
© Ute Kaupke
Nuthetal: Tempolimit für Autobahn gefordert
Tempo 80 für Laster und 120 für Autos: Die Gemeinde Nuthetal fordert für die Nachtstunden eine Tempobegrenzung auf den Abschnitten der A10 und der A115 in ihrer Region.
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Nuthetal - Bürgermeisterin Ute Hustig (Linke) hatte sich mit dieser Forderung unlängst schriftlich an Infrastrukturminister Jörg Vogelsänger (SPD) gewandt – damit könnte die Lärmbelastung für alle Ortsteile reduziert werden. Jetzt hat das Ministerium reagiert. „Es gibt den Vorschlag, dass wir uns mit dem Landesbetrieb Straßenwesen Brandenburg in Verbindung setzen und die Örtlichkeiten konkretisieren“, sagte Hustig.
Damit so ein Verfahren einer verwaltungsgerichtlichen Prüfung standhält, müssten betroffene Bürger selbst Tempobegrenzung und damit Lärmschutz beantragen, sei der Kommune mitgeteilt worden. Das Thema ist nicht neu. Immer wieder wird Hustig in der Gemeinde auf Lärmschutz entlang der Autobahnen angesprochen. Die Lärmbelastung wird von vielen Anwohnern, besonders in Fahlhorst, Philippsthal und Saarmund, vorrangig in den Nachtstunden als unerträglich wahrgenommen. 2001 waren nur an der neuen Anschlussstelle Saarmund Lärmschutzwände installiert worden.
„Wir sind allem gegenüber aufgeschlossen, was eine Reduzierung des Lärms mit sich bringt“, sagte auch der Bürgermeister der Nachbarkommune Michendorf, Reinhard Mirbach (CDU), den PNN. Hustig hatte sich bereits mit seiner Amtsvorgängerin Cornelia Jung (parteilos) verständigt, sich gemeinsam für Lärmschutz an der Autobahn einzusetzen. In Michendorf ist man bereits ein Stück weiter. Dort gibt es ein Pilotprojekt von Bund, Land und einer Bürgerinitiative. Das Konzept: Lärmschutzwände werden von einem Unternehmen mit Sonnenkollektoren bestückt. Der Lärmschutz soll so aus der Einspeisevergütung für den Strom refinanziert werden.
Solch ein Projekt ist jetzt auch für die A 10 bei Fahlhorst im Gespräch. Nachdem eine Berliner Firma an die Kommune herangetreten war, sprach nun auch ein zweiter Interessent vor, um ein großflächiges Photovoltaikprojekt für Lärmschutz zu entwerfen, so Hustig. Eine Umsetzung sei jedoch noch offen.
Dass Stromgewinnung mit Lärmschutz gekoppelt keine Utopie ist, sagt auch Rainer vom Lehn, Vorsitzender des Nuthetaler Ortsentwicklungsausschusses. Eine bereits 2003 eingeweihte Photovoltaik-Lärmschutzanlage mit 500 Kilowatt Spitzenleistung an der A92 in Freising hat eine Gesamtfläche von 6 000 Quadratmetern. Die Stahlrahmen der Schallschutzwand stehen auf einem über 1000 Meter langen Erdwall. Weitere Beispiele gibt es entlang der A31 bei Emden und der A3 bei Steinhagen.
Spezieller Lärmschutz für Fahlhorst ist auch in dem von der EU geforderten Lärmaktionsplan der Gemeinde vorgeschlagen worden. Nachts sind in diesem Ortsteil 69 Bürger mit einem sogenannten Fassadenpegel von 45 bis 55 Dezibel vom Lärm betroffen, am Tage sind es bei 55 bis 65 Dezibel noch 36 Bürger. Beim Bau einer 1600 Meter langen und vier Meter hohen Lärmschutzwand wären nur noch sieben Bürger nachts vom Lärm belastet, besagt eine Modellrechnung.
Auf der zweiten bundesweiten Autobahnkonferenz in Ludwigsfelde ist Bürgermeisterin Hustig im März 2011 der Interessengemeinschaft autobahnnaher Kommunen beigetreten, um auch in dieser Gemeinschaft für mehr Lärmschutz zu kämpfen. Dort besteht die Forderung nach einer nächtlichen Geschwindigkeitsbegrenzung auf 100 Stundenkilometer für Autos und 60 Stundenkilometer für den Lastverkehr.
Ute Kaupke
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