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Von Thomas Lähns: Trockene Argumente

Bergheide soll ans zentrale Abwassernetz. Die Michendorfer würden das Wasser lieber in der Region behalten

Stand:

Michendorf – Der Streit um den geplanten Abwasseranschluss von Bergheide kocht wieder hoch. Nachdem der Bau dezentraler Kleinkläranlagen aus wasserrechtlichen Gründen vom Tisch ist – der Wildenbrucher Gemeindeteil an der B 2 liegt in einer Trinkwasserschutzzone – haben sich Anwohner und Ortsbeirat jetzt für eine zentrale eigene Kläranlage ausgesprochen. Ihr Argument: In Zeiten sinkender Grundwasserspiegel muss so viel Wasser wie möglich in der Region gehalten werden. Denn das zentrale Abwassernetz führt über das Stahnsdorfer Klärwerk in den Teltowkanal. Auf der Sitzung des Michendorfer Hauptausschusses am Montagabend lieferten sich Bürger, Gemeindevertreter und Mitarbeiter der verantwortlichen Mittelmärkischen Wasser- und Abwasser GmbH (MWA) noch einmal einen Schlagabtausch.

Bereits seit sechs Jahren ist der Anschluss von Bergheide an das zentrale Abwassernetz des Zweckverbandes „Mittelgraben“ im Gespräch, allerdings hatte die Gemeinde Michendorf als Verbandsmitglied immer wieder gefordert, auch andere Varianten zu untersuchen. Dabei sollten sowohl ökonomische als auch ökologische Aspekte berücksichtigt werden. Dass die Entwässerung über bereits vorhandene Druckleitungen nach Stahnsdorf die wirtschaftlichtste Lösung für den Zweckverband sei, unterstrich die zuständige MWA-Mitarbeiterin Waldtraud Lenk. Denn der Bau einer neuen Kläranlage in Michendorf würde schätzungsweise 600 000 Euro an Investitions- und noch einmal 70 000 Euro jährlich an Unterhaltungskosten verschlingen. Eine Gebührenerhöhung von 7 bis 19 Cent pro Kubikmeter Abwasser im gesamten Verbandsgebiet sei die Konsequenz, sagte sie. „Natürlich sind die ökonomischen Gesichtspunkte für uns wichtig, denn wir arbeiten mit dem Geld der Bürger“, erklärte Lenk.

Aus ökologischer Sicht habe die MWA jedoch nicht nachweisen können, dass die zentrale Variante besser ist, so die Vorwürfe der Michendorfer am Montagabend. „Die Untersuchungen sind sehr lustlos erfolgt“, bemängelte zum Beispiel Michendorfs Bauamtsleiter und stellvertretender Bürgermeister Karl-Heinz Oed. Zudem sei man seit einem Jahr kein Stück weiter gekommen. „Sie haben hier keine Fakten vorgelegt“, kritisierte auch CDU-Fraktionschefin Marion Baltzer. Die Absicht der MWA sei indes für sie klar: „Wer sich die Wirtschaftspläne des Zweckverbandes anschaut, weiß wie wichtig dieses Projekt ist, um weitere Fördermittel zu bekommen.“

Im Variantenvergleich war die Einleitung des vor Ort geklärten Abwassers in den Seddiner See untersucht worden. Prinzipiell würden sich die Seddiner über jeden Tropfen freuen, räumte Waltraut Lenk ein, doch seien die Grenzwerte zum Beispiel für den Phosphor-Anteil sehr streng. Auf konkrete Nachfrage, wo diese Werte denn liegen würden, verstrickten sich die beiden anwesenden MWA-Mitarbeiter allerdings in Widersprüche. Immerhin: Einig war man sich, dass das geklärte Abwasser nicht in der Trinkwasserschutzzone versickern dürfe. Von Widersprüchen berichtete dann auch Wildenbruchs Ortsvorsteher Manfred Bellin (FBL): Demnach würden die Einwohnerzahlen von Bergheide in den Untersuchungen der MWA schwanken: Zwischen 239 im Jahre 2000 und 310 im Jahre 2005 – ein Phänomen, dass er so nicht habe beobachten können. „Es ist reine Verzögerungs- und Verschleierungstaktik,“ resümierte er.

Der Hauptausschuss sprach sich schließlich mit einer dünnen Mehrheit von 3 zu 2 Stimmen für den Zentralanschluss aus. Sollten die Gemeindevertreter dem folgen, wird auch der Verband diese Variante beschließen.

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