Potsdam-Mittelmark: Tollkühne Recken in Wasser-Burgen
machten am Wochenende die Nieplitz unsicher / 3. Badewannenrennen mehr als nur Publikumsmagnet
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machten am Wochenende die Nieplitz unsicher / 3. Badewannenrennen mehr als nur Publikumsmagnet Beelitz - Auf der Nieplitz gibt es Drachen! Die Beelitzer sind ein tapferes Völkchen, und so stehen sie zu Hunderten an den Ufern, um einen Blick auf eines der Ungetüme zu erhaschen, das an diesem Sonntag hier aufgetaucht ist. Sie johlen vergnügt, jubeln ihm sogar zu. Doch dann hält die acht Meter lange Echse, starrt mit leerem Blick auf die Menschen und stößt plötzlich einen gewaltigen Feuerball aus. Dabei verbrennt sich das Tier die Schnauze, jemand eilt herbei und löscht den Brand. Dem Drachen bringt es sowohl Staunen als auch Gelächter ein. „Die Flamme hat nicht gleich gezündet, und so hatte sich Gas im Maul gesammelt“, analysiert Martin Bergholz im nachhinein. Er ist einer der Konstrukteure des Lindwurms, der in den vergangenen drei Monaten aus Pappe, Styropor und Bauschaum in einer Beelitzer Garage modelliert wurde. Das Badewannenrennen ist nicht nur Publikumsmagnet: Für dieses Ereignis wachsen die Spargelstädter über sich hinaus und konstruieren die erstaunlichsten Gefährte. So wie das örtliche Team „Schoen gemacht“, dem Bergholz angehört. 25 Gruppen gehen an den Start, so die Nieplitzhasen, drei als Nager kostümierte Mädels in einer schwimmenden Kaninchenbuchte, oder die Spreemiezen aus dem sächsischen Friedersdorf. Aus der Wannen-Partnerstadt in der Oberlausitz sind insgesamt sechs Teams angereist. Viele Teilnehmer haben sich am Motto „Rittertum und Wannenruhm“ orientiert, und so paddeln edle Ritter, finstere Barbaren, sogar ganze Burgen über die Nieplitz. Die „Zeppelin“ von Michael Töpfer und seinen Nachbarn aus der gleichnamigen Beelitzer Straße ist eine solche schwimmende Feste. Unter Beifall nehmen sie die ersten Schikanen, füttern einen Drachen mit einer Wasserbombe, zerstechen einen Ballon. Nun müssen sie um ein Krokodil herum schippern, wobei die sperrige Burg ausbricht und Töpfer in den Fluss fällt. Nass werden sie hier alle. Es folgt das „Blue Castel“. Burgherr und -fräulein paddeln in einer Wanne voraus, während das Gefolge die Burg hintersteuert. Die Knappen recken sich durch die Zinnen, um mit den Rudern ins Wasser zu reichen. Es fällt schwer, das Castel gerade zu halten. „Wie lange wart ihr denn gestern noch im Festzelt?“, spottet Moderator Helge Schmeier. Der Cheforganisator des Rennens sitzt auf einem Steg hoch über der Nieplitz und kommentiert das Geschehen auf der 400 Meter langen Strecke. Schon am Vortag hatten die Wannenrecken die ersten Prüfungen absolviert. Auf dem Landparcours mussten sie unter anderem mit Armbrustschießen und Axtwerfen den goldenen Spargel erobern. So konnten bereits wertvolle Punkt-Sekunden für die lange Reise zu Wasser vorgelegt – oder Strafzeiten kassiert – werden. Es geht gegen die Uhr, im Durchschnitt brauchen die Teilnehmer 10 Minuten. Das Drachenboot bekam als Entschädigung für die verbrannte Nase am Ende den Publikumspreis. Gesamtsieger des Rennens wurde Marco Hänschels „Spreegurke“. Und einen Sonder-Trostpreis gab es für die Wanne Ali-Ma: Sie war gleich am Start untergegangen. Thomas Lähns
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