Potsdam-Mittelmark: Trauerfeier für den Bürgerwillen
MiLan weihte Mahnmal an der Ortsumgehung ein / Wende in der Verkehrspolitik gefordert
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Michendorf - Die Straßenkreuzung B2 n/Straße des Friedens ist zur Gedenkstätte geworden. „Bürgerwille, Vernunft und Lebensraum" würden an dieser Stelle unter dem Asphalt begraben liegen, verkünden zwei Steine, die hier am Samstag enthüllt wurden. Die Bürgerinitiative MiLan macht damit einmal mehr ihren Protest gegen die Ortsumgehung Michendorf deutlich, auch jetzt, nachdem die Strecke längst eingeweiht wurde.
Einerseits wolle man damit deutlich machen, dass eine Verkehrsberuhigung in Michendorf entgegen der Zusicherung der Planer nicht eingetreten und gerade diese Kreuzung zum Unfallschwerpunkt geworden sei. Andererseits soll die Verkehrspolitik von Land, Bund und EU generell kritisiert werden. Mobilität sei zwar ein hohes Gut, doch müsse auch hier das Gesetz der Nachhaltigkeit gelten, so die Kleinmachnower Bundestagsabgeordnete Cornelia Behm (Grüne). Auch bei diesem Termin erhielten die Straßengegner Rückendeckung aus der Politik: Neben Behm waren die Langerwischer Europaabgeordnete der Grünen, Elisabeth Schroedter, sowie die verkehrspolitische Sprecherin der PDS-Landtagsfraktion, Anita Tack, vor Ort.
Bauvorhaben müssten in Zukunft darauf geprüft werden, ob sie auch wirtschaftlich und ökologisch vertretbar wären, so Behm weiter. Und daran müsse sich die Förderpolitik orientieren. Auch soziale Belange müssten berücksichtigt werden: Die Abgeordnete forderte, den Bürgerwillen bereits bei der Planung zu beachten. Dies sei hier nicht der Fall gewesen, so der Wilhelmshorster Matthias Engst (CDU). „16 Jahre wurde gekämpft und es hat nicht zum Ziel geführt.“ Er sprach vom „Wahnsinn von Michendorf.“ Jetzt, da die Großgemeinde zusammenwachse, trenne die Verkehrstrasse den Ort. 27 Wege seien einfach gekappt worden, kritisierte auch Elisabeth Schroedter. „Die Probleme sind nicht gelöst worden“, Fußgänger können nur noch an zwei Stellen die Straße überqueren, doch dies sei nicht ungefährlich: „Hier wird mehr als 70 gefahren und ab 18 Uhr sind die Ampeln aus.“ Unfälle habe es bereits gegeben. Sie beschrieb die Straße als „Stachel im Fleisch der Menschen“. Die ersten würden bereits überlegen, von hier weg zu ziehen. Verkehrsexpertin Tack gab sich enttäuscht: „Wir müssen konstatieren, hier verloren zu haben.“ Dennoch seien die Bürger am Protest zusammen gewachsen. „Wir haben zwei Landes-Verkehrsminister und mehrere Staatssekretäre mit dem Problem konfrontiert, doch alle gaben sich uneinsichtig.“, sagte sie.
Eine Wende in der Verkehrspolitik forderten am Sonnabend alle Redner, die Potsdamer Netzverknüpfung immer vor Augen. Denn wenn die Brücke über den Templiner See als Teil des Projektes gebaut wird, werde es hier noch rasanter zugehen. „Das wird letztendlich Michendorf treffen“, befürchtet Bürgerinitiativlerin Ingrid Aland. Thomas Lähns
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