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Neues Hafenquartier in Teltow: „Tiefgarage ohne Dach“

Stadtverordnete fassen Grundsatzbeschluss zum Bau des „Marina Quartiers“. Erstmals wurde der Investor öffentlich vorgestellt

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Teltow - Hässlich zu bauen sei genauso schwer wie schön zu bauen, sagt Uri Goldenzeil. Mit seiner Berliner Goldenzeil Immobilien GmbH will der 65-Jährige in Teltow ein Hafenquartier errichten. Nicht das städtebaulich spektakuläre Projekt, aber Goldenzeils Name war bislang ein Geheimnis. Von der Presse durfte bislang nur das von ihm beauftragte und sehr renommierte Architekturbüro Schwebel genannt werden.

Zur Stadtverordnetenversammlung am Mittwochabend wurde der aus Israel stammende Unternehmer, der seine Laufbahn in der Textilbranche begonnen hat und vor zehn Jahren ins Berliner Immobiliengeschäft wechselte, nun von Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD) begrüßt. Mehrheitlich wurde von den Stadtverordneten ein Grundsatzbeschluss verabschiedet, Goldenzeils „Marina Quartier“ zwischen Altstadt und dem neuen Hafen auf den Weg zu bringen. Etwas Skepsis blieb nach den unguten Erfahrungen, die zum Beispiel im Teltower  Mühlendorf gemacht wurden: Anfänglich gefeierte Pläne wichen mit den Jahren und nach mehreren Investorenwechseln zunehmend einer Maximalverwertung.

Einige Stadtverordnete fragen sich, ob das Hafenquartier am Ende wirklich so grün und bunt und einladend aussehen wird wie auf den von Goldenzeils Architekt Christoph Schwebel entworfenen Plänen. Und vor allem, ob es tatsächlich dazu kommt, dass das Wasser des Teltowkanals bis fast an die Altstadt heranrückt, dass am Zeppelinufer Gebäude in Form von Hobbithöhlen entstehen.

„Wir werden am Ende eine maximale Bebauung am Zeppelinufer bekommen“, prophezeite der FDP-Stadtverordnete Hans-Peter Goetz. Er bezweifelte auch, dass es zum Durchstich vom Hafenbecken unter die Zeppelinufer-Straße ins neue Quartier kommen wird. Allein die erforderliche Brücke würde wenigstens zwei Millionen Euro kosten. „Ich würde mich natürlich sehr freuen, wenn ich mich irre“, so der FDP-Mann.

CDU-Grünen-Fraktionschef Ronny Bereczky nannte das Projekt „sehr ambitioniert“ und kündigte an, das anstehende Bebauungsplanverfahren aufmerksam zu begleiten. Der BFB-Stadtverordnete Andreas Wolf äußerte gar rechtliche Bedenken, einen Grundsatzbeschluss zu fassen, bevor nicht alle Grundstückseigentümer einbezogen wurden. Goldenzeil gehören tatsächlich bislang nur etwa 7000 der 20 000 Quadratmeter großen Brache, auf der das neue Quartier entstehen soll.

Nach seinen Angaben wurde mit allen Eignern gesprochen, alle seien begeistert von dem Projekt. „Einer oder zwei“ wollten verkaufen, andere sollen Gesellschafter einer zu gründenden GmbH werden, die das Projekt heben soll, bei dem am Ende 200 bis 250 Wohneinheiten mit Wasseranbindung entstehen sollen – in bis zu fünfgeschossigen Architektenhäusern.

Baubeigeordnete Beate Rietz (SPD) unterstrich, dass die Planungshoheit bei der Stadt liege, die ja meist auf Grundstücken plane, die ihr nicht gehörten. In der Realität werden die Bebauungsplanverfahren allerdings – nicht nur in Teltow – meist von Investoren bezahlt und gelenkt, von Kommunalvertretern bisweilen aus Angst, die Wirtschaft zu verschrecken, dann kaum verändert beschlossen.

Dennoch scheint die Hoffnung, die sich mit dem vielversprechenden Investor verbindet, erst mal zu überwiegen. Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD) warb eindringlich für das Projekt, in das ein hoher zweistelliger Millionenbetrag investiert werden soll und das Teltow städtebaulich erheblich aufwerten könne. Die Idee sei „hervorragend“, mit Wohnen und Wasser eine Verbindung zwischen Alstadt und dem im Bau befindlichen Hafen zu schaffen. „Ein Bedrohungsszenario zu konstruieren ist weit hergeholt“, so der Bürgermeister.

Goldenzeil kauft, saniert und verkauft seit Jahren Mietshäuser in Berlin. Auch in  Teltow wäre das „Marina Quartier“ nicht sein erstes Projekt. Sein Architekturbüro Schwebel sehe gar keine so großen Probleme in der Wasserverbindung des Quartiers, wie er vor den Stadtverordneten betonte. „Das ist alles nicht mehr als eine Tiefgarage ohne Dach.“

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