulklassen und zunehmend auch Lehrlingsgruppen aus technischen Berufen besuchen das Museum, bewundern die Fahrradentwicklung vom Laufrad �ber das Tretrad zum Niederrad bis zu den Hochr�dern. Sie staunen �ber den DDR-Motorradeigenbau �Bison� mit Saporoshez-Motor, der erst nach der Wende zugelassen wurde, oder die Herkules mit Wankelmotor, einem Motorradexoten aus dem Jahr 1978.
Das Markenzeichen des Museums sind Motorr�der der Deutschen Industriewerke AG Berlin-Spandau. Alle �D-R�der� der Firmengeschichte von 1919 bis 1932 sind hier zu sehen. Drei Markentreffen der internationalen D-Rad-Gemeinde fanden bereits in Werder statt. Rosemarie Jordan selbst hat ein R 10-Gespann von 1930 �aufgem�belt� � die hochgezogenen Auspuffs lie� sie als individuelle Note seitlich hochziehen, viele D-Rad-�stheten taten es ihr nach.
Tr�ger des Museums ist der MC Bl�tenstadt Werder, 60 Prozent der Leihgaben kommen von den 22 Vereinsmitgliedern. Einige von ihnen f�hlen ihr Engagement f�r eine Belebung Werders nicht recht anerkannt. Das Museum ist chronisch unterfinanziert. Als man sich im vorigen Jahr mit einem Hilferuf an die Stadtverordneten wandte, gab es keine Antwort. Rosemarie Jordan ist zwar dankbar, dass man die R�ume im B�rozentrum der Havelauen kostenfrei mieten kann. Doch die Betriebskosten sind permanent auf 810 Euro monatlich gestiegen, die st�dtischen Zusch�sse gesunken. Auch dass man den Donnerstag als zus�tzlichen �ffnungstag eingef�hrt hat, reichte da nicht aus.
So f�rchtet Jordan, dass im kommenden Jahr vielleicht nicht allein die Museumsst�cke Geschichte sind. Exponate wie das Victoria-Motorradtaxi w�rden dann auf Dauer in den Schuppen schmoren. Aber wie all die Jahre ist die Museumsleiterin voller Hoffnung geblieben, dass sich noch eine L�sung �zum Wohle der Stadt Werder� ergibt. Und so hat sie auch ihren gr��ten Traum nicht ausgetr�umt: Das Zweiradmusem im Gew�lbekeller der Bismarckh�he anzusiedeln.
Saisonstart ist am 1. April. Ge�ffnet bis Oktober, Mittwoch bis Sonntag 10 bis 17 Uhr, Mielestr. 1. Au�erhalb der �ffnungszeiten Anmeldung unter (03327) 40 167.
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