Potsdam-Mittelmark: Tempoeinheit auf der Autobahn
Dreieck Nuthetal soll 2009 – ein Jahr eher als geplant – fertig sein / Bund will künftig kürzere Bauzeiten
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Nuthetal - Der Wind ist empfindlich kalt, die Motoren dröhnen. Baustellenromantik ist das nicht. Aber das ist nicht der Grund, weshalb Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) in dem – so leidlich den Elementen trotzenden – weißen Zelt am Rand der A 10 – verkündet, dass künftig schneller gebaut werden soll. Statt im Mai 2010 soll der Umbau des Dreiecks Nuthetal Ende Juni nächsten Jahres fertig sein. Im kommenden Jahr soll der Ferienverkehr problemlos übers Dreieck Nuthetal rollen. Je schneller die Großbaustelle verschwindet, desto weniger Staus und Unfälle und umso besser für die Volkswirtschaft, so Tiefensees Formel.
Das Dreieck Nuthetal, wo sich der AVUS-Zubringer und die A 10 treffen, steht Modell für die Offensive des Bundes. In Zukunft wird auf großen Straßenbaustellen von Sonnenauf bis -untergang gearbeitet. In Ausnahmefällen auch nachts. Auch samstags gibt es künftig eine 8,5-Stunden-Schicht. Auf Winterbaustellen könnten laut Tiefensee beheizbare Einhausungen den Fortgang der Arbeiten auch bei widrigen Witterungsverhältnissen ermöglichen.
Für das höhere Bautempo auf der Autobahn waren zuvor intensive Gespräche mit Unternehmen und Gewerkschaften erforderlich. Zudem bedeutet dies einen „grundsätzlichen Wandel im Vergabeverfahren von Leistungen“, so Tiefensee. Mehr-, Nacht- und Wochenendarbeit gehört künftig zum Anforderungsprofil bei Bauarbeiten auf deutschen Autobahnen. Sonntagsarbeit wird es vorerst jedoch nicht geben. „Das geht zu sehr ins Geld“, begründet der Bundesverkehrsminister.
Um Staus zu vermeiden – 35 Prozent aller Staus auf Autobahnen werden durch Baustellen verursacht – und die Sicherheit zu erhöhen, sollen ein verbessertes Baustellen-Management sowie moderne elektronische Verkehrsleitsysteme zum Einsatz kommen. Bis Ende vergangenen Jahres hat der Bund 725 Millionen Euro in solche Systeme investiert. Inzwischen seien mehr als 950 Kilometer des rund 12 600 Kilometer langen deutschen Autobahnnetzes damit ausgestattet. Daneben wäre möglich, in Spitzenzeiten das Befahren von Seitenstreifen zu erlauben.
Derzeit passieren den Abschnitt zwischen den Dreiecken Potsdam und Nuthetal 90 000 Fahrzeuge am Tag. Nach einer Prognose sollen es im Jahr 2015 täglich 120 000 Fahrzeuge sein. „Das Transportaufkommen wird zunehmen“, weiß Brandenburgs Verkehrsminister Reinhold Dellmann. Dabei sei das Dreieck Nuthetal auf der Achse nach Osteuropa eine Schlüsselstelle im deutschen Autobahnsystem. Aus dem Knotenpunkt mit ungünstigen Kurvenradien und alten Brücken aus den 1940er Jahren entsteht derzeit eine moderne Verkehrsanlage. 34 Millionen Euro betragen die Baukosten. Nun kommen weitere 2,5 Millionen Euro hinzu, um die beschleunigten Arbeiten mit mehr Personal und Technik zu finanzieren. Das vorzeitige Bauende verschafft den Reisenden auch ein zusätzliches Jahr ohne Einschränkungen am Dreieck Nuthetal. Ab 2020 soll der Abschnitt auf acht Streifen ausgebaut werden. P. Könnicke
P. Könnicke
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