Potsdam-Mittelmark: Trotzige Reaktionen
Während andernorts kreativ auf die Förderpolitik des Landes reagiert wird, ist die Region wie gelähmt
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Teltow - Die Diskussion, ob Teltow, Kleinmachnow und Stahnsdorf nun einen Regionalen Wachstumskern bilden und de facto ein gemeinsames Mittelzentrum sind, ist deshalb so ermüdend, weil sie sich im Kreis dreht. „Wir sind es“, meint eine Handvoll Politiker, die sich für die Frage interessieren. „Ihr seid es nicht“, meinen die Landesplaner, die neue Wachstumskerne und Mittelzentren für Brandenburg definieren.
Auch anderswo in der Mark hat man sich Hoffnung gemacht, künftig an den Fördertropf des Landes gelegt zu werden. Im östlichen Berliner Umland sehen sich die elf Kommunen – u.a. Erkner, Hoppegarten, Neuenhagen, Schöneiche und Strausberg – als gemeinsamen Wirtschaftsraum. Bei ihnen hat die Initiative der Staatskanzlei zur Festlegung Regionaler Wachstumskerne einen „Impuls“ ausgelöst: Man wolle die seit 10 Jahren praktizierte interkommunale Zusammenarbeit intensivieren und ein gemeinsames Standortentwicklungskonzept erarbeiten. Begleitet von der „Neuenhagener Erklärung“ wurde das Strategiepapier inzwischen vorgelegt. Es soll dokumentieren, inwieweit und in welchem Maße das Umland im Osten der Metropole einen wirtschaftlichen Konzentrationsraum darstellt, der vergleichbare Funktionen wie die bisher ausgewiesenen Regionalen Wachstumskerne und Branchenschwerpunktorte erfüllt.
Standortentwicklungskonzept? Der Begriff ist auch am Teltowkanal schon mal gefallen. Mehr jedoch nicht. Während andernorts die neue Förderpolitik des Landes zum Handeln animiert und Kreativität fördert, lähmt sich das südliche Berliner Umland durch fragwürdige Fusionsideen und die Pflege lokaler Egoismen. So reagierten Kleinmachnows und Teltows Bürgermeister trotzig auf den Fakt, dass nur die Stadt Teltow Mittelzentrum werden soll. Eingeschnappt erklärten sie, dass sie dann eben ihre beiden Orten zur Fusion führen werden – entgegen aller Logik, dass die Region am besten im Dreiklang harmoniert. Zornig kehrte daraufhin Teltows Bürgermeister den Nachbarn den Rücken und erklärte, es künftig mit Ludwigsfelde aus dem angrenzenden Teltow-Fläming zu tun. Beeindruckt hat das niemanden – zumindest nicht in der Landesregierung, die vielmehr ihre Wahl künftiger Förderstandorte bekräftigte. Flugs machte Stahnsdorfs Bürgermeister kehrt, erklärte die Heiratsabsichten mit Kleinmachnow als nicht wirklich ernst gemeint und proklamierte den Zusammenschluss aller drei Orte. Nur als Stadtteile von Teltow werden Stahnsdorf und Kleinmachnow sich so entwickeln können, wie es nötig ist, so Enser.
Und so hechelt die Region von einer Fusionsidee zur nächsten. Mehr Phantasie als den – der Bevölkerung ohnehin schwer zu vermittelnden – Zusammenschluss – hat man bisher nicht entwickelt. Einen wirklichen Fingerzeig an die Landesregenten, weshalb man das Dreigespann am Kanal bei der ausgegeben „Stärken stärken“-Devise nicht ausreichend gewürdigt habe, gibt es bislang nicht. Nichts, was das eigene, regionale Selbstbewusstsein darstellt, geschweige denn stärkt. Nichts, was auf einen wirklichen Zusammenhalt hinweist, mit dem sich eine Fusion begründen ließe. Allein das Papier des Kleinmachnower SPD-Landtagsabgeordneten Jens Klocksin, in dem die Wirtschaftskraft der Region versucht wird abzubilden, wurde beklatscht – und beiseite gelegt. Bislang jedenfalls findet es keinerlei Verwendung.
Während man im Osten Berlins Strategien zur Wirtschaftsförderung verabredet, ein gemeinsames Leitbild zeichnet, Arbeitskreise für Bildung und Gesundheitswirtschaft gründet, um Potenziale zu bündeln und Netzwerke zu schaffen, verschleißt man sich in der Teltower Region bereits an kleinen Vorhaben. So palavert die Kommunale Arbeitsgruppe „Der Teltow“ ausgiebig, was im Stahnsdorfer Gewerbegebiet ein Skaterpark kosten darf.
SPD-Politiker Klocksin warnt davor, die Region weiterhin als Selbstläufer zu betrachten. Einwohnerzuwächse und Unternehmensansiedlungen sind eine Erfolgsgeschichte, aber kein Ruhekissen Die Lagegunst zu Berlin macht die Region nicht zwangsläufig zum Lieblingskind der Landesoberen. Im Osten Berlins hat man sich dazu erklärt. Der Süden ist eine Antwort noch schuldig.
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