
© Andreas Klaer
Von Jana Haase: Training im Schnee
Dirk Grünberg aus Bergholz-Rehbrücke bereitet sich auf die Hundeschlitten-WM im Erzgebirge vor
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Nuthetal - Es ist kurz vor halb zwölf, als Dirk Grünberg mit seinem Hundeschlitten aus dem Wald am Ortsrand von Bergholz-Rehbrücke schießt. Das Achtergespann von unermüdlich ziehenden Siberian Huskys biegt auf die Schlüterstraße, die sich für einen Moment in eine Winterlandschaft in Alaska zu verwandeln scheint. Wo Autos momentan besonders vorsichtig unterwegs sein müssen, herrschen für Dirk Grünberg Traumbedingungen. Denn dass der amtierende Hundeschlitten-Weltmeister mit seinen Huskys buchstäblich vor der Haustür trainieren kann, ist eine Ausnahme.
Für ein Training im Schnee muss er normalerweise mindestens nach Bayern fahren, erzählt Dirk Grünberg, während er seine Hunde ausspannt. Auch Trainingsassistentin Gudrun Ulrich, die bei allen Wettkämpfen dabei ist, hilft mit. Gebell ist jedoch keines zu hören: Denn Huskys heulen höchstens – wie ihre wölfischen Vorfahren. Das Schneewetter ist auch für die Tiere ideal. Wegen ihres dichten Fells dürfen sie ohnehin nur bei Temperaturen unter 15 Grad laufen: Weil sie Körperwärme nur über das Hecheln regulieren, würden sie sich sonst zu stark erhitzen und im Extremfall einfach umkippen, erklärt Dirk Grünberg.
14 Huskys hat der 42-Jährige insgesamt, darunter aber nur einen Rüde. Hündinnen seien „ausdauernder, zuverlässiger und arbeitsfreudiger“, weiß Grünberg, der sich seinen Lebensunterhalt mit der eigenen Hundeschule am Güterfelder Eck und einer Hundepension verdient. Vor mehr als 15 Jahren ist er in das Hundeschlitten-Geschäft eingestiegen und begann eine eigene Husky-Züchtung. „Ich wollte was temperamentvolles, ursprüngliches, gesundes“, erklärt er. Aktuell bereitet er sich auf die Weltmeisterschaft Ende Februar in Oberwiesenthal im Erzgebirge vor.
Eine Tour von 25 Kilometern absolviert Grünberg dafür täglich mit dem Schlitten – außer an den Wochenenden. Dann sind seine Hunde-Kenntnisse in der Hundeschule gefragt – oder er ist auf Regionalwettkämpfen unterwegs, wie etwa am vergangenen Wochenende im thüringischen Neuhaus am Rennweg oder ab heute in Friedrichsbrunn im Harz. Andererseits ist der Wald vor seiner Haustür am Wochenende auch „voll mit Spaziergängern und Reitern“, wie Grünberg sagt. Gerade für Pferde sei eine rasende Husky-Meute ein bedrohlicher Anblick – sie scheuen dann oft.
Bei bemerkenswerten 42 Kilometern pro Stunde liegt der Geschwindigkeitsrekord von Grünbergs Huskys – über längere Strecken sind die Tiere mit immerhin 28 Stundenkilometern unterwegs. Gesteuert werden sie nur über Kommandos und zusätzlich Gewichtsverlagerung des Fahrers. Bergauf hilft Grünberg und schiebt mit an, bergab dagegen tritt er auf die Bremse – damit die Leinen straff bleiben und der Schlitten den Hunden nicht in die Hacken fährt. Damit die Tiere lange durchhalten, hat Grünberg für die Futterpausen speziell vorbereitete Snacks dabei: Fleischbatzen mit Butter zum Beispiel.
Nach der Weltmeisterschaft will sich der Bergholz-Rehbrücker aus dem internationalen Wettkampf-Geschehen zurückziehen und nur noch spannende Touren fahren. Hundeschlittentouren für Touristen kann er sich allerdings nicht vorstellen. Vielleicht hat er dann aber neben seiner Familie – der 42-Jährige hat mit seiner Freundin eine dreijährige Tochter – auch wieder mehr Zeit für sein anderes Hobby: Das Live-Rollenspielen, bei dem Dirk Grünberg am liebsten als Ritter Sir Edward auftritt.
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