Potsdam-Mittelmark: Teltow lahmt bei der Klimawende
Nur 0,1 Prozent des städtischen Strombedarfs kommt aus regenerativen Energiequellen
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Teltow - Als Teltows Stadtverordnete kürzlich das Ruhlsdorfer Solarpark-Projekt ablehnten, erwiesen sie ihrer Stadt keinen guten Dienst. Zu diesem Fazit kamen die Diskussionsteilnehmer der 3. Veranstaltungsreihe „Teltow im Klimawandel“, zu der die Agendagruppe Energie vor wenigen Tagen ins Bürgerzentrum eingeladen hatte.
Rund 30 Interessierte waren gekommen, um darüber zu diskutieren, wie auf lokaler Ebene mehr für den Klimaschutz getan werden kann. Die jüngsten Vorbehalte gegen eine solarthermische Anlage auf einer Ruhlsdorfer Ackerfläche (PNN berichteten) würden auf Unkenntnis beruhen, meinte Carsten Linke vom Brandenburger Umweltministerium. Er hatte in seinem Vortrag die Potenziale von erneuerbaren Energien erläutert und über die Klimastrategie bis zum Jahre 2020 informiert. So seien neben Dachflächen für kleinere Photovoltaikanlagen zunehmend auch Freilflächenanlagen in den Fokus gerückt. Vorrangig habe man dabei brach liegende Militär- und ehemalige Industrieflächen im Auge, aber auch Grünlandflächen. Statt auf den landwirtschaftlichen Flächen Biomasse wie Mais anzubauen, sei es effizienter, darauf Solarpaneele aufzustellen, da damit der Energieertrag um das Siebenfache gesteigert werden könne, sagte Linke. Einen doppelten Nutzen in der Ökobilanz sieht er gar, wenn die Fläche zusätzlich von Schafen beweidet würde.
Auf 20 Prozent soll der Anteil der erneuerbaren Energien im Primärenergieverbrauch bis zum Jahre 2020 im Land Brandenburg gesteigert werden. Doch das sei kein Selbstläufer, sondern erfordere neue Rahmenbedingungen, erklärte Linke: „Wenn wir nichts tun, wird der Klimawandel so massiv, dass dann auch Naturschutz sinnlos wird.“ Daher sei Aufklärung notwendig, um im direkten Gespräch über alternative Energieformen zu informieren, so Linke.
Dass die Fläche in Ruhlsdorf nicht mit Paneelen bestückt werden soll, wertete auch die Europaabgeordnete der Grünen, Elisabeth Schroedter, als „falsche Entscheidung“. Vor allem weil die Bodenpunkte für die Qualität dieses Ackers im unteren Drittel liegen, sei für sie nicht nachvollziehbar, dass der Aufbau der Paneele dem Boden schaden könnte. Dagegen sind Photovoltaikanlagen auf Ackerböden für Andreas Bergmann nicht akzeptabel. Dem Mitarbeiter der Bundestags-Fraktion „Die Linke“ ist ein Bürgersolarverein lieber, der Dächer nutzt. Einen solchen Verein gibt es in Teltow zwar, aber das Engement der Teltower beläuft sich auf nur 6,6 Prozent der gezeichneten Aktien. Der Rest stammt von Berliner Interessenten. Die Anlage auf dem Dach der Bruno-H.-Bürgel-Schule speiste im letzten Jahr rund 30 000 Kilowattstunden (kwh) Elektroenergie ins Netz. Rund 23 000 kwh wurden von Anlagen privater Teltower Hausdächer eingespeist. Insgesamt wurden damit 0,1 Prozent des Teltower Stromverbrauches abgedeckt. Im Gegensatz dazu konnte Stahnsdorf 11,4 Prozent seines Verbrauches durch erneuerbare Energien abdecken.
„Ohne den Solarverein hätte Teltow nur 0,0 Prozent aufzuweisen und wäre damit im Ranking der Städte und Gemeinden das Schlusslicht“, sieht Agendamitglied Richard Martin noch großen Nachholebedarf beim kommunalen Klimaschutz. Ein eigenes Stadtwerk wäre sicherlich eine Möglichkeit, dass alternative Energien auch in Teltow mehr Akzeptanz finden würden, so Martin. KiG
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